Hanf-Initiative«Ich bot Levrat den Joint an – er lehnte ab»
«Lieber bekifft figge als bsoffe fahre!»: So lautet die neue Juso-Kampagne zur Hanf-Initiative. Deren Präsident Cédric Wermuth verteidigt im Interview die Provokation, verrät seine Vorlieben im Schlafzimmer – und stösst ungewöhnliche Methoden zur Parteienfinanzierung an.
Im Hinblick auf die Abstimmung über die Hanf-Initative will die Juso tausende Kondome mit der Aufschrift «Lieber bekifft figge als bsoffe fahre!» verteilen. Juso-Präsident Cédric Wermuth und seine Genossen provozieren offenbar gerne: Bereits an der SP-Delegiertenversammlung Ende Juni erregte Wermuth die Gemüter, als er auf dem Podium einen Joint anzündete.
20 Minuten Online: «Lieber bekifft figge als bsoffe fahre!», heisst der polemische Juso-Slogan zur Hanf-Initiative. Erwischt man auch Sie mit einem Joint im Liebesnest?
Cédric Wermuth: Im Bett habe ich es lieber nüchtern. Ich rauche und kiffe nicht regelmässig. Sich bekifft zu vergnügen wäre jedoch durchaus ein interessantes Projekt.
Kifft die Juso Schweiz so viel, dass ihr keine Ideen mehr in den Sinn kommen und sie die Idee der Basler Juso-Sektion kopieren muss?
Die Idee mit den Kondomen als Werbemittel kommt ursprünglich von der österreichischen Juso. Die Juso Basel hat die Kampagne für die Juso Schweiz erfolgreich getestet. Viele Leute haben ihren Spass daran, nur ältere Menschen empören sich. Dies ist ein gutes Zeichen!
Ist bekifft Liebe zu machen überhaupt hinreissender?
Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt klappen würde. Das Urteilsvermögen wäre jedenfalls dermassen beeinträchtigt, dass man es sicherlich nicht objektiv beurteilen könnte.
In den psychiatrischen Anstalten liegen etliche Kiffer-Wracks – gleichzeitig rauchen Sie an der SP-Delegiertenversammlung einen Joint auf dem Podium und ziehen die Problematik somit ins Lächerliche.
Labile und kranke Menschen haben Probleme, gemässigt Hanf zu konsumieren. Dies streite ich nicht ab. Schlussendlich kommt es aber auf den Umgang mit Drogen an – dies gilt auch für den Alkohol. Ein kausaler Zusammenhang etwa zwischen Schizophrenie und Hanfkonsum konnte noch keine Studie nachweisen.
Im Vergleich zu anderen Ländern ist in der Schweiz vielfach völlig überzüchtetes Gras auf dem Markt, das Halluzinationen auslösen kann. Wie wollen sie die Konsumenten davor schützen, wenn der Hanf-Konsum legal werden würde?
Legalisiertes Gras sollte man genau gleich handhaben wie Alkohol und Zigaretten: Der Kantonschemiker müsste das Hanfkraut auf den THC-Gehalt testen – dieser müsste auf den Produkten ausgewiesen werden, analog den Alkoholprozenten oder dem Nikotingehalt bei Zigaretten.
Denken sie an ein THC-Limit?
Wenn das Problem mit überzüchtetem Gras auftaucht, kann man darüber diskutieren.
Wird die Juso bei einem Ja zur Hanf-Initiative einen Coffee-Shop eröffnen?
Als Erstes würde ich nach Jahren wieder mal einen Joint rauchen. Wir können uns vorstellen, mit einem Coffee-Shop unsere Parteikasse ein bisschen aufzubessern. Jedoch würde in dem Laden absolutes Rauchverbot herrschen!
Haben Sie ihren SP-Genossen schon einen Sack Gras übergeben, damit sie von ihrer Polizei-Repressionsschiene wegkommen?
An der Delegiertenversammlung habe ich Christan Levrat meinen Joint angeboten – er lehnte jedoch dankend ab. Gerne würde ich Levrat zu einem Seminar über entspannte Sicherheitspolitik einladen.