Sturm am TurnfestHier wird die Eröffnungsgala abgeblasen
Sturmböen haben am Eidgenössischen Turnfest in Biel Zelte durch die Luft fliegen lassen und einen ganzen Campingplatz platt gemacht. Ueli Maurer hat die Armee zur Hilfe aufgeboten.
Heftige Sturmwinde haben am Donnerstagabend das Programm des Eidgenössischen Turnfests in Biel kräftig durcheinandergewirbelt. Die Eröffnungsgala musste abgesagt und das Festgelände mit mehreren tausend Besucherinnen und Besuchern evakuiert werden.
Am frühen Abend begannen sich dunkle Wolken über Biel aufzutürmen. Gegen 20 Uhr peitschte der Sturmwind über den See und das nahe Festgelände. Der Wind zerrte an Blachen und Festzelten, riss alles mit, was nicht niet- und nagelfest war. Leser-Reporter David Wandfluh schreibt: «Urplötzlich kam ein sehr starker Wind auf, ich sah Dinge herumfliegen.»
Helfer versuchten festzuhalten, was man festhalten konnte und zurrten die Zelte fest. «Es windet sehr stark», sagt Mediensprecherin Renata Good auf Anfrage. Es bestehe daher die Gefahr, von umhergeschleuderten Festzelten getroffen zu werden.
Vom Bieler Strandboden her trieb der Sturm Sand über das Gelände. Kurz nach 20 Uhr wurde das Festgelände evakuiert. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich mehrere tausend Besucher dort. Auf einer Eventbühne waren rund 500 Kinder, wie Turnfest-Direktor Fränk Hofer am Abend an einer Medienkonferenz sagte.
Sturm war angkündigt
Allein 900 Turner sollten die Eröffnungsgala bestreiten. Die Organisatoren und die Polizei hätten die Wetterlage den ganzen Tag über im Auge gehabt, denn Sturm war angekündigt, wie Hofer ausführte. Man habe sich auf die Wetterlage eingestellt.
Von der Heftigkeit des Sturms, der von den Anhöhen über Biel her weht, sei man dann aber doch überrascht worden, sagte Polizeichef Fabian Sauvain. Kurz nach 20 Uhr gaben die Organisatoren und die Polizei das Signal zur Evakuation des Festgeländes. Via Lautsprecher wurden die Leute aufgefordert, das Festgelände sofort zu verlassen.
Windstärke bis zu 115 km/h
Laut Roger Perret, Meteorologe von Meteo News, dürfte die Windstärke in Biel 110 bis 115 km/h betragen haben. Dabei habe es sich um einen «Joran» gehandelt - so wird der Fallwind bezeichnet, der am Jürasüdfuss immer wieder auftritt. In Interlaken, wo mit dem Greenfield neben dem Eidgenössischen Turnfest derzeit ein weitere Grossanlass stattfindet, betrug die Windstärke heute dagegen maximal 70 km/h, so Perret. «Ein normales Zelt hält einer Windstärke von über 100 km/h kaum stand», so Perret zu 20 Minuten.
Die Besucher wurden angewiesen, sich Richtung Innenstadt in Sicherheit zu begeben. Innerhalb von 20 Minuten war der Platz leer, wie die Verantwortlichen an der Medienkonferenz sagten. Alles sei reibungslos gelaufen.
Campingplatz nicht mehr bewohnbar
Heftig erwischte der Sturm auch den Turnfest-Campingplatz in Ipsach. Er ist vorderhand nicht mehr bewohnbar. Die rund 300 Camper mussten die Nacht im Bieler Kongresszentrum verbringen. Für alle Turner habe man alternative Unterkünfte geschaffen, hiess es von Seiten der Organisatoren.
Wie durch ein Wunder wurde lediglich eine Frau leicht verletzt. Gebäude und grössere Festzelte seien nicht eingestürzt, erklärte Sauvain. Man habe aber bei verschiedenen Zelten Notöffnungen machen oder die Decke abnehmen müssen, damit sie nicht weggeweht würden.
Hilfe durch die Armee
Die Eröffnungsgala mit Bundespräsident Ueli Maurer konnte bei diesen Bedingungen natürlich nicht stattfinden. Maurer, der selber in Biel vor Ort war, versprach den Organisatoren Hilfe durch die Armee. Ob die Gala nachgeholt wird, ist derzeit noch offen, wie Turnfest-Direktor Hofer sagte.
Klar ist hingegen, dass die Wettkämpfe am Freitag wie geplant vonstattengehen. Ob allerdings die Festmeile am Freitagabend schon wieder bereit ist, ist noch offen.
(Videos: Leser-Reporter) (bro/bee/lüs/sda)