Velovorzugsroute Zürich: Grüner Streifen sorgt für Verwirrung

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Velovorzugsroute«Ich fahre weiterhin automatisch am Rand»

Seit Donnerstag ist der erste Teil der Velovorzugsroute befahrbar. Dass sie auf dieser Strecke vortrittsberechtigt sind, ist vielen Velofahrerinnen und -fahrern aber nicht bewusst.

Beat (70) weiss, dass er mehr Raum einnehmen könnte, macht es aber aus Gewohnheit nicht. 
Timo (42) fände es wichtig, vor allem auch die Autofahrerinnen und -fahrer auf die Velovorzugsroute zu sensibilisieren. 
Eva (42) hat noch nicht viel von der Vortrittsberechtigung gespürt. 
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Beat (70) weiss, dass er mehr Raum einnehmen könnte, macht es aber aus Gewohnheit nicht. 

20min/eu

Darum gehts

  • Seit Donnerstag ist der erste Teil der Velovorzugsroute befahrbar. 

  • Die Strecke führt über die Bullinger- und Balserstrasse zum Bahnhof Altstetten. 

  • Bereits am Tag der Einweihung zeigten sich in den sozialen Medien diverse Userinnen und User enttäuscht – die Route halte nicht, was sie verspreche. 

  • 20 Minuten hat mit Velofahrerinnen und -fahrern über die Mängel und Vorteile der Velovorzugsroute gesprochen. 

Platz da, jetzt kommt das Velo – seit Donnerstag kann der erste Teil der Velovorzugsroute in Zürich befahren werden. Signalisiert wird die Strecke durch einen grünen Streifen. Das 40 Zentimeter breite Band beginnt auf der Bullingerstrasse und führt über die Baslerstrasse zum Bahnhof Altstetten.

Laut einer Mitteilung der Stadt sollen Velofahrende auf der Velovorzugsroute «von breiten Velostreifen, Tempo 30, Vortrittsberechtigungen, neuen Signalisationen an den Kreuzungen und einer klar erkennbaren Markierung profitieren».

Meme für Velovorzugsroute

Kaum eingeweiht, hagelt es jedoch Kritik. So sorgt zum Beispiel der bereits angesprochene Streifen bei den Velo-Fans für Verwirrung: Vielen ist nicht klar, was er genau signalisiert und warum sich entlang des grünen Bandes, welches die Velovorzugsroute markiert, zusätzliche Velostreifen befinden.

Auf Twitter kursierte bereits am Tag nach der Einweihung ein Meme. Es besteht aus einer Montage zweier Fotos: Auf dem einen ist ein von der Strasse separierter, rot asphaltierter Veloweg zu sehen. Auf dem anderen Bild ist ein Streckenabschnitt der Velovorzugsroute abgebildet – zu sehen ist der grüne Streifen, auf dem sich links davon die Autos reihen und rechts davon ein Lastwagen geparkt ist. Der Meme-Text dazu: «Wofür wir abgestimmt haben – was wir bekommen haben.» Zum Post kommentiert ein User: «Ich sag ja. Lieber oller Velostreifen statt abverreckter grüner Strich.»

Mit Plakaten auf Velovorzugsroute sensibilisieren

20 Minuten hat mit Velofahrerinnen und -fahrern gesprochen, welche die Velovorzugsroute gefahren sind. Eine davon ist Seraina (27). Dass sie auf der Strecke mit dem grünen Band nicht immer am Rand kleben muss, sei ihr nicht klar gewesen: «Ich denke aber auch, dass dies vielen Autofahrenden auch nicht bewusst ist.»

Da kann Timo (42) nur zustimmen. Ihn ärgert, dass im öffentlichen Raum kaum auf die Velovorzugsroute hingewiesen wird: «Im Sommer rief eine Plakatkampagne der Stadt die Velofahrenden dazu auf, sich im Strassenverkehr ‹achtsamer› zu verhalten. Nun wäre es doch im Gegenzug auch sinnvoll, in Plakate zu investieren, welche die Autofahrenden auf die Velovorzugsroute sensibilisieren.»

An neue Verkehrsform gewöhnen

Sensibilisieren, anstatt voreilig kritisieren – dieser Meinung ist ein Anwohner des Bullingerplatzes. «Die Velovorzugsroute ist ein Schritt in die richtige Richtung und eine für uns noch nicht gewohnte Verkehrsform mit sich.» Bereits über Enttäuschung zu sprechen, findet der Anwohner deshalb übereilt. Nichtsdestotrotz fehlt ihm eine stärkere Signaletik: «Zum Beispiel könnte man alle paar Meter eine grosse Zeichnung mit einem Velo auf der Route anbringen.»

Beat (70) und Eva (41) fahren aus Gewohnheit auch auf der Velovorzugsroute «automatisch am Strassenrand». Beide wissen zwar, dass sie auf Abschnitten entlang des grünen Streifens mehr Raum einnehmen dürften, doch würden sie der ganzen Sache noch nicht trauen. Nichtsdestotrotz begrüsst Beat die Entwicklung: «Gerade an der Kreuzung Bullinger-/Hardstrasse finde ich es gut, dass nur noch Velos geradeaus fahren dürfen.» 

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