Nach Uniform-VerbotHeilsarmee-Band muss sich umtaufen
Die Heilsarmee muss beim Eurovision Song Contest 2013 in Malmö nicht nur auf ihre Uniformen verzichten, auch ihr Name ist nicht regelkonform. Die Organisation ist «erstaunt».
Im Frühling 2013 könnte die sechsköpfige Heilsarmee-Band ins schwedische Malmö reisen, um dort die Schweiz am ESC 2013 zu vertreten. Doch ihre Uniformen werden zuhause im Schrank bleiben müssen. «Die Heilsarmee darf ihre Uniform nicht tragen, weil das Reglement es verbietet, dass der Eurovision-Auftritt für Werbezwecke genutzt wird», so Jarmo Siim gegenüber 20 Minuten Online. Dies betreffe auch Non-Profit-Organisationen wie die Heilsarmee. «Die Band muss Kostüme tragen, welche keine Assoziation zur Heilsarmee wecken - so sehr wir deren wohltätige Arbeit auch schätzen.»
Doch der Probleme sind damit noch nicht genug. Die Heilsarmee muss sich auch einen neuen Namen einfallen lassen: «Unter dem Namen 'Heilsarmee' darf die Gruppe nicht am ESC auftreten», bestätigt ESC-Sprecher Siim. Es müsse ein neuer Name gefunden werden, der keine Verbindung zur christlichen Organisation herstelle. Immerhin sei die Heilsarmee auch eine Marke. «Eine McDonald's-Band würden wir auch nicht zulassen», erklärt Siim.
Heilsarmee ist enttäuscht
Das SRF ist über die Forderungen informiert. Bei der Heilsarmee ist man konsterniert. «Wir sind erstaunt über die Auflagen der EBU, da wir weder eine politische noch eine kommerzielle Organisation sind. Aber die Entscheidung, was regelkonform ist und was nicht, liegt nicht bei uns.» Die Enttäuschung ist gross: «Wir haben versucht, so authentisch wie möglich zu sein. Das TV-Publikum hat für uns als Gesamtpaket abgestimmt. Ohne Uniform hätten wir bestimmt weniger Stimmen bekommen», so Heilsarmee-Sprecher Martin Künzi. Er glaubt, die Siegeschancen in Malmö seien durch die neuen Auflagen geschmälert: «Als irgendeine Band, die «You and Me» singt, werden wir weniger Erfolg haben.» Ob sich die Heilsarmee aus dem Wettbewerb zurückzieht, will sie am Dienstag, 18. Dezember entscheiden.
Roman Camenzind, dessen Firma HitMill den Heilsarmee-Song geschrieben und produziert hat, sieht den ganzen Trubel positiv: «Für uns ist das Ganze nur von Vorteil. Die Solidarität und das Interesse werden durch die ganze Geschichte nur noch steigen. Jeder in Europa wird wissen, wer da auf der Bühne steht.» Er würde es bedauern, wenn die Heilsarmee nicht nach Malmö fahren würde, doch: «Ich werde jeden Entscheid der Heilsarmee zu 100 Prozent mittragen.»
Mitte Januar wird das zuständige Gremium in einer Sitzung befinden, ob der Schweizer Beitrag die Kriterien der Europäischen Rundfunkunion (EBU) erfüllt. Bis im März hat die Heilsarmee spätestens Zeit, allen Forderungen nachzukommen, ansonsten wird sie disqualifiziert. «Uns liegt aber daran, dass es nicht so weit kommen muss», sagt Siim.
Beim Song selbst bestehen keine Probleme. Nicht gestattet sind gemäss den Regeln der EBU Lieder, die eine politische oder kommerzielle Botschaft enthalten. Beim Siegertitel «You and Me» ist dies nicht der Fall, bestätigt ESC-Sprecher Siim.