Hier schlägt Polizist auf Porsche-Fahrer ein

Aktualisiert

Leser filmt EinsatzHier schlägt Polizist auf Porsche-Fahrer ein

Bei einem nächtlichen Polizeieinsatz verhaftete die Berner Polizei einen Porsche-Fahrer. Ein Video zeigt nun, wie hart das Vorgehen gewesen ist. Die Polizei nimmt Stellung dazu.

von
bho

Die Polize nimmt einen Mann in Bern fest. (Leser-Reporter)

Wilder Westen in der Stadt Bern, zumindest in der Nacht auf Mittwoch. «Ich fuhr zufällig um etwa halb zwei Uhr morgens durch die Berner Altstadt und wurde dort Zeuge einer Verfolgungsjagd», erzählt ein Leser-Reporter. «Der Autofahrer wollte sich einer Polizeikontrolle entziehen und mit seinem Wagen abhauen. Bei der Hotelgasse kollidierte er schliesslich mit den Pollern und kam zum Stehen.»

Was danach geschah, zeigt nun in Teilen ein Video des Leser-Reporters: Die Beamten versuchten, den Mann aus seinem Porsche zu ziehen. Er wehrt sich vehement gegen die Uniformierten. «Dabei wurde richtiggehend auf den Fahrer eingeprügelt», sagt der Augenzeuge.

Auf den Aufnahmen, die 20 Minuten vorliegen, ist zu sehen, wie ein Polizist mehrmals auf den Kopf des Beschuldigten schlägt. Sogar der Schlagstock wird gezogen und ist griffbereit, wird aber, soweit im Video ersichtlich, nicht eingesetzt.

«Lenker leistete Widerstand»

Sarah Wahlen, Sprecherin der Kantonspolizei Bern, nimmt zum betreffenden Fall Stellung. Wegen eines flüchtigen Porsches ohne Kontrollschild sei es in der unteren Altstadt in der Nacht auf Mittwoch zu einem Polizeieinsatz gekommen. Man habe den Fahrer schliesslich anhalten können.

Die Vorwürfe bezüglich unverhältnismässiger Gewaltanwendung will die Polizei nicht auf sich sitzen lassen: «Diesen Vorwurf weisen wir ganz klar zurück.» Der Fahrer habe mit seiner Fahrt die Sicherheit der Passanten gefährdet, ausserdem habe man ihn mehrfach aufgefordert, das Fahrzeug zu verlassen. «Der Mann hat sich dem jeweils massiv widersetzt und unsere Beamten mussten schnell und rasch handeln, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.»

Dass die Aufnahmen ruppig und grob wirken können, kann die Polizei nachvollziehen. Aber die Umstände hätten den beiden beteiligten Beamten keine andere Möglichkeit gelassen, als den Mann möglichst schnell anhalten zu können.

Polizist von Gericht freigesprochen

So müssen die beiden Polizisten wegen ihres Handelns wohl nicht mit internen Konsequenzen rechnen: «Das Vorgehen war in diesem Fall aus Sicht der Polizei notwendig, um die Situation aus Sicherheitsgründen rasch unter Kontrolle zu bringen.»

Und was passiert mit dem Altstadt-Raser? «Über den verhafteten Porschefahrer können wir derzeit nichts sagen. Die Abklärungen sind am Laufen», so Wahlen. Er wird sich vor der Justiz verantworten müssen.

Theoretisch könnte dieser den Spiess aber auch umdrehen und gerichtlich gegen die Polizei vorgehen, wie ein ähnlicher Fall vor rund zwei Jahren aus St.Gallen zeigt. Ein Töffraser floh damals vor der Polizei und missachtete mehrere Verkehrsregeln. Ein Stadtpolizist riss ihn schliesslich unsanft zu Boden und beleidigte den Mann. Ein Polizist musste sich vor Gericht verantworten. Dieses sprach ihn jedoch frei.

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