Hoffnung für MS-Patienten

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Hoffnung für MS-Patienten

Multiple Sklerose: Eine bisher unheilbare Erkrankung, die zu schweren Behinderungen führen kann. Bisher, denn kanadische Forscher machten eine erstaunliche Entdeckung.

Die Diagnose ist für den Betroffenen niederschmetternd: Wer an Multipler Sklerose (kurz MS) erkrankt, weiss nicht, ob er zukünftig ein relativ unbeschwertes Leben führen wird oder den Alltag mit massiven körperlichen Einschränkungen bewältigen muss. Eine über sieben Jahre andauernde Studie des Wissenschaftlers Dr. Mark Freedman von der Universität Ottawa in Kanada gibt den rund eine Million MS-Patienten nun Grund zur Hoffnung: Mehrere von Freedmans MS-Patienten erhielten eine Knochenmark-Stammzellen-Transplantation, eine Behandlung, die sonst bei Leukämiekranken durchgeführt wird - mit Erfolg: «Nicht ein einziger der behandelten Patienten hatte in den vergangenen sieben Jahren einen Rückfall», berichtet Freedman in einem Interview mit dem Newsdienst «Reuters».

Freedman, der auf die Behandlungsmöglichkeiten der heimtückischen Autoimmunerkrankung spezialisiert ist, zerstörte das Knochenmark der behandelten Personen und damit ihr Immunsystem. Danach wurden den Probanden aus Knochenmark gewonnene, blutbildende Stammzellen transplantiert. «Ursprünglich versuchten wir, das Immunsystem neu zu 'starten'», erklärt der Forscher.

Wenn die Diagnose MS einmal von einem Arzt gestellt wurde, «ist der Zug schon abgefahren», so Freedman und ergänzt: «Wir dachten, wir könnten das Immunsystem einem 'Restart' unterziehen und könnten so die Krankheitsentwicklung genau beobachten. Dieser Versuch scheiterte.»

Freedman und sein Team gingen ursprünglich davon aus, dass die Zerstörung des Knochenmarks die Symptome der Patienten innerhalb eines Jahres verbessern würde. Doch die für MS charakteristischen Entzündungsherde, die im Verlauf der Krankheit Schädigungen der Nervenzellen im Gehirn verursachen, remittierten, bildeten sich also zurück: «Wir konnten eine Verbesserung an den geschädigten Stellen erkennen», bestätigte der Mediziner.

Nun bleibt für Freedman und sein Team nur noch die Frage nach dem «Warum» - denn bisher ist unklar, welchen Ursachen der Prozess zu Grunde liegt. Deshalb wird der Wissenschaftler seine Forschungen fortsetzen: «Wir versuchen herauszufinden, was die Reparatur der zerstörten Nervenzellen hervorruft».

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Multiple Sklerose (MS oder Enzephalomyelitis disseminata)

Die Gründe für das Auftreten der Autoimmunerkrankung sind bisher unklar. In der Schweiz sind rund 10 000 Menschen von MS betroffen. Obwohl weltweit an wirksamen Medikamenten zur Heilung der MS geforscht wird, kann bisher nur der Verlauf der Krankheit begünstigt werden. Zu Beginn der Erkrankung verläuft die MS meist in Schüben, bei denen das Immunsystem die Nervenstränge angreift. Das Myelin - die Isolationsschicht der Nerven - wird durch Entzündungsherde im Gehirn oder dem Rückenmark punktuell abgetragen. Die Leitfähigkeit der darunterliegenden Nerven wird angegriffen oder sogar zerstört. Diese Herde - auch Läsionen genannt - können sich beim Betroffenen mittels unterschiedlichster Symptome äussern: Besonders häufig kommt es zu Sehstörungen oder Erblindung, Sensibilitätsstörungen oder Lähmungen der Extremitäten. Oft erfahren die Patienten wenige Wochen nach Auftreten des Symptoms eine deutliche Besserung oder sogar eine vollständige Ausheilung des Schubes. Bisher kann nur in den Verlauf einer Multiplen Sklerose eingegriffen werden. Hierfür stehen dem Patienten Medikamente (Immunsuppressiva) zur Verfügung, die das fehlgeleitete Immunsystem, das den eigenen Körper angreift, regulieren.

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