Hier stand die CIA ohne Hosen da

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Drogen, Wanzen und AffärenHier stand die CIA ohne Hosen da

Dass sich ein Auslandgeheimdienst in Skandale verwickelt, liegt in der Natur der Sache. Richtig peinlich wird es erst bei Verfehlungen innerhalb der Landesgrenzen.

von
Kian Ramezani

CIA-Direktor David Petraeus hat seine Frau betrogen und musste deswegen am Freitag seinen Hut nehmen. Ob der hastige Rücktritt drei Tage nach der Präsidenschaftswahl mit dem Terroranschlag auf das US-Konsulat in Bengasi in Zusammenhang steht, ist derzeit noch unklar. Wenn nicht, würde der Skandal wohl darin bestehen, dass der oberste Spion einer Supermacht nicht einmal eine aussereheliche Affäre geheim halten kann.

Es wäre nicht der erste Skandal in der Geschichte der berühmt-berüchtigten CIA. Gesetzesbrüche im Ausland mögen in der Natur eines Auslandgeheimdienstes liegen. Doch anders als bei Entführungen von Verdachtspersonen, Unterstützung von Diktatoren und der Mithilfe bei Putschs gelten auf heimischem Boden strengere Massstäbe – und Gesetze.

Lügen im Vorfeld des Irak-Kriegs

In die Amtszeit von Präsident George W. Bush fielen gleich zwei Skandale, die das Land nachhaltig erschütterten. So erwiesen sich Geheimdienstinformationen über Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen nach der Irak-Invasion 2003 als unwahr. CIA-Direktor George Tenet trat 2004 aus «persönlichen Gründen» zurück. Jahre später sagt er in einem Interview, nicht die CIA, sondern Präsident Bush und sein Vize Dick Cheney hätten die Falsch-Informationen zu verantworten.

Ebenfalls mit dem Irak-Krieg hängt die Plame-Affäre zusammen. Valerie Plame war eine CIA-Agentin, deren Ehemann und Ex-Diplomat Joseph Wilson im Auftrag der Regierung in den Niger reiste, um den angeblichen Uran-Käufen Saddam Husseins nachzugehen. Er fand keine Hinweise, was die Bush-Regierung aber nicht daran hinderte, die Uran-Vorwürfe weiterhin als Kriegsgrund für eine Irak-Invasion einzusetzen. Nach einem kritischen Gastbeitrag Wilsons in der «New York Times», enttarnte die US-Regierung seine Gattin in den Medien, worauf deren Karriere bei der CIA ein abruptes Ende nahm. Bush-Vize Dick Cheneys Stabschef Lewis Libby wurde wegen der Affäre zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt. Präsident Bush begnadigte ihn allerdings.

Doppelagent blieb jahrelang unentdeckt

1994 wurde der langjährige CIA-Agent Aldrich Ames der Spionage für die Sowjetunion und später Russland überführt. Seine Informationen an die Sowjets hatten zur Enttarnung und Hinrichtung von mindestens zehn CIA-Spionen und zum Scheitern von dutzenden CIA-Geheimdienstoperationen geführt. Obwohl er wegen seines luxuriösen Lebensstils, der in keinem Verhältnis zu seinem Gehalt stand, jahrelang untersucht wurde, konnten ihn die Ermittler erst 1994 überführen. Zuvor hatte er mehrere Lügendetektor-Tests bestanden. Seit 1994 verbüsst er eine lebenslange Haftstrafe in einem Bundesgefängnis. Auch der damalige CIA-Direktor James Woolsey musste wegen der Affäre zurücktreten.

Bespitzelung und Vergiftung von US-Bürgern

1974 deckte der investigative Journalist Seymour Hersh in der «New York Times» die jahrelange Bespitzelung von Gegnern des Vietnamkriegs sowie von Bürgerrechtsgruppen innerhalb der USA auf. Die sogenannte Operation «CHAOS» war hochgradig illegal, weil die CIA innerhalb der USA nicht aktiv werden darf. Die Überwachung von US-Bürgern verstösst zudem gegen die Verfassung. Zwei Jahre zuvor war E. Howard Hunt für seine Rolle im Watergate-Skandal verurteilt worden. Der ehemalige CIA-Mitarbeiter hatte im Auftrag des damaligen Präsidenten Richard Nixon den Einbruch im Hauptquartier der Demokratischen Partei im Washingtoner Watergate-Gebäudekomplex organisiert.

In dem bahnbrechenden Artikel in der «New York Times» kam zudem aus, dass die CIA während des Kalten Kriegs ein umfangreiches Forschungsprogramm (MKULTRA) über Möglichkeiten der Bewusstseinskontrolle unterhalten hatte. Dabei sollte eine Wahrheitsdroge entwickelt werden, mit denen Sowjetspione im Verhör gebrochen werden konnten. Unzählige nichts ahnende US-Bürger wurden für Experimente missbraucht, die zum Teil tödlich endeten und an denen auch ehemalige deutsche KZ-Ärzte mitwirkten. Das Ausmass krimineller CIA-Aktivitäten führte in den 1970er Jahren zur Bildung mehrerer parlamentarischer Untersuchungskommissionen sowie zur Einrichtung des Geheimdienstausschusses in beiden Kammern.

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