«Ich lasse mir von einem bösartigen Krebs nicht das Leben ruinieren»

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Brustkrebs«Ich lasse mir von einem bösartigen Krebs nicht das Leben ruinieren»

Mit 32 erhält Sandra die Diagnose Brustkrebs. Obwohl sich die Krebszellen bis jetzt nicht ausmerzen liessen, will die Zürcherin die Hoffnung nicht aufgeben.

Sandra hatte ihre erste Chemotherapie am 3. März 2020. Doch bevor die Ärzte die Therapie starten konnten, mussten sie Sandras gesamten Körper scannen. «Sie schauten, ob mein Krebs behandelbar ist oder ob er bereits gestreut hat», sagt Sandra.
«Obwohl ich vom Schlimmsten ausgegangen bin, war es dennoch ein grosser Schock zu erfahren, dass ich einen bösartigen Brustkrebs habe», sagt Sandra.
«Ich lasse mir von einem bösartigen Brustkrebs sicherlich nicht das Leben ruinieren. Vor allem beruflich möchte ich noch einiges erreichen, aber auch die Welt bereisen und mein Leben in vollen Zügen geniessen», sagte sich die PR-Managerin immer wieder.
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Sandra hatte ihre erste Chemotherapie am 3. März 2020. Doch bevor die Ärzte die Therapie starten konnten, mussten sie Sandras gesamten Körper scannen. «Sie schauten, ob mein Krebs behandelbar ist oder ob er bereits gestreut hat», sagt Sandra.

Foto: privat

Darum gehts

  • Im Februar bemerkte Sandra in ihrer Brust eine Verhärtung.

  • Bei der Frauenärztin erfuhr sie, dass sie bösartigen Brustkrebs hat.

  • Mehrere Chemotherapien und eine Operation hat sie bereits hinter sich, derzeit durchläuft sie eine weitere Chemotherapie und Bestrahlungen.

  • 2021 möchte die Zürcherin wieder normal leben.

«Als ich das Ultraschallbild meiner Brust gesehen habe, ahnte ich sofort, dass es ein bösartiger Tumor ist.» Sandra* hatte im Februar dieses Jahres eine Verhärtung in der Brust bemerkt und ging daraufhin zur Frauenärztin. Nach einer weiteren Untersuchung bestätigte sich Sandras Verdacht. «Obwohl ich vom Schlimmsten ausgegangen bin, war es dennoch ein grosser Schock zu erfahren, dass ich einen bösartigen Brustkrebs habe.»

Bevor die Ärzte die Therapie starten konnten, mussten sie Sandras gesamten Körper scannen. «Sie schauten, ob mein Krebs behandelbar ist oder ob er bereits gestreut hatte. Hätte er bereits Metastasen gebildet, hätte es keine Heilung mehr gegeben. Man hätte dann versucht, die Krankheit zu verlangsamen, um mir mehr Zeit verschaffen zu können», sagt Sandra. «Die drei Tage bis zum Ergebnis waren die schlimmsten meines Lebens. Ich fragte mich, wie lange ich noch zu leben habe? Ob mein Tod schmerzhaft sein würde? Wie es meiner Familie, meinem Freund und meinen Freunden gehen würde, wenn ich unheilbar krank wäre?» Gleichzeitig wollte die nun 33-Jährige gar nicht zulassen, dass sich der Tod als Möglichkeit in ihr Leben schleicht: «Ich lasse mir von einem bösartigen Brustkrebs sicherlich nicht das Leben ruinieren. Vor allem beruflich möchte ich noch einiges erreichen, aber auch die Welt bereisen und mein Leben in vollen Zügen geniessen», sagte sich die PR-Managerin immer wieder.

Nebenwirkungen durch Chemotherapie

Da die Ärzte keine Metastasen in Sandras Körper fanden, konnte die mehrwöchige Chemotherapie im Triemlispital Zürich beginnen. «Es war schon ein seltsames Gefühl, als die orange Flüssigkeit durch den Infusionsschlauch in meine Vene floss. Ich wusste, dass diese Medikamente das Krebszellenwachstum hemmen würden – aber auch, dass es mir bald schlecht gehen wird», so Sandra. Bereits am nächsten Tag spürte sie die Nebenwirkungen: Sie fühlte sich müde und litt an Übelkeit. Sandra sammelte all ihre Kraft, um etwas Zeit bei ihrem Pferd Partur zu verbringen. «Reiten und die Zeit im Stall halfen mir durch die Chemo. Hier konnte ich meine Krankheit für einen Moment komplett vergessen.»

Innerhalb kürzester Zeit verlor Sandra fünf Kilogramm. «Und eines Morgens war plötzlich das ganze Waschbecken voller Haare.» Beim Coiffeur liess sie sich daraufhin die Haare abrasieren und bekam eine Kunsthaarperücke, die sie bislang aber nur dreimal getragen hat. Lieber wickelt sie sich einen Turban. «Dass ich meine Haare verloren habe, war nicht schön. Aber wirklich schlimm war es, als die Augenbrauen und Wimpern ausfielen», so die Zürcherin. «Ab da sah ich richtig krank aus.»

Operation, Bestrahlung und erneut Chemotherapie

Mit der Zeit entwickelte Sandra eine Aversion gegen das Spital. «Sobald ich das Gebäude betrat, musste ich mich übergeben.» Doch sie biss durch: Nach 16 Chemotherapiesitzungen folgte Ende August eine Operation, um den bösartigen Tumor aus ihrer Brust zu entfernen. Endlich Aussicht auf ein Leben ohne Krebs! Doch die Analyse des Gewebes war ein harter Rückschlag, im Tumor befanden sich noch immer aktive Krebszellen. «Die Chemo hat nicht so gewirkt, wie erhofft», sagt Sandra. Zusätzlich zur geplanten Bestrahlung muss sie nun deshalb nochmals eine Chemotherapie machen. Wieder fühlt sie sich schlapp, und schlimme Kopfschmerzen plagen die Zürcherin. Dennoch lässt sie sich ihren Lebensmut nicht nehmen, arbeitet weiterhin 80 Prozent. Auch wenn sie noch nicht geheilt ist: «2021 möchte ich wieder ganz normal leben. Zwar mit etwas Gelenkschmerzen durch die Anti-Hormon-Tabletten, die ich noch fünf Jahre nehmen muss und mit kürzeren Haaren – aber es wird gut kommen.»

* Name der Redaktion bekannt

Brustkrebs

In der Schweiz erkranken pro Jahr etwa 6200 Frauen und 50 Männer an Brustkrebs. Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. 20 Prozent aller Brustkrebspatientinnen sind zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 Jahre. Wird Brustkrebs früh entdeckt, ist die Behandlung oft einfacher, und die Überlebenschancen der betroffenen Frau sind im Allgemeinen höher. 87 Prozent der Betroffenen leben fünf Jahre nach der Diagnose noch. Pro Jahr sterben etwa 1410 Personen an Brustkrebs in der Schweiz.Die Behandlungsmöglichkeiten von Brustkrebs sind Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, antihormonelle Therapien und zielgerichtete Therapien. Oft werden verschiedene Therapiearten miteinander kombiniert.Die regelmässige Selbstuntersuchung der Brust ist eine einfache Methode, um Veränderungen der Brust wahrzunehmen und diese frühzeitig ärztlich abzuklären.
Quelle: Krebsliga.ch

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