«Herr Done, warum sehe ich hier so viele Penisse?»

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Fragen an CEO«Herr Done, warum sehe ich hier so viele Penisse?»

Chatroulette war vor zehn Jahren der letzte Schrei. Dann wurde es ruhig um den Dienst. Wegen der Corona-Krise erleben die Zufalls-Chats jetzt ein Comeback.

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Pandemie: Die Anzahl Chatroulette-Nutzer hat sich in der Schweiz fast verdreifacht. (Video: 20M)

«Nichts kann Sie auf das neuste Online-Phänomen vorbereiten.» Diesen Satz schrieb die «New York Times» am 20. Februar 2010. Im Artikel ging es um Chatroulette.com. Die Idee dahinter: Nutzer werden im Zufallsprinzip mit anderen Leuten überall auf der Welt verbunden.

Wie im Casino hatte man auch bei Chatroulette manchmal Glück und landete zum Beispiel in einem Tête-à-Tête mit Rapper Snoop Dogg. Beim nächsten Klick gab es unerwünscht viel nackte Haut. Damit verdiente Chatroulette kurze Zeit viel Geld. Vor zehn Jahren gab es einen gigantischen Hype um die Plattform. Gebaut wurde sie vom damals 17-jährigen Russen Andrey Ternovskiy. Dann versank die Site in der Erinnerung.

Jetzt meldet sich Chatroulette zurück. Die Firma ist nach Zug in die Schweiz gezogen, plant einen grossen Relaunch und hat mit Andrew Done einen neuen CEO.

Herr Done, in unserem Test im Zufallsmodus sehen wir bei sieben von zehn Connections nur Penisse. Was machen wir falsch?

Es gibt verschiedene Modi. Der Random-Mode ist einer davon. Wir empfehlen Nutzern den gefilterten Modus. Seit Anfang Jahr laufen auf unserer Seite grosse Anstrengungen, um in dem Modus einen virtuellen Raum zu bieten, wo sich Nutzer treffen und drauflosplaudern können – ohne sexuelle Inhalte zu sehen.

Eine Suche mit Google Trends zeigt: Vor zehn Jahren boomte die Plattform. Wie viele Nutzer hat Chatroulette heutzutage?

Es sind ungefähr zwei Millionen Nutzer pro Monat. Schweizweit waren es rund 30'000. Seit der Corona-Pandemie hat sich Zahl der Nutzer stark nach oben bewegt. Es sind nun drei Millionen Nutzer weltweit und bis zu 80'000 in der Schweiz.

Was zieht die Nutzer an?

Ich glaube, die ungeschliffene Erfahrung reizt viele. Jeder kann innert Sekunden mit jemandem auf der anderen Seite der Welt eine Konversation starten. Die Ungewissheit, was als Nächstes kommt, ist auch spannend. Vor kurzem hatte ich eine Session mit einem Freund, der Chatroulette noch nicht kannte. Er war schockiert, wie viel Spass es macht.

Was ist eine schöne Chatroulette-Erfahrung?

Ich habe einen Background als Musiker. Letzte Woche gab ich jemandem aus Israel einen improvisierte Gitarrenlektion, da er gerade dabei war, Musik zu machen, als wir verbunden wurden.

Und was war Ihre schrägste Erfahrung?

Ich bin mir nicht sicher, ob ich bereit bin, diese Erinnerungen noch einmal Revue passieren zu lassen. Es gab bizarre Dinge, auf die man stossen konnte. Heute sind wir mit der Plattform aber an einem anderen Ort als früher.

Wo genau?

Wir planen noch in diesem Monat einen grossen Relaunch. Die neue Plattform wird zuverlässiger werden und einiges moderner aussehen. Da wir den Sitz neu in der Schweiz haben werden wir zudem auch den Richtlinien der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) entsprechen. Im Laufe des Jahres werden wir dann weitere Funktionen testen und lancieren.

So wird gefiltert

Um Chatroulette zu nutzen, brauchen Nutzer kein Konto. Was aber, wenn jemand gegen die Regeln verstösst und sein Gemächt im gefilterten Modus zeigt? Nutzer können andere Nutzer melden. Passiert das oft, werden sich Moderatoren den Streamer ansehen. Chatroulette kann Nutzer bis zu einem gewissen Grad mit der IP-Adresse und quasi dem Fingerabdruck des verwendeten Browser identifizieren. Verstossen Nutzer gegen die Regeln, dann werden sie gesperrt.

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