«Ich komme schneller zu Resultaten als die Polizei»

Aktualisiert

Freundin verprügelt«Ich komme schneller zu Resultaten als die Polizei»

Im St. Galler Kränzlin ist am Wochenende eine 23-Jährige k. o. geschlagen worden. Ihr Freund hat auf Facebook einen Zeugenaufruf gestartet.

von
taw
Die 23-jährige Thurgauerin wurde am Wochenende brutal niedergeschlagen.
Passiert ist es im Kränzlin in St. Gallen.
Ihr Freund startete daraufhin einen Zeugenaufruf via Facebook.
1 / 5

Die 23-jährige Thurgauerin wurde am Wochenende brutal niedergeschlagen.

zvg

«Meine Freundin, eine Kollegin von ihr und ich waren am Samstag in St. Gallen feiern», erzählt der 25-jährige Severin B. Gegen 5 Uhr seien er und seine 23-jährige Freundin dann ins Kränzlin gegangen, um etwas zu essen. Die Kollegin habe sich vorher verabschiedet. «Ich bin an die Theke gegangen, um das Essen zu bestellen, meine Freundin wartete am Tisch», so B.

Dann hätten sich zwei unbekannte Männer seiner Freundin genähert und sich ohne zu fragen an denselben Tisch gegenüber von ihr hingesetzt. Laut B. wurde sie von den beiden – er schätzt sie auf 17 bis 25 Jahre alt – belästigt, als er sich mit dem Rücken zu ihr um die Bestellung kümmerte. «Die beiden haben meine Freundin zuerst übelst beschimpft und als Schlampe betitelt», so B. Sie hätten sie sogar angefasst, was sich seine Freundin nicht gefallen liess, und sich mit ihrer Handtasche zur Wehr setzte. Daraufhin habe einer der beiden sie plötzlich brutal ins Gesicht geschlagen. Er sei dem Typen sofort nachgerannt, sei dann aber selbst von hinten niedergeschlagen worden.

«Das ist eine Katastrophe»

Seine Freundin habe im Gesicht stark geblutet. Für B. war klar: «Wir brauchen eine Polizeipatrouille vor Ort.» Zweimal habe er bei der Polizei angerufen, gekommen sei aber niemand. Laut B. habe man ihm gesagt, er solle nach Hause gehen und sich zu Bürozeiten wieder bei der Kantonspolizei melden. «Das ist doch eine absolute Katastrophe», schimpft B. Der St. Galler ist enttäuscht und stinksauer.

Mit dem Taxi ging B. mit seiner Freundin ins Kantonsspital. Zwei Stunden lang wurde sie untersucht. Fazit: Bruch des linken Jochbeins und des oberen Kieferknochens. «Noch ist unklar, ob sie im Gesicht operiert werden muss», sagt B. Am Mittwoch muss sie erneut zur ärztlichen Kontrolle. In der Zwischenzeit durfte sie nach Hause. «Sie hat Schmerzen und Angst», sagt er. Sie sei eine so zarte Gestalt und würde keiner Fliege etwas zuleide tun. «Was ist das für eine Welt?», fragt sich B., der sich den Angriff nicht erklären kann.

Zeugenaufruf via Facebook

Am Sonntag erstatteten er und seine Freundin Anzeige bei der Kantonspolizei, wo der Fall derzeit behandelt wird. Entsprechende Ermittlungen laufen. Für B. offenbar zu wenig – er startete via Facebook selbst einen Zeugenaufruf mit Tathergang und Täterbeschreibung (siehe Diashow). Bisher wurde dieser fast 2000 Mal geteilt und rege kommentiert. Um Selbstjustiz gehe es ihm dabei nicht, betont B. Er sei sich nur sicher, dass er schneller zu Resultaten komme als die Polizei. Sobald er den Täter gefunden habe, gehe er zur Polizei.

Die Polizei hat Kenntnis vom Zeugenaufruf via Facebook. «Tätersuche ist zwar nicht Sache von Privatpersonen, verbieten kann man es aber nicht», sagt Gian Andrea Rezzoli, Mediensprecher der Kantonspolizei St. Gallen. Weshalb am Sonntagmorgen keine Patrouille zum Kränzlin ausrückte, werde abgeklärt.

Deine Meinung zählt