«Ich kann es mir nicht leisten, meine Familie in Kosovo zu besuchen»

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Hohe Flugpreise«Ich kann es mir nicht leisten, meine Familie in Kosovo zu besuchen»

Seit heute steht Kosovo nicht mehr auf der Quarantäneliste der Schweiz. Hohe Ticketpreise für Flüge trüben dabei aber die Freude bei Doppelbürgern. So auch bei Jetmira Avdili (26).

Seit heute kann man wieder von Kosovo in die Schweiz einreisen, ohne sich 10 Tage in Quarantäne begeben zu müssen. Nun wollen viele Schweiz-kosovarische Doppelbürger Familienbesuche in Kosovo machen. So auch Jetmira Avdili (26) aus der Ostschweiz.
«Meine Freunde und ich hatten uns schon extrem gefreut, endlich wieder einen Besuch in der Heimat machen zu können», so Avdili gegenüber 20 Minuten. Gleich nachdem sie von der Aufhebung der Quarantänepflicht erfahren hatte, wollte sie sich einen Flug nach Pristina buchen.
Als sie sich nach Flügen umgesehen hatte, war sie schockiert: «Die Preise für einen Hin- und Rückflug nach Pristina sind teils fünfmal so hoch wie vor der Corona-Krise.»
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Seit heute kann man wieder von Kosovo in die Schweiz einreisen, ohne sich 10 Tage in Quarantäne begeben zu müssen. Nun wollen viele Schweiz-kosovarische Doppelbürger Familienbesuche in Kosovo machen. So auch Jetmira Avdili (26) aus der Ostschweiz.

Instagram: Jetaoraa

Darum gehts

  • Nach knapp drei Monaten wurde Kosovo von der Quarantäneliste vom BAG entfernt.
  • Zahlreiche Doppelbürger wollen nun in Kosovo ihre Familien besuchen gehen.
  • Wegen der erhöhten Nachfrage haben sich die Flugpreise für die Strecke inzwischen teils vervierfacht.
  • Viele Doppelbürger, so auch Jetmira Avdili, können sich einen Besuch in der Heimat nicht leisten.


Nach fast acht Monaten hätte es bei Jetmira Avdili endlich zum grossen Wiedersehen mit ihrer Familie in Kosovo kommen sollen. «Als ich am Freitag erfahren habe, dass der Bund Kosovo von der Quarantäneliste streicht, wollte ich mir gleich einen Flug nach Pristina buchen, wo meine Familie lebt», erzählt die 26-jährige Ostschweizerin gegenüber 20 Minuten. Die Vorfreude sei «riesig» gewesen: «Ich habe mich extrem gefreut, mein Grosi und den Rest der Verwandtschaft nach so langer Zeit zu besuchen.»

Die freudige Stimmung ist jedoch schnell umgeschlagen, als Avdili auf dem Buchungsportal der Fluggesellschaften die Ticketpreise sah: «Es hat mir fast die Sprache verschlagen, weil die Flugpreise nach Kosovo zurzeit extrem hoch sind. Ein Hin- und Rückflug nach Pristina kostet bis zu 1000 Franken. Das ist fast viermal so viel, wie ich vor der Corona-Krise für die Strecke bezahlt habe.»

«Kann mir die Flüge nicht leisten»

Diesen Preis findet die 26-Jährige «komplett überrissen»: «Ich wie auch viele meiner Freunde müssen momentan wegen der Corona-Krise besonders aufs Geld schauen. Dass die Fluggesellschaften die aktuelle Lage ausnutzen, finde ich brutal.» Sie wird mit dem Buchen nun warten, bis die Flüge wieder günstiger sind: «Es macht mich zwar traurig, dass ich meine Familie noch nicht sehen kann, aber die Flugtickets kann ich mir gerade schlicht nicht leisten.»

«Viele andere gebürtige Kosovaren, die in der Schweiz leben, regen sich ebenfalls über die Flugpreise auf», sagt Avdili. Nachdem sie am Freitag auf Instagram, wo sie fast 8000 Abonnenten hat, ihren Frust über die momentane Situation preisgegeben hatte, erhielt sie zahlreiche Reaktionen von Followern. «Viele haben mir geschrieben, dass sie die Preise ebenfalls viel zu teuer finden. Die meisten sind echt wütend und warten nun mit dem Buchen.»

Dynamic Pricing bestimmt die Flugpreise

Grund für die hohen Preise sei das «Dynamic Pricing», wie Andreas Meier, Sprecher der Edelweiss, gegenüber 20 Minuten sagt. «Die Preise für die Flüge richten sich beim Dynamic Pricing nach Angebot und Nachfrage und wird auf unser gesamtes Angebot angewendet.» Die Konditionen bewegen sich dabei «innerhalb einer definierten Ober- und Untergrenze».

Dass die Nachfrage nach Flügen nach Kosovo bei Edelweiss merklich gestiegen ist, bestätigt Meier. Dies erkläre sich die Fluggesellschaft mit der «wegfallenden Quarantänepflicht sowie der Herbstferienzeit». Völlig ausgebucht sind die Flüge aber nicht: «Die Auslastung der Flugzeuge auf den betreffenden Strecken ist gut, wir haben aber noch verfügbare Plätze.»

Dennoch biete Edelweiss bereits diese Woche fünf zusätzliche Flüge nach Pristina an, wie Meier sagt. «Wir werden die Situation auch in Zukunft genau beobachten und unser Angebot entsprechend der Nachfrage gestalten.»

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