Hans-Ueli Vogt : «Nein, ich hatte keinen Kontakt mit Christoph Blocher»

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Hans-Ueli Vogt«Nein, ich hatte keinen Kontakt mit Christoph Blocher»

Die Kandidatur von Hans-Ueli Vogt für den Bundesrat kommt überraschend. Im Interview erklärt er, wie er seine Rolle sieht und weshalb er nicht Parteien, sondern 246 Menschen von sich überzeugen will.

«Als Bundesrat ist man Vorsteher in einem Departement. Hier geht es darum, mit dem Departement und seinen Mitarbeitern bestimmte Ziele zu erreichen. Das entspricht mir», sagt Hans-Ueli Vogt. 
Die Kandidatur von Hans-Ueli Vogt für den Bundesrat kommt überraschend.
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«Als Bundesrat ist man Vorsteher in einem Departement. Hier geht es darum, mit dem Departement und seinen Mitarbeitern bestimmte Ziele zu erreichen. Das entspricht mir», sagt Hans-Ueli Vogt. 

Marino Walser

Darum gehts

Sie haben in der Fraktion eher als Aussenseiter gegolten. Erwarten Sie Widerstand aus der eigenen Partei?

Ich habe mich nie als Aussenseiter gefühlt. Das ist ein Bild, an dem die Journalisten immer Freude hatten. Es ist sicher so, dass ich nicht der grosse Partylöwe bin, der an jedem Anlass jedes Verbandes dabei war. Aber ich habe mich in der Fraktion immer bis zur Verabschiedung am Schluss aufgehoben, wohl und respektiert gefühlt. Das ist mir wichtig. Deshalb empfinde ich mich nicht als Aussenseiter. Ich denke, dass die Fraktion meine Kandidatur jetzt auf jeden Fall respektiert, so wie sie mich immer respektiert hat.

Also ist kein Widerstand zu erwarten?

Es werden logischerweise nicht alle für mich sein und für mich stimmen. Aber Widerstand in einer anderen Form als der, mich nicht zu wählen, das erwarte ich nicht.

SVP-Kandidaturen haben oft mehr Chancen mit dem Segen von Christoph Blocher. Haben Sie von ihm etwas gehört?

Nein, ich hatte keinen Kontakt mit ihm in den letzten vier bis fünf Monaten.

2021 traten Sie aus dem Nationalrat zurück, «weil mein Naturell nicht zum Politbetrieb passt», wie Sie im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» gesagt haben. Woher nun der Sinneswandel?

Wenn Sie es einen Sinneswandel nennen möchten, ist das okay. Ich jedoch denke, dass ich im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» klar gemacht habe, dass nicht die Politik an sich, sondern das Politisieren im Parlament der ausschlaggebende Punkt war, mein Amt niederzulegen. Ich musste mir zugestehen, dass das Parlament nicht das optimale Spielfeld für mich war.

Warum ist das Spielfeld, auf dem der Bundesrat spielt, für Sie nun passender?

Als Bundesrat ist man Vorsteher in einem Departement. Hier geht es darum, mit dem Departement und seinen Mitarbeitern bestimmte Ziele zu erreichen. Das entspricht mir. Aber auch das Zusammenwirken im Gremium mit den anderen Bundesräten ist eine Aufgabe, die mir gefallen würde. Man hat zwar zum Teil unterschiedliche Ansichten, muss aber zusammen die Aufgaben erfüllen. Und das ist der Unterschied zum Parlamentsbetrieb, wo der ständige Wettstreit der Positionen und auch der persönliche Wettbewerb zwischen den Politikern eine grössere Rolle spielt.

Von welcher Partei erhoffen Sie sich die grösste Unterstützung?

Im Parlament sitzen 246 Einzelpersonen. Sie treffen 246 individuelle, persönliche und geheime Entscheidungen. Deshalb denke ich, dass ich bei 246 Personen eine Chance auf Unterstützung habe. Das hängt dann gar nicht so sehr von der Partei ab.

Wie wollen Sie sie überzeugen?

Ich werde sicher das Gespräch suchen, möglichst versuchen, in Kontakt zu kommen und mit vielen an gemeinsame Geschäfte oder Kommissionsarbeit anknüpfen zu können. Aber auch an persönliche Beziehungen, ich hatte mit vielen Parlamentarierinnen und Parlamentariern, mit denen ich nie zusammengearbeitet habe, gute Verhältnisse. Diese Anknüpfungspunkte möchte ich nutzen in den nächsten Wochen. 

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