Trotz HirntodHirnsignale bei Koma-Patienten gefunden
Kanadische und rumänische Forscher haben erstmals bei einem Patienten im tiefsten Koma Hirnaktivität nachweisen können. Sie entsprang im innersten Teil des Hirns.
Wenn ein Elektroenzephalogramm (EEG) eines Menschen im Koma über mindestens 30 Minuten hinweg keinerlei Ausschläge mehr zeigt, gilt dies als Anzeichen dafür, dass der Hirntod eingetreten ist. Danach, so die Annahme, ist eine Rückkehr ins Leben nicht mehr möglich, schrieb der Onlinedienst «wissenschaft.de» am Donnerstag.
Doch jetzt haben Daniel Kroeger und Kollegen der Université de Montreal in Kanada und des Medical Centre Regina Maria bei einem Koma-Patienten in Rumänien erstmals Hirnaktivitäten aufgezeichnet, die offenbar einem noch tieferen Koma entspringen als jenem, das bei einer Hirnstrommessung als Nulllinie auftaucht. Die Forscher fanden ein bisher unbekanntes Wellenmuster elektrischer Aktivität im EEG, nachdem starke Medikamente zur Unterdrückung von epileptischen Anfällen abgesetzt wurden, berichten sie im Fachjournal «PLOS ONE». Die Signale wanderten vom Gedächtniszentrum Hippocampus bis zur Kontrollinstanz Grosshirnrinde.
Kein Bewusstsein
Versuche an Katzen, die medikamentös in ein reversibles Koma versetzt wurden, zeigten die gleichen Wellensignale. «Wir haben nun Beweise dafür, dass das Gehirn ein extrem tiefes Koma überleben kann, wenn die Integrität der neuronalen Strukturen erhalten bleibt», sagte Kroeger in einer Mitteilung der Hochschule.
Die gemessenen Hirnwellen sind laut den Ärzten kein Zeichen von Bewusstsein. Sie entspringen Entladungen von Zellen im Hippocampus tief im Inneren des Gehirns, einer der ältesten Gehirnstrukturen. Deshalb kann seine Aktivität mit Elektroden auf der Schädeloberfläche nicht erkannt werden.
Künstliches Koma
Ihre Erkenntnisse hoffen die Wissenschaftler zu nutzen, um Menschen im künstlichen Koma besser behandeln zu können. «Das tiefe Koma der Katzenversuche könnte besser geeignet sein, um das Gehirn zu schützen», sagte Mitautor Florin Amzica. Der Vorteil sei, dass die Nervenzellen aktiv bleiben, nach dem Prinzip «use it or lose it».
An den Kriterien für die Diagnose Hirntod rütteln die Forscher indes nicht. Diese seien extrem stringent, sagte Amzica. «Eines Tages könnten unsere Erkenntnisse vielleicht zu einer Neudefinition dieser Kriterien führen, aber davon sind wir noch sehr weit entfernt.» (sda)

Das Schicksal der amerikanischen Wachkoma-Patientin Terri Schiavo machte aufgrund eines Rechtsstreits über die Fortsetzung lebenserhaltender Massnahmen Schlagzeilen. Schiavo starb am 31. März 2005, nachdem ihre Ernährungssonde entfernt worden war. (Bild: Keystone/EPA/Preston Mack)