Gastro-Personal protestiert«Verdiene trotz 14 Jahren Berufserfahrung und 10-Stunden-Tagen nur 5300 Fr.»
Etwa 50 Angestellte der Gastro-Branche gingen am Montagnachmittag zum Hauptsitz von Gastrosuisse, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. 20 Minuten war dabei und sprach mit einem Betroffenen.
Darum gehts
Gastro-Angestellte wehren sich gegen lange Arbeitstage und tiefe Löhne.
«Seit Corona ist es immer schlimmer geworden», sagt ein Betroffener.
Sie stellen Gastrosuisse elf Forderungen.
Tiefe Löhne trotz langer Arbeitszeiten wollen Gastro-Angestellte nicht länger akzeptieren. Etwa 50 von ihnen gingen deshalb am Montagnachmittag zum Hauptsitz von Gastrosuisse in Zürich. Sie wollten dem Arbeitgeberverband das Manifest «Wir wollen in Würde leben» mit 10’000 Unterschriften übergeben.
Sie verlangen die Wiederaufnahme der Verhandlungen über einen neuen Landes-GAV, der seit vier Jahren blockiert ist, wie die Gewerkschaft Unia mitteilt. Die Gastroleute fordern angesichts des Personalmangels bessere Löhne mit Berücksichtigung der Berufserfahrung und bessere Arbeitsbedingungen (siehe Box).
Die elf Forderungen der Gastro-Angestellten
Verbesserung der Löhne und Erhöhung der Mindestlöhne
Berücksichtigung der Berufserfahrung
Ein Ende der Arbeit auf Abruf
Arbeitsplanung der Wochen im Voraus und schriftliche Konsultation bei Änderungen
Bezahlung aller geplanten Stunden
Recht auf Nicht-Erreichbarkeit
Bezahlung der Umkleidezeit
Bereitstellung der Arbeitsgeräte, inkl. Schutzmaterial
Transparente und gerechte Verteilung der Trinkgelder
Ausbildung der Personalverantwortlichen und Massnahmen gegen alle Formen der Belästigung
Mehr Kontrollen, um die Einhaltung der Arbeitsbedingungen zu gewährleisten
«Seit Corona ist es immer schlimmer geworden, weil viele die Branche verlassen haben», sagt ein Barchef zu 20 Minuten, der anonym bleiben möchte. Seine Arbeitstage seien jetzt zehn Stunden lang. Statt nur um die Bar, müsse er sich etwa auch ums Putzen und Abwaschen kümmern.
Dafür sei der Lohn zu tief. Ein Barchef habe ein Gehalt von 5500 bis 5700 Franken. Er bekomme aber trotz 14 Jahren Berufserfahrung und zehnstündigen Arbeitstagen 5300 Franken.
«Bars und Restaurants werden die Öffnungszeiten kürzen müssen»
Wenn sich nichts ändert, würden sich noch mehr Gastro-Angestellte einen anderen Job suchen. «Dann müssen wir noch mehr arbeiten. Irgendwann werden Bars und Restaurants die Öffnungszeiten kürzen müssen», so der Barchef.
Allzu schnell wird sich aber wohl nichts ändern. Die Demonstranten konnten ihr Manifest nicht persönlich an Gastrosuisse übergeben. Sie kamen nur bis zum Eingang des Bürogebäudes, in dem der Branchenverband seinen Hauptsitz hat. Sicherheitspersonal liess die Gastro-Leute nicht hinein.
«Wir warten seit vier Jahren»
Für Mauro Moretto, Co-Leiter Sektor Tertiär bei der Unia, ist das Verhalten des Verbands ein «Armutszeugnis», wie er zu 20 Minuten sagt. «Wir haben angemeldet, dass wir das Manifest übergeben wollen und hätten erwartet, dass uns jemand empfängt. Wir warten seit vier Jahren auf Verhandlungen», so Moretto.
Ein Sprecher von Gastrosuisse sagt auf Anfrage von 20 Minuten, dass er sich nicht zum Manifest äussern könne, weil er es nicht bekommen habe. «Die Post kann bei uns abgegeben werden», so der Sprecher. Auch zu den unterbrochenen Verhandlungen zum Landes-GAV könne er sich nicht äussern.
Gastrosuisse habe der Gewerkschaft aber ein Treffen angeboten und warte auf Antwort. Die Unia wolle sich nun noch am Montag mit Terminvorschlägen melden, sagte Moretto zur Redaktion.
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