Toptalent im Interview«Ich bin Isaiah Okafor und will meine eigene Geschichte schreiben»
Mit fünf Jahren startete Isaiah Okafor beim FC Basel, mit 16 wechselte er zu Bayer Leverkusen. Im Interview spricht das Schweizer Toptalent über seinen bisherigen Weg und wie er aus dem Schatten seines grossen Bruders und Nati-Stars Noah treten möchte.
Darum gehts
Isaiah Okafor (17), du bist im Januar von Basel zu Bayer Leverkusen gewechselt. Zuerst in die U-17, jetzt U-19. Wie war das erste halbe Jahr in Deutschland?
Als damals 16-Jähriger weg von Zuhause, in einem neuen Land – das war schon nicht immer einfach und ich habe meine Familie oft vermisst. Der Verein hat mich aber vom ersten Tag an sehr gut unterstützt. Das half mir, schnell gute Leistungen zu erbringen.
Du wohnst bei einer Gastfamilie. Wie ist das für dich?
Das stimmt. Ich habe aber sozusagen meine eigene Wohnung im Haus der Gastfamilie mit eigener Küche, wo ich auch selber kochen kann.
Wie sieht der Alltag von Isaiah Okafor aus?
Ein normaler Tag startet mit meiner Ausbildung am Morgen, Training am Nachmittag. Danach Physio und am Abend Zuhause entspannen sowie erholen.
Du hast als FCB-Junior eine KV-Lehre angefangen. Wie steht es jetzt um deine Ausbildung neben dem Fussball?
Ich mache eine ähnliche Ausbildung bei Bayer Leverkusen als Sport- und Fitnesskaufmann. Es ist ein grosses Privileg, dass ich das bei meinem Verein machen darf.
Wird diese Ausbildung von dir gefordert oder machst du das freiwillig?
Ich mache das für mich selber. Klar, mein Ziel ist es zu 100 Prozent Fussballprofi zu werden. Aber die Ausbildung gibt mir einen möglichen Plan B und einen geregelten Tagesablauf, was in meinem Alter wichtig ist.
Wie würdest du dich als Spieler beschreiben?
Ich bin ein technisch sehr versierter, zentraler Mittelfeld-Spieler mit Stärken im Zweikampf. Ich spiele sehr aggressiv gegen den Ball, was mir auch mal eine Gelbe Karte einbringt (lacht).
«Klar, werde ich oft abgestempelt als Bruder von Noah.»
Du bist ein grosses Talent, bist bereits bei einem grossen deutschen Club. Wie weit bist du noch vom Profi entfernt?
Man hat nie eine Garantie, dass man Profi wird. Ich geniesse hier eine gute Ausbildung, werde gefördert und gebe alles, um baldmöglichst in der 1. Mannschaft von Leverkusen auflaufen zu können. Ob es gelingt, werden wir sehen.
Deine älteren Brüder Noah (RB Salzburg) und Elijah (Basel U-21) spielen ebenfalls Fussball. Du sollst aber der talentierteste Okafor sein. Stimmt das?
Ich habe das auch schon gehört (lacht). Das sollen aber andere beurteilen. Ich arbeite täglich hart, um besser zu werden und meine Ziele zu erreichen.
Noah Okafor spielt mit Salzburg in der Champions League, wird mit der Nati an die WM nach Katar fliegen. Wirst du oft mit ihm verglichen?
Klar, werde ich oft abgestempelt als Bruder von Noah. Das hat viele Vorteile. Er hat den Weg zum Profi geschafft und kann seine Erfahrungen mit mir teilen. Wir telefonieren täglich. Ich bin unglaublich stolz auf ihn.
Aber?
Ich will nicht nur im Schatten von ihm stehen. Ich bin ein eigener Mensch und Charakter. Ich bin Isaiah Okafor und will meinen eigenen Weg gehen sowie meine eigene Geschichte schreiben.
Du warst beim FC Basel seit du fünf Jahre alt bist. Ist dein Leben immer nur darauf ausgelegt gewesen, Fussballprofi zu werden?
Ich war schon als Baby begeistert von Fussbällen. Es gab für mich nie ein anderes Thema. Seit ich denken kann, gibt es für mich nur den Fussball.
Welche Rolle spielen deine Eltern bei diesem Weg?
Ich muss klar sagen, meine Eltern haben mich immer unterstützt, aber nie Druck gemacht. Es war immer meine Entscheidung, diesen Weg zu gehen. Das habe ich bei Mitspielern auch schon anders erlebt, wo Eltern Druck auf ihren Sohn ausüben oder ihn zu etwas zwingen.
Hat man da nie Angst, etwas im Leben zu verpassen, wenn man alles dem Fussball unterordnet?
Es ist so, dass ich weniger Freiheiten habe, als andere in meinem Alter. Verpassen ist aber das falsche Wort. Ich hab trotzdem ein Leben neben dem Sport. Ab und zu muss ich auf Dinge verzichten, aber das kann man nach der Karriere nachholen, wenn man will.
Du bist in Leverkusen weit weg von deinen Eltern, Brüdern und der Schwester. Ist das auch mal schwierig?
Klar, mir fehlt die Familie. Mit dem Zug sind es rund vier Stunden – da bin ich schon nach Basel gefahren, weil ich sie sehen wollte. Meine Eltern und Geschwister besuchen mich regelmässig. Der Einzige, der noch nicht hier war, ist Noah. Der ist einfach so beschäftigt (lacht).
Du bist in der U-17 der Schweizer Nati. Du könntest auch für Nigeria spielen, weil dein Vater gebürtiger Nigerianer ist. Hat man dich vom nigerianischen Verband schon kontaktiert?
Ich bin mir dieser Option bewusst. Aber ich bin in der Schweiz aufgewachsen, habe hier meine ganze Ausbildung gemacht. Daher ist es für mich klar, dass ich für die Schweiz spielen will.
Fussball WM 2026 in USA, Kanada und Mexiko. Noah Okafor trifft zum Sieg im Achtelfinal nach Vorlage von Isaiah Okafor. Wie klingt das für dich?
(lacht) Mit meinem Bruder oder beiden Brüdern mal zu spielen wäre ein absoluter Traum. In vier Jahren bin ich 21 Jahre alt, Noah machte sein Nati-Debüt mit 18 Jahren. Es wäre also ein realistisches Ziel, aber bis dahin warten sehr viel Arbeit und Disziplin auf mich.
Wenn wir in 20 Jahren wieder ein Interview machen – was willst du bis dahin erreichen?
Ich will mich menschlich und sportlich entwickeln. Möchte mit der Schweiz an einer Weltmeisterschaft gespielt haben und mit einem Club in der Champions League. Und ganz wichtig: Gesund bleiben.
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