Uno-Bericht wäre bereitBlockiert China Informationen über drohende Hungersnot nach dem Krieg?
Die russische Invasion in der Ukraine dürfte auch für den globalen Getreidehandel gravierende Folgen haben. Der Generalsekretär der Uno-Ernährungsorganisation soll ein Papier zurückhalten, dass die möglichen Auswirkungen aufzeigt.
Darum gehts
Der Krieg in der Ukraine tobt weiter. Hunderttausende sind auf der Flucht, während sich die ukrainische Armee und deren Freiwillige mit aller Kraft gegen den russischen Einmarsch stemmen. All diese Leute fehlen in der ukrainischen Wirtschaft, die Exporte liegen zurzeit komplett brach. Dies dürfte, in Kombination mit den gegen Russland verhängten Sanktionen, zunehmend Einfluss auf die globalen Getreidepreise haben, die schon jetzt in die Höhe getrieben werden.
Uno hüllt sich in Schweigen
Diese Entwicklung zu untersuchen, wäre eigentlich eine der Kernaufgaben der Uno-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO). Diese soll laut Insider-Berichten aber ein alarmierendes Papier zurückhalten, dass auf die katastrophalen Folgen verweist, die der Krieg gegen die Ukraine für die weltweite Ernährungssicherheit haben dürfte. Schuld daran soll laut dem Bericht des «Spiegels» der Generalsekretär der FAO, Qu Dongyu, sein.
Wie es aus diplomatischen Quellen heisst, soll der Chinese die Veröffentlichung des 15-seitigen Berichts zu Gunsten seiner Landesregierung blockieren. Es wird vermutet, das Peking damit weitere Panik auf dem weltweiten Getreidemarkt verhindern will. Bei einem Treffen mit Dongyu am 4. März forderten die europäischen FAO-Botschafter, dass die Organisation aktiv und ihrer Aufgabe gerecht werde. Der deutsche Botschafter Seidenberger kritisierte das «brüllende Schweigen» der Organisation angesichts der drohenden globalen Katastrophe. Diese meldet auf Anfrage von «Spiegel», ihre Experten würden «zurzeit für Interviews nicht zur Verfügung stehen».
China kauft von den USA
Derweil kauft China seit Monaten überall auf der Welt massiv Getreide und Soja auf: Allein seit Kriegsausbruch habe Peking bei seinem Erzfeind USA 20 Schiffsladungen Sojabohnen und zehn Schiffsladungen Mais bestellt, wie Händler dem Wirtschaftsdienst «Bloomberg» berichteten.
Die chinesischen Getreidevorräte werden derzeit auf hundert bis dreihundert Millionen Tonnen geschätzt. Von einem solchen Vorrat können die meisten Länder nur träumen, gleichzeitig sind viele von ihnen bedeutend abhängiger von russischen und ukrainischen Getreide-Exporten. So bezog der Libanon bis anhin mehr als 80 Prozent des Weizens aus der Ukraine. Erschwerend kommt hinzu, dass das Land seit der Explosion in der Hauptstadt Beirut im August 2020 nur noch Vorräte für etwa einen Monat anlegen kann.