Zeugen Jehovas: So tickt die Glaubensgemeinschaft

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Amoklauf in HamburgStrenggläubige Gemeinschaft – das sind die Zeugen Jehovas

Die Zeugen Jehovas haben sich «tief betroffen von der schrecklichen Amoktat» auf ihr Gotteshaus in Hamburg geäussert. Die Religionsgemeinschaft ist weltweit verbreitet und zählt über acht Millionen Mitglieder.

 Die Zeugen Jehovas sind eine strenggläubige Glaubensgemeinschaft – und sie steht immer wieder in der Kritik.
Am Tatort hängt ein Schild, auf dem die Webseite der Zeugen Jehovas steht.
Beim Angriff auf die Kirche wurden mehrere Personen getötet.
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 Die Zeugen Jehovas sind eine strenggläubige Glaubensgemeinschaft – und sie steht immer wieder in der Kritik.

imago/Jochen Tack

Darum gehts

  • Durch Schüsse sind während einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg mehrere Menschen getötet oder verletzt worden.

  • Der Schütze soll ein ehemaliges Mitglied sein.

  • Die strenggläubige Gemeinschaft zählt rund 200’000 Mitglieder in Deutschland.

Die vom Amoklauf in Hamburg betroffenen Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als «allmächtigen Gott und Schöpfer» und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die «Weltzentrale» ist in New York. In der Schweiz gibt es rund 19’000 Mitglieder. 

Die sektenartige Gemeinschaft ist in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik geraten. Sie ist für ihr ausgeprägtes Missionieren und das Verteilen der Zeitschriften «Der Wachtturm» und «Erwachet!» bekannt. Ihre Mitglieder lehnen Bluttransfusionen ab. Die Mitglieder treffen sich zweimal wöchentlich zu Zusammenkünften – so auch am Donnerstagabend, als die tödlichen Schüsse in Hamburg fielen.

Verweigerung von Militärdienst

Feier- und Festtage lehnt die Glaubensgemeinschaft ab. Sie betrachten Feste wie Weihnachten oder Ostern als «Götzendienst». Diese Feste seien auf heidnische Wurzeln zurückzuführen. Ihre einzige religiöse Feier ist das Abendmahl. Dort wird dem Tod Christi gedacht. Die Zeugen Jehovas dulden den Staat, trotzdem verweigern sie aber gewisse Pflichten – so zum Beispiel den Militärdienst.

«Wir gingen von Haus zu Haus und haben jede Klingel gedrückt. Ich habe mich jedes Mal so unwohl gefühlt. Ich hatte Panik davor, einen Freund anzutreffen», sagte ein Ausgetretener 2019 zu 20 Minuten. Auch die Rolle der Frau ist in der Glaubensgemeinschaft streng geregelt. «Es herrscht ein extrem patriarchales System. Frauen sind bei ihnen nur dazu da, die Toiletten im Königreichsaal zu putzen, die Hausarbeit zu erledigen und die sexuellen Bedürfnisse der Männer zu befriedigen.»

Schwieriger Ausstieg

Personen, die aus der Glaubensgemeinschaft austreten, werden geächtet. Das ganze soziale Umfeld bricht weg. «Wenn du die Sekte verlässt, verlierst du deine Familie und deine Freunde. Deshalb ist es wichtig, sich schon vor dem Ausstieg ein soziales Netzwerk ausserhalb der Sekte aufzubauen. Sonst fällt man in ein tiefes Loch», sagt der Aussteiger zu 20 Minuten.

Zeugen Jehovas «tief betroffen» nach Amoklauf

Die Zeugen Jehovas haben sich «tief betroffen von der schrecklichen Amoktat» auf ihr Gotteshaus in Hamburg geäussert. «Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen», erklärte die Religionsgemeinschaft in der Nacht zum Freitag. «Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten.» Die Gemeinschaft gab an, die Bluttat habe sich «nach einem Gottesdienst» ereignet. Dabei wurden am Donnerstagabend im nördlichen Stadtteil Gross Borstel nach Polizeiangaben mehrere Menschen durch Schüsse getötet und weitere schwer verletzt. 

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