Coronavirus-Mutation«Unsere britischen Gäste sind noch am Skifahren»
Seit Montagmittag müssten britische Touristen in Quarantäne sein. Doch in Verbier sind sie noch am Skifahren oder im Dorf unterwegs.
Darum gehts
Am Montag hat der Bundesrat neue Corona-Massnahmen beschlossen.
Dabei geht es um die Eindämmung einer neuen Virusvariante in Grossbritannien und Südafrika.
Zahlreiche Gäste aus Grossbritannien befinden sich jedoch bereits in der Schweiz.
In Verbier, einem beliebten Ferienort für Briten, weiss man aber noch nichts von der neuen Quarantäneregelung des Bundes.
Schätzungsweise 10’000 Personen aus Grossbritannien sind laut dem Bund seit dem 14. Dezember per Flugzeug eingereist. Ein Teil davon verbringt die Feiertage in Verbier – einer beliebten Destination für britische Skigäste. Auch für sie hat der Bundesrat eine zehntägige Quarantänepflicht verhängt. Sie gilt seit Montagmittag und soll die neue Coronavirus-Variante aus Grossbritannien eindämmen.
Nur: In Verbier haben die Hotels noch gar nichts von der rückwirkenden Quarantäneregelung für Briten mitbekommen. Auf Anfrage von 20 Minuten konnte kaum ein Hotel Auskunft darüber geben, wie die neuen Bestimmungen umzusetzen sind. In keinem der dreizehn angefragten Hotels befanden sich britische Skigäste in Quarantäne. «Ich habe gehört, dass die Schweiz die Flüge von und nach Grossbritannien gecancelt hat, aber von einer Quarantäne weiss ich nichts», sagt etwa eine Verantwortliche eines Dreisternhotels in Verbier.
«Wir haben verschiedene englische Gäste, bis jetzt sind sie aber immer noch unterwegs, am Skifahren oder im Dorf», so die Frau. Zwar wäre bei ihrem Hotel eine Quarantäne technisch möglich. «So können wir Ihnen etwa per Service das Essen ins Zimmer bringen und sie voneinander isolieren.» Das Problem sei jedoch ein anderes: «Die Regel bedeutet, dass die Gäste schlimmstenfalls Weihnachten und Neujahr in Quarantäne verbringen müssen – das geht doch nicht.»
Hotels im Quarantäne-Chaos
Auch in einem weiteren Hotel reagierte die Rezeptionistin ahnungslos, als 20 Minuten sie auf die Quarantäne ansprach: «Die britischen Gäste, die schon hier sind, bewegen sich bei uns ganz normal.» Alles sei gerade sehr chaotisch. «Wir wissen noch nicht, was zu tun ist.»
Die Corona-Regelung sorge nicht nur für Chaos, sondern habe auch wirtschaftliche Konsequenzen, sagt Hugo Perraudin, Patron des Hotels Ermitage in Verbier: «Über die Feiertage haben bereits Dutzende Briten ihren Aufenthalt bei uns storniert.» Das entspreche etwa der Hälfte der Gäste. «Die Verluste für uns sind horrend, auch weil die Gäste schon zu Beginn der Pandemie ausblieben.»
«Screening-Tests sind in Diskussion»
Um die über 10’000 Personen, die kürzlich aus Grossbritannien eingereist sind, in der Schweiz lokalisieren und kontaktieren zu können, koordiniere sich der Bund mit den Kantonen, sagt Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim Bundesamt für Gesundheit, an der Medienkonferenz am Montag. «Dafür wurden die Fluginformationen der Fluggesellschaften verlangt.» Es geht um 92 Flüge. Ob in Touristen-Hotspots Massentests durchgeführt werden, sei jedoch noch nicht klar, sagt Mathys. «Screening-Tests sind in Diskussion.»