SpitzenmedizinHerzstandort nach Abgang nicht gefährdet
Der Wechsel von Herzchirurg Volkmar Falk nach Berlin gefährde den Herzstandort Zürich nicht. Man sorge rasch für eine gute Nachfolge, sagte etwa Gesundheitsdirektor Heiniger.

Herzchirurg Volkmar Falk kehrt Zürich den Rücken und wird neuer Leiter des Herzzentrums in Berlin.
In Berlin wird Volkmar Falk Leiter des Deutschen Herzzentrums und übernimmt gleichzeitig eine Professur an der Charité. Er verlässt das Zürcher Universitätsspital (USZ) und die Universität Zürich (UZH), wo er einen Lehrstuhl hat, Ende September. Seine neue Stelle tritt Falk am 1. Oktober an, wie er zur Nachrichtenagentur sda sagte.
USZ und UZH wollen laut einer Mitteilung vom Mittwoch nun möglichst rasch den Lehrstuhl und die Klinikleitung neu besetzten, sagte USZ-Sprecher Gregor Lüthy. Die Nachfolge soll nahtlos, also bereits auf den 1. Oktober, stehen. USZ und UZH haben sich laut Lüthy deshalb auf ein beschleunigtes Verfahren geeinigt.
Noch habe man niemanden im Auge, obwohl man sich intern durchaus schon über die eine oder andere Person Gedanken gemacht habe. Erst jetzt werde man Gespräche aufnehmen.
Keine Überraschung
Der Wechsel kommt nicht wirklich überraschend. Schon letzten Herbst hatte Falk bestätigt, dass er an der Stelle interessiert sei. In Berlin könne er «verwirklichen, was ich immer vorhatte», sagte er am Mittwoch. Es sei eine grosse Einheit, die er noch weiter entwickeln könne.
Das dortige Herzzentrum sei eines der grössten und renommiertesten Deutschlands und Europas. Ins Gewicht gefallen sei zudem, dass er die Professur-Nachfolge antreten könne, sobald sie frei werde. Auch der Forschung könne er sich weiterhin widmen, was ihm sehr am Herzen liege.
Eine Rolle gespielt hat im weiteren, dass es mit dem geplanten gemeinsamen Herzzentrum von USZ und dem Zürcher Stadtspital Triemli nicht voran geht. Wäre es zu Stande gekommen, so hätte er sich möglicherweise in Berlin gar nicht beworben, sagte Falk.
Internationale Kapazität
Der 48-jährige Deutsche ist eine international anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der minimal-invasiven und katheterbasierten Herzklappenchirurgie. Falk hatte Anfang 2009 die Klinikleitung am USZ übernommen.
Er folgte auf Michele Genoni. Dieser hatte 2004 vom pensionierten langjährigen Direktor Marko Turina eine Klinik übernommen, deren Ruf nach einer tödlichen Panne bei einer Herztransplantation arg angeschlagen war.
Falk stellte die Klinik «auf ein stabiles Fundament», wie es in der Mitteilung von USZ und UZH heisst. Dies war umso wichtiger, als in diesen Jahren der Kampf um die Verteilung der Spitzenmedizin, namentlich die Herztransplantationen, im Gang war. Am Ende sind es nun mit Zürich, Bern und Lausanne doch drei Zentren, die Herzen transplantieren dürfen.
Gute Leute ans Herzzentrum geholt
Zusammen mit der Kardiologie baute Falk das USZ-Herzzentrum auf. Dort arbeiten Teams verschiedener Fachrichtungen Hand in Hand. Falk führt es zusammen mit dem Leiter Kardiologie, Thomas Lüscher.
Das Zentrum funktioniere gut, sagte USZ-Sprecher Lüthy. Natürlich sei es bedauerlich, dass man nun einen Chef verliere. Man habe aber sehr gute, auch international renommierte Leute gewinnen können.
Auch Michele Genoni, Chefarzt Herzchirurgie am Stadtspital Triemli, sagte auf Anfrage, durch den Weggang Falks seien «die Qualität und die Stabilität des Herzstandortes Zürich nicht gefährdet». Dieser bestehe aus drei Zentren: USZ, Triemli und die private Hirslanden Klinik. «In allen arbeiten hochqualifizierte Teams von Fachspezialisten».
Zuversichtlicher Gesundheitsdirektor
Der kantonale Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger (FDP) bedauerte den Weggang von Professor Falk gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Andererseits könne Zürich auch stolz sein, dass ein Herzchirurg aus dem USZ an «eine der renommiertesten Kliniken Europas berufen wird".
Heiniger ist überzeugt, dass rasch eine gute Nachfolge für Falk gefunden wird. Wer immer dies sei, könne «auf einer starken Basis weiterbauen».
Er sei überzeugt, dass das USZ den Weggang gut meistern könne und auch künftig eine hervorragende Herzmedizin biete. Der Erfolg hänge ja nicht nur von einem Kopf ab, sondern stütze sich auf ein Team von ausgezeichneten Mitarbeitenden. (sda)