Unwetter in La Chaux-de-Fonds: Hat die schachbrettartige Stadtstruktur das Wetterphänomen verstärkt?

Aktualisiert

Unwetter in La Chaux-de-FondsHat die schachbrettartige Stadtstruktur das Wetterphänomen verstärkt?

Das Unwetter in La Chaux-de-Fonds hinterliess am Montag innert Minuten ein Bild der Verwüstung. Experten erklären, was geschehen ist und wie häufig solche Ereignisse vorkommen.

So gross sind die Schäden nach dem Unwetter.

20min

Darum gehts

  • Das Unwetter in La Chaux-de-Fonds hinterliess am Montag ein Bild der Verwüstung.

  • Experten erklären, was sich vor Ort ereignete.

  • Laut den Meteorologen ist das Jura ein Hotspot für Tornados.

Das ist passiert

Ein Mega-Unwetter zerstörte in La Chaux-de-Fonds am Montagvormittag innert wenigen Minuten etliche Häuser, Dächer und Autos. Vor Ort wurden Windböen von 217 km/h gemessen. Sollten diese Geschwindigkeiten bestätigt werden, wäre es die stärkste Orkanböe, die seit 1982, dem Beginn der Messungen in der Region, registriert wurde. Experten ordnen ein.

Ein Tornado oder Fallböen

Ob es sich in La Chaux-de-Fonds um einen Tornado oder einen sogenannten Downburst handelte, lässt sich laut Patrick Stierli des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz anhand der vorhandenen Messungen und Beobachtungen noch nicht abschliessend klären. «Wir tendieren momentan eher zu einem Downburst. Ein Downburst ist eine schwere Gewitterfallböe

So kam es zu den extremen Winden

Klar ist laut Stierli, dass sich vor Ort ein sogenanntes Superzellengewitter ereignete. Eine Superzelle ist ein häufig sehr starkes Gewitter, welches durch einen rotierenden Aufwindbereich gekennzeichnet ist. «Nebst den üblichen Gewitterzutaten wie ausreichend Feuchtigkeit, Hebung und Instabilität der Luftmasse braucht es für eine Superzelle Windgeschwindigkeiten, die mit der Höhe zunehmen», so Stierli.

Ein heftiges Unwetter fegte am Montag über La Chaux-de-Fonds.
Dieses Auto sowie ein Gebäude wurden nach dem heftigen Sturm in Le Cret-du-Locle bei La Chaux-de-Fonds zerstört.
Dieses Dach wurde durch den Sturm komplett zerstört.
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Ein heftiges Unwetter fegte am Montag über La Chaux-de-Fonds.

AFP

Wurde die Stadt wegen ihrer Struktur so stark getroffen?

Über diese Frage wird derzeit spekuliert. Gegenüber «RTS» stellt der Meteorologe Nicolas Borgognon von MeteoNews aber die Theorie auf, dass die Intensität des Wetterphänomens und der Zerstörung mit der schachbrettartigen, «amerikanischen» Struktur der Stadt zusammenhängen könnten. «Dies hat möglicherweise einen ‹Ventury-Effekt› erzeugt, das heisst die Windböen werden zwischen den Gebäuden kanalisiert und komprimiert, so dass ihre Wirkung stärker ist.»

Wie häufig kommen in der Region solche extremen Wetterereignisse vor?

Tornados und Fallböen sind in der Schweiz laut den Meteorologen selten. Der Kanton Jura liefere für ein solches Wetterereignis wegen seiner Topografie jedoch gute Bedingungen. «Er ist einer der ‹Hotspots› bezüglich Tornados in der Schweiz», so Stierli zu 20 Minuten.

Diese Tornados wüteten in der Westschweiz

In drei bekannten Fällen - am 19. August 1890 und am 26. August 1971 im Vallée de Joux im Waadtländer Jura, sowie am 12. Juni 1926 bei La Chaux-de-Fonds - hätten Tornados von Südwest nach Nordost kilometerlange Schneisen in den Wald geschlagen und viele Gebäude teilweise oder total zerstört, ergänzt Stephan Bader von MeteoSchweiz.

Könnte es zukünftig häufiger zu solchen Extremereignissen kommen?

Laut Christoph Raible, Professor für Klima und Umweltphysik an der Universität Bern, kann man das noch nicht mit hoher Zuverlässigkeit sagen. Der letzte Bericht des Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) halte jedoch fest, dass es mit «mittlerer Wahrscheinlichkeit» zu einer Zunahme schwerer Stürme in Europa kommen wird, dazu gehören auch Tornados.

Gegenüber «24 heures» sagt eine Meteorologin, dass das Risiko von Tornados heute grösser ist. «Alle Extremereignisse wie Überschwemmungen, Hochwasser, Hitzewellen und Unwetter werden in Zukunft tendenziell zunehmen.»

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