«Hätte noch härter geschlagen» – Vater nimmt Langlauf-Star in Schutz

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Nach Skandal-Attacke«Hätte noch härter geschlagen» – Vater nimmt Langlauf-Star in Schutz

Der Russe Alexander Bolschunow sorgte am Sonntag für einen Eklat. Er schlug seinen Gegner und fuhr ihn um. Nun melden sich Personen aus seinem Umfeld – und nehmen ihn in Schutz.

Hier gut zu sehen: Der Ausraster des russischen Langlauf-Stars.

Video: SRF

Darum gehts

  • Am Sonntag sorgte Langlauf-Star Alexander Bolschunow für einen Eklat.

  • Er rastete komplett aus, schlug nach seinem Gegner und fuhr ihn um.

  • Entschuldigt hat sich der Russe bislang noch nicht.

  • Dafür äusserten sich Personen aus seinem Umfeld.

Der Aufschrei am Sonntag war gross. Was absolut verständlich war. Schliesslich handelte es sich ja auch um einen Skandal. Gesamtweltcup-Leader und Tour-de-Ski-Gewinner Alexander Bolschunow rastete aus, verlor in der Staffel in Lahti (Fi) komplett die Nerven.

Er schlug seinen Gegner, den Finnen Joni Mäki, und fuhr ihn um. Offenbar hatte sich Bolschunow im Zielsprint von der Laufweise Mäkis (inklusive Spurwechsel ) provozieren lassen, bei dem er aus dem Gleichgewicht gekommen war. Für den Ausraster des Gesamtweltcup-Führenden wurde die zunächst drittplatzierte russische Mannschaft disqualifiziert. Das zweite russische Staffelteam rückte aufs Podium. Norwegen gewann vor Finnland.

Mäki, das Opfer, wetterte nach dem Vorfall beim finnischen Sender «Yle» über Bolschunow. «Hinter seiner Stirn muss etwas gehörig schieflaufen», sagte er etwa. Und: «Ich wollte die Aussenbahn nehmen, damit er nicht so leicht vorbeikommt und nach innen gehen muss. Ich denke, ich bin früh genug in den äusseren Korridor gegangen. Er hat dann vergeblich versucht, trotz der schmalen Lücke, aussen vorbeizukommen.» Auf eine Entschuldigung warte er noch immer.

Bolschunow schlägt nach seinem Gegner.

Bolschunow schlägt nach seinem Gegner.

Foto: Imago

«Sie wollen unser Land bestrafen»

Und auf diese kann Mäki wohl auch noch längere Zeit warten. So äusserte sich der 24-jährige Russe bislang noch nicht. Dafür äusserten sich andere Leute aus dem Umfeld des Russen. Sein Trainer Yegor Sorin beispielsweise. Er stellte eine seltsame Forderung auf, meinte: «Die Finnen sollten disqualifiziert werden! Alexander nahm die rechte Spur und der Finne hat ihm den Weg abgeschnitten, weshalb es zum Kontakt kam.» Bolschunows Vater sagte gegenüber «sports.ru»: «Der Finne fuhr nach links und aus irgendeinem Grund begann er, die Seite zu wechseln. Er hat ihn abgedrängt, das war nicht fair.» Die Reaktion seines Sohnes sei emotional gewesen, aber er verstehe ihn voll und ganz. «Auf den Videos ist zu sehen, dass Mäki Alexander zuerst berührt. Ich bin auf der Seite meines Sohnes, vielleicht hätte ich noch härter geschlagen.»

Mit diesen Meinungen stehen Sorin und Bolschunow Senior nicht alleine da. So erhält der Langlauf-Star auch Unterstützung von seinem Teamkollegen Jewgeni Below. Auf Instagram schrieb er: «Ich unterstütze Bolschunow voll und ganz und hätte an seiner Stelle dasselbe getan. Immer wieder gibt es Situationen, in denen nur wir Russen bestraft werden. Sie wollen unser Land bestrafen.» Und Elena Välbe, die Präsidentin des russischen Langlauf-Verbandes, witterte gar eine Verschwörung: «Wir sind überall und an allem Schuld. Wenn so eine Situation zwischen Russland und anderen Nationen passiert, werden immer wir bestraft und nicht die anderen.»

Das russische Team wurde nach dem Eklat disqualifiziert.

Das russische Team wurde nach dem Eklat disqualifiziert.

Foto: Imago

Die Meinungen der Russen sind also klar. Oder doch nicht? Jemanden gibt es nämlich im Umfeld des Russen, der versucht, die Gemüter zu beruhigen. Markus Cramer. Er ist wie Sorin ein Coach von Bolschunow, hat aber im Gegensatz zu seinem Trainerkollegen eine etwas andere Meinung zum Vorfall. «Natürlich war das nicht gut, was er gemacht hat. Mit einer Stunde Abstand hat er das auch eingesehen, dass das kein gutes sportliches Verhalten ist. Es tut ihm auch leid», so Cramer gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. So etwas dürfe nicht passieren, darum habe man die Disqualifikation des Weltverbandes FIS auch akzeptiert. «Wir hoffen, dass es damit erledigt ist und so etwas nicht noch einmal passiert.»

Und die FIS? Die hat sich bisher noch nicht offiziell über mögliche Sanktionen geäussert. Russische Medien zitieren den FIS-Rennleiter Pierre Mignerey lediglich mit den Worten: «Der Vorfall hat keine Auswirkungen auf Bolschunows weitere Saison. Wenn es nach uns geht, darf er im nächsten Rennen antreten.»

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