«Ich will endlich Klarheit»

Aktualisiert

Insolvenz von Thomas Cook«Ich will endlich Klarheit»

Während Grossbritannien Thomas-Cook-Kunden in einer Rückführungsaktion nach Hause holt, bangen andere um ihre Reise – und ihr Geld. So auch eine Mutter aus dem Aargau.

von
rab

Am Montagmorgen landete um 5 Uhr das letzte Thomas-Cook-Flugzeug im britischen Manchester. Reisenden wurde auf der Website des britischen Reisekonzerns, die um 2 Uhr morgens abgeschaltet wurde, mitgeteilt, dass alle Flüge und Reisen gestrichen worden seien. Die Kunden wurden auf die von der zivilen Luftfahrtbehöre eingerichteten Seite www.thomascook.caa.co.uk verwiesen. Diese stürzte jedoch aufgrund Überlastung regelmässig ab.

Kurz nach der Bekanntgabe der Pleite des Unternehmens kündigte die Regierung Grossbritanniens die grösste Rückführungsaktion «seit dem Zweiten Weltkrieg» an, um rund 150'000 betroffene britischen Urlauber zurückzuholen.

Angesichts der Streichung sämtlicher Thomas-Cook-Flüge hätten die Regierung und die Zivilluftfahrtbehörde «dutzende Chartermaschinen angemietet, um die Kunden kostenlos nach Hause zu fliegen», teilte die Regierung in London mit.

Die Rückholaktion, die bereits seit Wochen ausgearbeitet wurde, trägt nach BBC-Angaben den Codenamen «Matterhorn». In der Nacht seien bereits die ersten Flugzeuge zu verschiedenen Zielen aufgebrochen, um britische Urlauber nach Hause zu holen. Alle Thomas-Cook-Kunden würden innerhalb der nächsten zwei Wochen und «so nah wie möglich an ihrem geplanten Rückkehrtermin» nach Hause gebracht, hiess es weiter.

Wie die britische «Sun» berichtet, besteht die Rettungsflotte aus insgesamt über 40 Jumbo-Jets. Bereits gestern Abend seien Maschinen an diverse Urlaubsorte geflogen worden, um gestrandete Touristen nach Hause zu holen.

Was mit den rund 400'000 ausländischen Kunden des Unternehmens, die in Resorts auf der ganzen Welt gestrandet sind, geschehen soll, sei derzeit noch unklar. Wie CNN berichtet, soll ihre Rückführung von den jeweiligen Ländern gesteuert werden. Thomas Cook bot mehr als 60 verschiedene Reiseziele von Dubai über Los Angeles bis Santorini an.

Sorge über Reise nach Mauritius

Eine Leser-Reporterin aus dem Kanton Aargau sollte kommenden Sonntag ihre über Thomas Cook gebuchte Reise nach Mauritius antreten. Die alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Sohnes hat die Reise im Wert von mehr als 6000 Franken Anfang Januar gebucht und sich das ganze Jahr über darauf gefreut: «Alles ist vorbereitet: Die Schnorchelausrüstung ist gekauft, die Touren vor Ort gebucht. Mein Sohn freut sich riesig auf diese Ferien», sagt die 33-Jährige.

Seit Samstag versucht sie, den Reiseanbieter zu kontaktieren – ohne Erfolg. «Bei allen Telefonnummern kommt der Text, der auf der Homepage steht, und dann wird man aus der Leitung geworfen. Wir haben keine Chance mit jemandem zu telefonieren», berichtet die Frau. Sie habe keinerlei Informationen: «Die Homepage ist down. Die Verantwortlichen unserer Unterkunft in Mauritius sind seit zwei Tagen nicht zu erreichen. Von der Airline haben wir zuletzt am Samstag die Bestätigung erhalten, dass alles in Ordnung sei, doch das war noch vor der Bekanntgabe der Insolvenz des Konzerns.»

Ihr graut davor, dass ihre schlimmsten Befürchtungen, nämlich, dass die gesamte Reise storniert und ihr das Geld dafür nicht zurückerstattet wird, wahr werden. Denn es sei zwar eine Reiserücktrittsversicherung abgeschlossen worden, diese greife jedoch nicht, wenn der Anbieter pleite geht. «Ich bin wütend, verwirrt und gleichzeitig auch traurig. Und vor allem will ich endlich Klarheit», so die Leserin.

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