Hooligans: Die Schlinge zieht sich zu

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Hooligans: Die Schlinge zieht sich zu

Weiterer Schritt gegen gewalttätige Fussball-Fans in St. Gallen: Für die Sicherheit der Fans im Stadion ist der Klub zuständig, ausserhalb kümmert sich die Stadtpolizei um Randalierer. Anständige Fans sollen in Zukunft belohnt werden.

Nach Ausschreitungen an den beiden letzten Heimspielen des Fussball-Clubs St. Gallen wollen der Klub und die Stadtpolizei gemeinsam gegen Hooligans vorgehen. Während die Polizei repressiv wirkt, sucht der Klub den Dialog mit den Fans.

Fliegende Flaschen, Rauchpedarden, Fusstritte, Faustschläge und Drohungen: Das hatte sich bei den Heimspielen des FC St. Gallen gegen den FC Aarau und gegen den FC Luzern rund um das Stadion Espenmoos abgespielt. Das dulden der FC St. Gallen und die Stadtpolizei nicht mehr, wie sie am Dienstag vor den Medien sagten.

Geteilte Aufgaben

Für die Sicherheit der Zuschauer im «Espenmoos» sei der Klub zuständig, sagte Dieter Froehlich, Verwaltungsratspräsident der FC- St. Gallen-AG. Dafür setzt der Klub pro Heimspiel zwischen 50 und 80 Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma und nochmals rund 20 bis 30 Helfer ein. Kostenpunkt pro Saison: Ungefähr 500 000 Franken.

Im Stadion selbst sei es bei den ersten beiden Spielen nach der Winterpause zu keinen Ausschreitungen mehr gekommen, sagte Froehlich. Er führt das im Wesentlichen auf ein im Herbst 2006 lanciertes Fanprojekt zurück. In regelmässigen Abständen nimmt ein Delegierter der 18 Fanclubs an Sitzungen der Geschäftsleitung teil.

Anständige Fans belohnen

Aus den Gesprächen ist ein Katalog von Massnahmen entstanden. Ein Beispiel: Knapp die Hälfte der Fanclubs haben bisher eine Erklärung unterschrieben, auf Gewalt zu verzichten. Im Gegenzug hat der Klub ein Bonus-Malus-System eingeführt: Muss der FC St. Gallen der Liga weniger Bussen bezahlen, sollen die Fanclubs profitieren.

Wie andere Klubs der höchsten Schweizer Spielklasse, hat der FC St. Gallen mehrere Dutzend Fans mit einem Stadionverbot belegt. Sie können die Zeit der Ausgrenzung reduzieren, indem sie dem Klub ein Gesuch stellen und im «Espenmoos» unter Aufsicht des Platzwarts Fronarbeit leisten; derzeit sind rund sechs Personen im Programm.

Polizei spricht Verbote aus

Für die Sicherheit der Zuschauer ausserhalb des Stadions vor und nach dem Match ist die St. Galler Stadtpolizei zuständig. Der FC St. Gallen steuert an die Kosten für die Polizeieinsätze pro Jahr 350 000 Franken bei, allerdings 250 000 Franken als Billettsteuer. «Klubs in Bern und Zürich zahlen dafür nichts», sagte Froehlich.

Seit Anfang Jahr ist in der Schweiz das so genannte Hooligan-Gesetz in Kraft. In St. Gallen wird es strikt umgesetzt, wie Pius Vallier, Stadtpolizei-Kommandant, erklärte. Wer dagegen verstösst, wird ein Jahr lang in einer Hooligan-Datenbank aufgenommen. Diese Registrierung wird den Betreffenden mitgeteilt.

Nach den letzten beiden Heimspielen wurden total neun Personen mit einem Rayon-Verbot belegt; sie hatten erwiesenermassen Gewalt ausgeübt. Diese Leute dürfen sich vier Stunden vor und vier Stunden nach einem St. Gallen-Spiel nicht in der Nähe des Stadions bewegen. Bei einem Verstoss gegen das Rayon-Verbot setzt es ein Busse ab.

Auch junge Fans erfassen

Wiederholungstätern wird eine Meldepflicht auferlegt: Sie müssen sich während der Spiele auf einem Polizeiposten melden. Rayonverbot und Meldepflicht können Personen ab 13 Jahren auferlegt werden. Die schwerwiegendste Massnahmen, der Polizeigewahrsam, kann laut Vallier nur bei Personen über 16 Jahren angewendet werden.

Sowohl Froehlich als auch Vallier sagten, dass sich repressive Massnahmen in Zusammenhang mit dem Hooligan-Gesetz höchstens gegen ein Prozent der Matchbesucher richteten. Diese kleine Minderheit wolle man in Zukunft hart anfassen - zur Sicherheit der Mehrheit. (sda)

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