Bewerbung und JahresgesprächHier darfst du im Job lügen
Bei Bewerbungsgesprächen schummeln viele Leute. Dabei können Lügen bei der Arbeit aber ein Kündigungsgrund sein. In gewissen Situationen ist es jedoch in Ordnung, die Wahrheit nicht zu sagen.
Darum gehts
Aus Höflichkeit, Angst oder Egoismus – gelogen haben alle schon einmal. Laut Studien lügen Menschen durchschnittlich sogar bis zu 25-Mal am Tag. Auch im Job kommen viele nicht ums Lügen herum. Insbesondere bei Bewerbungsgesprächen wird gerne geschummelt.
In dieser Situation werde die Wahrheit meist umgedeutet, erklärt Arbeitspsychologin Nicola Jacobshagen: «Die dreimonatige Reise in den USA wird etwa zum Sprachaufenthalt gemacht, um interessanter für den Job zu wirken.»
Auch bei Jahresgesprächen kann es vorkommen, dass Angestellte lügen. So werde etwa die Frage, wie zufrieden man im Job ist, eher selten wahrheitsgetreu beantwortet. «So wollen die Leute negative Konsequenzen, wie das Risiko den Job zu verlieren, vermeiden», erklärt Jacobshagen.
Das verleitet dann auch dazu, bei Überlastung und Stress zu lügen. Doch wer behauptet, Aufgaben rechtzeitig erledigen zu können und schlussendlich nicht liefern kann, riskiere eine Abmahnung oder auch eine Kündigung.
«Man sollte darum lieber frühzeitig das Gespräch mit den Vorgesetzten suchen, bevor man sich in Notlügen verstrickt und die Situation eskaliert», sagt Jacobshagen.
Krank melden und Zuspätkommen
Am meisten gelogen wird im Beruf, wenn es ums Kranksein geht, wie eine Umfrage des Portal Simply Hired zeigt. So geben 60 Prozent der Arbeitnehmenden an schon einmal über ihren Gesundheitszustand gelogen zu haben, um nicht zur Arbeit zu müssen.
Genauso oft wird gelogen, wenn es darum geht, nach der Arbeit mit den Arbeitskollegen etwas zu unternehmen. Beinahe die Hälfte der Befragten gab zudem an schon mal geflunkert zu haben, wenn sie zu spät zur Arbeit gekommen sind.
Lügen schaden meist anderen
Grundsätzlich sollten Lügen im Job vermieden werden, rät Personalexperte Matthias Mölleney. Denn meist schade eine Lüge anderen Personen. «Wer sich beispielsweise durch Schummeleien im Bewerbungsgespräch einen Vorteil verschafft, schnappt möglicherweise einer besser qualifizierten Person den Job weg.»
Hat eine Lüge im Beruf negative Folgen für die Kundschaft, Mitarbeitende oder das Geschäft, könne das zu einer Verwarnung führen und bei Wiederholung in einer Kündigung enden. Fügt die Lüge wirklich niemandem Schaden zu, handle es sich um eine ethische Grauzone, so der Personalexperte.
Bei diesen Fragen ist Lügen okay
Trotzdem gebe es gewisse Momente, in denen Lügen bei der Arbeit vertretbar sind: «Fragen zur Gesundheit, Familienplanung oder persönlichen Überzeugungen wie Religion und Politik muss man nicht beantworten», erklärt Mölleney.
So darf ein Arbeitgeber beispielsweise nicht nach einer Schwangerschaft fragen. Wird diese Frage trotzdem gestellt, können Arbeitnehmende die Antwort verweigern. «Oder eben lügen, wenn ihnen unwohl dabei ist, nichts zu sagen», so Mölleney.