Päpstliche Pipi-PosseHexenverbrennung in Hamburg
Die «Titanic» sieht ihrer Kollision mit dem Papst vor dem Hamburger Landgericht gelassen entgegen. Dabei ist der Prozess nur die Spitze des Eisbergs: Geplant wird etwa auch ein Mittelalter-Markt.
In Hamburg beginnt am Freitag, den 31. August der Prozess in der Causa «Papstbeleidigung»: Vor dem Landgericht will die «Titanic» weltlichen Widerspruch gegen den Bannstrahl von Papst Benedikt XVI. gegen die Juli-Ausgabe des Heftes einlegen. Der Heilige Stuhl fühlte sich vom Titelblatt des Frankfurter Satire-Magazins provoziert (20 Minuten Online berichtete).
Hoffen auf ein VatiLeaks
Chefredaktor Leo Fischer gab sich in einer Pressemitteilung zuversichtlich. Weder der Papst noch seine Rechtsvertreter hätten bisher zu dem 15-seitigen Widerspruchsschreiben der Zeitschrift Stellung genommen.«Dem Heiligen Vater fehlen wohl die Argumente. Andererseits gehen im Vatikan derzeit viele Dokumente verloren; vielleicht wird die Antwort des Papstes noch rechtzeitig zum Prozessauftakt geleakt», spekulierte er.
Das Magazin vom Main kündigte an, mit der kompletten Belegschaft an die Elbe zu reisen, um in Hamburg das Gespräch mit Kirchenvertretern und Journalisten zu suchen und sich symbolisch an den Michel zu ketten. Die Kirche ist das lokale Wahrzeichen der Hansestadt, hier jedoch wird der Protest häretisch: Der Michel ist eine protestantisches Gotteshaus.
«Die PARTEI», der politische Arm des Magazins, will darüber hinaus in der Innenstadt einen Papst-Mittelaltermarkt veranstalten. Schweizer kennen «Die PARTEI» durch ihren lokalen Ableger («AO Schweiz»), der sich für die Völkerverständigung zwischen Germanen und Eidgenossen einsetzt (siehe Artikel).
Pranger und Hexenverbrennung
Bei dem angedrohten Spassspektakel sollen Jongleure, Feuerspucker, ein Pranger und symbolische Hexenverbrennungen kleinen und grossen Lesern des Satireheftes ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. «Interessierte Bürger sollen sich so in die Lebenswelt des Papstes hineinversetzen können», heisst es in der Pressemitteilung.
Der Papst selbst wird nicht vor dem Hamburger Landgericht erwartet: Er hat sich mit seiner Klage wegen Persönlichkeitsverletzung ohnehin einen Bärendienst erwiesen: Sein Vorgehen gegen das entsprechende «Titanic»-Exemplar sorgte dafür, dass das Heft ausverkauft war und die Folgeauflage um 70 Prozent erhöht wurde.