Rosetta-MissionHier soll Philae auf dem Kometen landen
Im November soll mit Berner Hilfe erstmals ein von Menschen gemachtes Objekt auf einem Kometen landen. Nun hat die europäische Weltraumagentur die Landeplätze bekannt gegeben.
Das 100 Kilo schwere Landemodul Philae der Raumsonde Rosetta soll am 11. November auf dem Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko - kurz Tschuri - aufsetzen. Da der 4 km lange Komet in seiner Form an eine Gummiente erinnert, gestaltete sich die Auswahl der Landeplätze schwierig.
Die beiden ausgewählten Orte erfüllen die Anforderungen für eine Landung nach Angaben der ESA am besten. Der Hauptlandeplatz J liegt auf dem «Kopf», der Ersatzlandeplatz C am «Körper» von Tschuri. Nur diese Landeplätze böten genügend wissenschaftliches Potenzial und seien gleichzeitig sicher genug für eine Landung, schreibt die Uni Bern.
Für ihre Auswahl hat das «Rosina»-Instrument der Universität Bern, das aus zwei Massenspektrometern und einem Drucksensor besteht, drei wichtige Informationen beigetragen. Es stellte mit Messungen sicher, dass der Komet am Landeplatz nicht zu stark ausgast - also verdampfende Gase aus seinem Inneren entlässt.
Landeeinheit wegblasen
«Sonst bestünde die Gefahr, dass die Landeeinheit Philae weggeblasen wird», erklärte Rosina-Projektleiterin Kathrin Altwegg vom Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern. Kometen sind Brocken aus Eis, gefrorenem Gas und Staub. Sie gelten als Überbleibsel bei der Entstehung des Sonnensystems von 4,6 Milliarden Jahren.
Rosina werde das Ausgasen an diesen Stellen weiterhin verfolgen, erklärte Altwegg. Sollte der Komet plötzlich am Hauptlandeplatz stark ausgasen, müsse auf den Backup-Landeplatz ausgewichen werden.
Ausserdem hat Rosina die Koma, die neblige Hülle um den Kometenkern, vermessen. Mit dem daraus erstellten Koma-Modell können die Kräfte von ausströmendem Gas auf die Landeeinheit vorausgesagt werden und helfen, seine Bahn beim Abstieg zu berechnen.
Auf dem Gas-Wind segeln
Für ein präzises Absetzen von Philae muss die genaue Position von Rosetta bekannt sein. Dafür werde insbesondere der Drucksensor COPS im Berner Instrument sorgen, erklären die Forschenden. Der Flugdynamik-Abteilung der ESA im deutschen Darmstadt helfen die Rosina-Daten dabei, die Bahn der quasi im Gas-Wind «segelnden» Raumsonde zu bestimmen.
Die Schützenhilfe bei der Suche nach einem Landplatz war nur eine Nebenrolle von Rosina. Ihre Hauptaufgabe ist es, die molekulare Zusammensetzung der Gasschicht um den Kometenkern sowie die Temperatur und Geschwindigkeit des Gases zu bestimmen. Dies gebe Aufschlüsse über den Ursprung von Kometen und damit auch über den Ursprung unseres Sonnensystems, erklären die Forschenden.
Die Berner Forschenden waren auch an der Entwicklung der Kamera Osiris auf Rosetta beteiligt. Sie besteht aus einer Weitwinkelkamera und einer Kamera mit Teleobjektiv und ermöglicht hochauflösende Bilder vom Kometenkern, die das CSH gemeinsam mit einem internationalen Team auswerten wird.
(jcg/sda)