BioschwindelHickhack um den Bioacker
Der Schweizer Biomarkt boomt. Doch jetzt kommt Kritik von der Forschung: Bio ist ineffizient und gefährlich. Die Bio-Branche will davon nichts wissen.

Bio-Produkte stehen in der Kritik.
Wer auf Bio setzt, achtet auf seine Gesundheit und die Umwelt. Doch nun kommt Kritik von wissenschaftlicher Seite. Nina Fedoroff, Präsidentin der amerikanischen Wissenschafts- Gesellschaft AAAS bemängelt, der Bioanbau sei vor allem eins: ineffizient. Ein kostengünstiger Sack Dünger auf dem Getreidefeld reiche für konventionellen Anbau. Der Bioanbau benötige dagegen neben dem Acker erst einmal Land für Tiere, um Dünger zu gewinnen. Dadurch würden viel zu grosse Flächen gebraucht.
Auch bei der Schädlingsbekämpfung sei der Bioanbau kein Musterknabe – im Gegenteil: Die gängigen Massnahmen seien schädlicher als die des herkömmlichen Anbaus, sagte Fedoroff neulich in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag». Die Gentechnologie sei beim Bioanbau Tabu. Beim Einsetzen von Antibiotika und Bakterien-Toxinen seien die Biobauern dagegen weniger zimperlich. Laut Fedoroff sind diese Massnahmen schädlicher als Gen-mutierte Pflanzen.
Gentechnologie besser als Antibiotika
Gleicher Meinung ist auch Prof. Beda Stadler, Immunologe an der Universität Bern. «Grüne Gentechnologie wäre eine Chance für den Bioanbau», sagt er gegenüber 20 Minuten Online. Seit es die Technologie gibt, sei keine Katastrophe passiert. Geht es nach ihm, wäre die Grüne Gentechnologie eine saubere Lösung für Biobauern.
«Biobauer setzen ebenfalls Antibiotika ein, wie ihre normalen Kollegen», betont er. Das sei schädlicher, als ein Antibiotika-Resistenz-Gen in eine Pflanze einzupflanzen, um diese für die Zucht einzusetzen. «Ausserdem sind im Bioanbau viele Giftstoffe erlaubt. Bio-Trauben werden zum Beispiel mit Kupfersulfat vor Pilzen geschützt», warnt er. Die Kupfermengen im Wein seien zwar unschädlich für den Menschen, das Kupfer im Boden aber «eine ökologische Sünde».
Bio-Branche dementiert
Die Biobauern und der Dachverband Biosuisse wollen jedoch nichts von der Kritik wissen: Beim Schweizerischen Bauernverband gewichtet man die langfristige Ressourcenschonung des Bioanbaus wichtiger als eine Effizienzsteigerung um jeden Preis. «Wir wollen Optimierung und keine Maximierung», so Sprecherin Sandra Helfenstein.
«Eine höhere Effizienz nützt uns nichts, wenn wir gleichzeitig das Wasser verpesten und die Düngerressourcen aufbrauchen», heisst es bei Biosuisse. Auch Gentechnologie ist für beide kein Thema: Soeben hat sich der Schweizerische Bauernverband für eine Verlängerung des Gen-Moratoriums für weitere vier Jahre ausgesprochen. «Die Konsumenten wollen keine Gentechnologie in ihrer Nahrung», sagt Helfenstein. Ausserdem biete die Technologie zurzeit keinen effektiven Nutzen für Biobauern. Bei Biosuisse befürchtet man ausserdem, dass die Gentechnologie die Bauern schwächt und von der Agrarindustrie abhängig macht.