SRF-Sendung «Club»«Hier geht es nicht um Asoziale versus Superhelden»
Braucht es kostenlose Corona-Tests? Muss die Schweiz den Druck auf Ungeimpfte erhöhen? Und welche Rolle spielen die Medien? Darüber haben die Gäste im «Club» auf SRF diskutiert.
Darum gehts
Journalist Beat Glogger sagte, er halte kostenpflichtige Corona-Tests für einen «politischen Fehlzug».
Jeder Bürger und jede Bürgerin habe das Recht zu erfahren, wenn die Intensivstationen überfüllt seien, betonte Tanja Stadler von der Covid-Taskforce.
20-Minuten-Chefredaktor Gaudenz Looser argumentierte, die Medien könnten die Minderheit der Massnahmen-Kritiker und -Kritikerinnen nicht einfach totschweigen.
In der Sendung «Club» auf SRF haben am Dienstagabend Experten und Expertinnen sowie Medienfachleute debattiert, wie man trotz Meinungsverschiedenheiten zum Thema Corona – und konkret zur Willigkeit, sich impfen zu lassen – nicht in Streit gerät.
Maja Balmer, Initiantin der Petition gegen kostenpflichtige Tests, meinte, dass man ausgerechnet beim Thema Impfen keine Wertung machen müsse. «Hier geht es nicht um asoziale Menschen versus Superhelden.» Sie fände es gut, wenn sowohl das Testen wie auch das Impfen kostenfrei wären. Wissenschaftsjournalist Beat Glogger stimmte ihr teilweise zu. Er hält die Kostenpflichtigkeit der Tests für einen «politischen Fehlzug». Auch Kommunikationswissenschaftler Marko Ković sah das ähnlich: Indem man den Druck auf die Ungeimpften erhöhe, seien die Massnahmen-Kritiker und -Kritikerinnen erst recht motiviert worden, gegen den Bundesrat zu demonstrieren.
In der Runde wurde auch über die Rolle der Medien bei der Berichterstattung diskutiert. Sozialwissenschaftler Ković sagte, dass sich ein kleiner Kern der radikalsten Massnahmen-Kritiker und -Kritikerinnen sich aus der Medienberichterstattung bedienten. Bereits in einem 20-Minuten-Artikel hatte er die Meinung geäussert, die Medien würden die Corona-Radikalisierung vorantreiben. Gaudenz Looser, Chefredaktor von 20 Minuten, konterte einmal mehr, wie er es schon vergangene Woche getan hatte, als er Ković antwortete, dass es nicht angehe, dass 20 Minuten eine Minderheit einfach totschweige.
Wissenschaft versus Emotionen
«Hier geht es um Empfindlichkeiten», sagte Chefredaktor Looser im «Club». Die Massnahmen-Kritiker und -Kritikerinnen hätten das Gefühl, «dass ihnen eine Gewalttat angetan wird». Er sieht dafür zwei Gründe: Die Tatsache, dass sich jeder Schweizer und jede Schweizerin im Land demokratisch selbst verwirklichen wolle. Einige reagierten mit Protest, wenn der Staat autoritärer auftrete als sonst. Der andere Grund sei der Wohlstand hierzulande: Die Mehrheit der Bevölkerung sei kaum jemals mit derart problematischen Situationen wie die Corona-Pandemie konfrontiert gewesen, so Looser.
Tanja Stadler, Präsidentin Covid-19-Taskforce des Bundes, meinte diesbezüglich, dass die Wissenschaft nichts mit Emotionen zu tun habe. Bettina Schindler, Co-Präsidentin des Kantonalverbandes von Psychologinnen und Psychologen in Zürich, gab ihrerseits an, dass sie viele Patienten und Patientinnen betreue, die aufgrund der Berichterstattung Angst erlebten. Tanja Stadler von der Covid-Taskforce fand dazu eine klare Antwort: «Jeder Bürger und jede Bürgerin hat das Recht und die Pflicht, zu hören, wenn die Intensivstationen überfüllt sind. Dies zu verschweigen, ist falsch.»
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Hier findest du Hilfe:
BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00
BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92
Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona
Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Hotline bei Angststörungen und Panik, Tel. 0848 801 109
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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