HornhautverkrümmungSiehst du nachts die Lichter so, solltest du zum Augenarzt gehen
In den sozialen Medien kursieren Bilder und Videos, die zeigen sollen, wie Menschen mit einer Hornhautverkrümmung nachts im Verkehr Lichter sehen. Was ist da dran?
Darum gehts
Auf X und Tiktok geteilte Bilder sollen zeigen, wie Menschen mit einer Hornhautverkrümmung in der Nacht sehen.
Die Darstellungen sind laut einem Experten übertrieben.
Es sei aber so, dass eine Hornhautverkrümmung ein unscharfes Bild verursache.
Der Experte rät Betroffenen, die im Alltag eine Beeinträchtigung feststellen, zum Besuch bei einer Augenärztin oder einem Augenarzt.
Seit geraumer Zeit machen in den sozialen Medien Bilder die Runde, die darstellen sollen, wie Menschen mit einer bestimmten Sehbeeinträchtigung die Welt sehen (siehe Bildstrecke). Die auf Tiktok und X geteilten Bilder und Videos zeigen nächtliche Verkehrssituationen. Dabei erscheinen die Lichter von Ampeln und entgegenkommenden Autos nicht als scharfe Punkte, sondern sind verschwommen und ziehen lange Schlieren. Und zwar so stark, dass das Verkehrsgeschehen nicht mehr richtig wahrgenommen werden kann. Erklärt werden die optischen Phänomene mit einer Hornhautverkrümmung. Doch stimmt das?
Geben die Aufnahmen die Realität wieder?
Nein, sagt Frank Blaser, Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor der Augenklinik des Universitätsspitals Zürich. Die Simulationen einer Hornhautverkrümmung seien übertrieben, so Blaser. Zwar verursache eine Hornhautverkrümmung ein unscharfes Bild, bei einer starken Hornhautverkrümmung kann das wahrgenommene Licht in die Länge gezogen wahrgenommen werden. Doch nicht in dem Ausmass, wie es auf den Bildern und im Video dargestellt werde.
Was ist eine Hornhautverkrümmung?
Die Hornhaut stellt die vorderste, transparente Schicht des Auges dar, tiefer im Auge hinter der Iris befindet sich die Linse. Mit dieser zusammen bildet sie ein optisches System. Die Hornhaut wölbt sich gleichmässig kugelförmig und sorgt mit der Linse zusammen dafür, dass einfallende Lichtstrahlen gebrochen und auf der Netzhaut zu einem Punkt gebündelt werden. Liegt eine Hornhautverkrümmung, also eine ungleichmässige Wölbung der Hornhaut, vor, werden die Lichtstrahlen unterschiedlich stark gebrochen, sodass sie nicht mehr auf einen Punkt vereinigt werden. Das Resultat ist eine verschwommene oder verzerrte Sicht (siehe die realistische Darstellung im Slider unten).
Die linke Aufnahme zeigt, wie eine Person mit Normalsichtigkeit das nächtliche Zürich sieht. Rechts die gleiche Szenerie, wie sie eine Person mit einer mittelmässiger Hornhautverkrümmung sieht.
USZ/Peter BreitschmidWie nimmt man eine Hornhautverkrümmung wahr?
Leichte Hornhautverkrümmungen werden von Betroffenen oft gar nicht bemerkt. Sie fühlen sich in ihrem Sehvermögen auch nicht eingeschränkt. Eine stärkere Hornhautverkrümmung äussert sich laut Blaser etwa durch das Sehen von Doppelkonturen bei einem Buchstaben auf weissem Hintergrund oder von einer Verzerrung von Lichtern in der Dunkelheit, die aber deutlich weniger ausgeprägt sind, als auf den erwähnten Aufnahmen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wenn man im Alltag eine Beeinträchtigung der Sicht feststellt, rät Blaser, für eine Abklärung eine Optikerin oder einen Optiker oder eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufzusuchen. Eine Hornhautverkrümmung, die sich im zeitlichen Verlauf nicht verändert, kann in der Regel problemlos mit einer Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden.
Stellen insbesondere Jugendliche im Alter von zwölf bis 20 Jahren fest, dass sie solche Doppelkonturen oder einen ausgeprägten Schweif bei Lichtquellen sehen, sollte das abgeklärt werden. Bei ihnen könnte ein sogenannter Keratokonus vorliegen. Bei dieser Erkrankung wölbt sich die Hornhaut wie ein Kegel zunehmend nach vorne. In diesem Fall kann die Hornhaut mit einem chirurgischen Eingriff stabilisiert werden.
Hast du schon einmal bemerkt, dass du nachts Lichter anders wahrnimmst?
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