Hohe Strafen: «Eine Spuck-Busse von 200 Franken ist reine Geldmacherei»

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Hohe Strafen«Eine Spuck-Busse von 200 Franken ist reine Geldmacherei»

Mehrere Schweizer Gemeinden verteilen bereits Bussen wegen Spuckens in der Öffentlichkeit. Gewisse erwägen sogar, die Strafen zu erhöhen. Dies sorgt für Unmut.

Nina, 23: «Ich halte nicht viel von einer Busse fürs Spucken. Es ist zwar nicht schön und ein bisschen primitiv, aber ein normales Verhalten. Gebüsst werden muss man dafür nicht. Diese neue Regelung wäre reine Geldmacherei.» 
Francesco und Sebastian, beide 17: «Eine Busse ist unnötig. Solange man nur draussen auf den Boden spuckt, finde ich es kein Problem. Auf Bänkchen oder in Innenräumen nicht. 200 Franken finde ich aber trotzdem Schwachsinn.»
Sirka, 16: «Ich finde es gut, dass man fürs Spucken gebüsst wird. Ich sehe das nicht gerne und finde es unangenehm, wenn man drauftritt. Dann hat man später überall diese Bakterien im Haus. Diese Busse kann man schon etwas hoch ansetzen, aber 200 Franken finde ich etwas viel.»
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Nina, 23: «Ich halte nicht viel von einer Busse fürs Spucken. Es ist zwar nicht schön und ein bisschen primitiv, aber ein normales Verhalten. Gebüsst werden muss man dafür nicht. Diese neue Regelung wäre reine Geldmacherei.» 

20Min/obi

Darum gehts

  • Wer in der Öffentlichkeit spuckt, soll künftig 200 Franken Busse bezahlen. 

  • Diverse Zürcher Gemeinden wollen eine entsprechende Regelung einführen. 

  • Mehrere Schweizer Gemeinden verteilen bereits Bussen wegen Spuckens.

  • Daran stossen sich viele aus der 20-Minuten-Community.

Wer in der Stadt Wallisellen auf den Boden spuckt, soll künftig mit einer Busse von 200 Franken statt wie bisher 30 Franken bestraft werden. Daran stossen sich viele aus der 20- Minuten-Community: «Dass man eine Busse dafür bekommt, geht gar nicht. Vor allem nicht 200 Franken», sagt Francesco (17) aus Wallisellen. Auch Nina (23) hält nichts davon. «Es ist zwar nicht schön und sogar ein bisschen primitiv, aber ein normales Verhalten. Diese neue Regelung wäre reine Geldmacherei.»

Andere dagegen stört ausschliesslich die Höhe der geplanten Busse. «Ich finde es gut, dass man bestraft wird», so die 16-jährige Sirka. «Ich sehe das nicht gerne und finde es unangenehm, wenn man drauftritt.» Entsprechend könne man die Busse schon etwas höher ansetzen. 200 Franken seien aber übertrieben, findet auch sie.

40 bis 100 Franken in anderen Gemeinden

Wie die Stadt Wallisellen, büsst heute auch eine Vielzahl von weiteren Gemeinden das Spucken in der Öffentlichkeit. Fünfzehn Kilometer weiter westlich, in Dietikon etwa, liege die Busse bereits seit diesem Jahr bei empfindlichen 200 Franken. Wie viele Menschen gebüsst werden, kann Polizeichef Marco Bisa nicht sagen.

«Wir erfassen die Bussen zusammen mit jeglichen Arten von Littering in der Kategorie Verunreinigung. Grundsätzlich gibt es aber nur selten eine Busse wegen Spuckens», führt Bisa aus. Er selbst habe erst einmal jemanden in flagranti bei der ekligen Unsitte erwischt.

In Uster wird eine Ordnungsbusse von 80 Franken eher zurückhaltend verteilt. «Kontrollen finden auch nicht im Rahmen von aktiven Suchaktionen statt, sondern sind das Resultat von zumeist laufenden Kontrollen», sagt Andreas Baumgartner, Kommandant der Stadtpolizei. Entsprechend gab es mit durchschnittlichen zehn Ordnungsbussen im Jahr eine eher geringe Anzahl an verteilten Strafen.

«Verbot ist generell schwierig durchzusetzen»

Die Ordnungswidrigkeit kann aber auch günstiger ausfallen. In Dübendorf droht eine Busse von 40 Franken, zehn Franken mehr zahlt man in Glattfelden, wo die Regelung schon seit fünf Jahren in Kraft ist. Laut Gemeindeschreiber Valentino Vinzens wurden aber bis jetzt kaum Bussgelder verhängt: «Das Verbot ist generell schwierig durchzusetzen, es sei denn, man ertappt den Spucker auf frischer Tat.»
Auch in der Ostschweiz gibt es Gemeinden, die ein Spuckverbot im lokalen Polizeireglement verankern. So beispielsweise Gossau SG, wo das Verbot 2009 eingeführt wurde. Laut Pascal Häderli, Sprecher der Kantonspolizei St. Gallen, werden aber auch hier so gut wie nie Bussen ausgestellt. Im basellandschaftlichen Liestal ist die Stadtpolizei seit Oktober 2021 für die Ahndung der öffentlichen Spucker zuständig. Wer dort innerhalb des Siedlungsgebiets spuckt, muss mit einer Busse von 100 Franken rechnen, wie ein Blick in den Bussenkatalog verrät.

René Frei, Bereichsleiter Sicherheit des Kantonshauptortes, winkt aber auch ab: «Eine Auswertung der verhängten Ordnungsbussen führen wir nicht, doch es wurden bisher nur wenig Bussen bezüglich des Spuckens auf den Boden ausgestellt.» Bisher wurde nicht gezielt gegen dieses Vergehen vorgegangen, ergänzt Frei.

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