Experteneinschätzung«Wird neuen Krieg geben»: Explodiert Pulverfass nach Nasrallahs Tod?
Der Tod von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah könnte die politische Lage im Nahen Osten weiter verschärfen. Nahost-Experte Erich Gysling warnt vor einer Eskalation.
Darum gehts:
Mit dem Tod von Nasrallah verliert die Hisbollah in Libanon ihren Anführer.
Nahost-Experte Erich Gysling befürchtet, dass dies zu einer weiteren Eskalation des Nahost-Konflikts führen könnte.
Trotz der Rückendeckung für die Hisbollah hält sich der Iran bislang aus direkten Konfrontationen zurück – ob das so bleibt, sei nun offen.
Gysling sieht in den jüngsten Entwicklungen das Potenzial für einen neuen langanhaltenden Krieg.
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ist laut israelischen Angaben bei einem Angriff am Freitag in Beirut, Libanon, getötet worden. Nahost-Experte Erich Gysling beantwortet die wichtigsten Fragen:
Welche Auswirkungen hat der Tod von Nasrallah auf den Nahost-Konflikt?
Ich sehe keine Möglichkeit zur Deeskalation, sondern nur auf eine weitere Eskalation. Die Hisbollah wird weiterhin Raketen schiessen und Israel wird weiterhin kämpfen. Eine israelische Bodenoffensive im Libanon wäre eine viel riskantere und schwierigere Operation als im Gazastreifen, da das Gelände sehr hügelig ist. Auch ohne Nasrallah bleibt die Lage für Israel extrem gefährlich. Es droht ein neuer, langer Krieg.
War der Angriff auch eine Ohrfeige für Biden und die USA, die sich um Deeskalation bemühen?
Ja, das kann man durchaus so sehen. Bidens Regierung drängt Israel dazu, die Angriffe auf die Hisbollah einzustellen. Netanjahu hat sich schlicht darüber hinweggesetzt und tanzt den Amerikanern auf der Nase herum. Er macht, was er will.
Hat Israel mit dem Angriff auf den Hisbollah-Führer darauf abgezielt, den Boden für einen Schlag gegen den Iran zu bereiten?
Nein, das glaube ich nicht. Weil Israel genau weiss, dass dadurch ein grosser Krieg entstehen würde. Sie wollen lieber, dass Iran durch westliche Sanktionen in die Knie gezwungen wird. Allerdings haben die bisherigen Sanktionen kaum Wirkung gezeigt – der Iran bleibt unbeeindruckt.
Was denkst du, wird nach Nasrallahs Tod im Nahen Osten passieren?
Wie sieht nun die Lage für die Hisbollah aus?
Nasrallah prägte die Miliz massgeblich und formte sie zu dem, was sie heute ist. Die Hisbollah steht nun vor der Herausforderung, eine neue Führung zu finden. Obwohl der Verlust schwer wiegt, hat sich gezeigt, dass solche Organisationen nach dem Tod eines Anführers oft schnell eine neue Spitze etablieren.
Könnten nun auch Syrien oder der Iran in den Konflikt eingreifen?
Syrien, das zuletzt selbst Ziel israelischer Angriffe war, verhält sich auffällig zurückhaltend. Obwohl die Hisbollah Assad während des Bürgerkriegs massiv unterstützte, bleibt Damaskus bisher stumm. Dennoch könnte der Druck auf Syrien, der Hisbollah beizustehen, nach Nasrallahs Tod wachsen. Ob Assad tatsächlich aktiv eingreift, bleibt jedoch unklar.
Der Iran, der die Hisbollah mit Geld und Waffen unterstützt, hält sich ebenfalls aus direkten Konfrontationen heraus. Bisher wollte Teheran einen grossflächigen Krieg verhindern. Ob das auch nach Nasrallahs Tod so bleibt, ist fraglich – eine Eskalation ist nicht auszuschliessen.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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