Lorenz Frey-Hilti: «Ich würde sehr gern wieder ins Cockpit steigen» 

Die dritte Generation im Familienunternehmen Emil Frey: Lorenz Frey-Hilti ist unter anderem Teamchef der Emil Frey Racing.

Die dritte Generation im Familienunternehmen Emil Frey: Lorenz Frey-Hilti ist unter anderem Teamchef der Emil Frey Racing.

Emil Frey Racing
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Lorenz Frey-Hilti«Ich würde sehr gern wieder ins Cockpit steigen»

Lorenz Frey-Hilti steht einem der grössten Autohändler Europas vor und ist für Emil Frey Racing zuständig. Im Premierenjahr 2022 hat er die Teamwertung der ADAC GT Masters gewonnen. Er spricht über diesen grossen Erfolg und ob er irgendwann wieder selber auf die Rennstrecke zurückkehrt. 

Michael Lusk / A&W Verlag
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Michael Lusk / A&W Verlag

Emil Frey Racing hat dieses Jahr die Team-Meisterschaft der ADAC GT Masters gewonnen. Was bedeutet dieser Erfolg für euch?

Es ist nicht selbstverständlich in der Debütsaison als Neuling in einer Serie, mit uns vielen unbekannten Rennstrecken, auf Anhieb einer der kompetitivsten GT-Meisterschaft zu gewinnen. Das ist der Lohn unserer akribischen Arbeit und ich bin sehr stolz auf unser Team.

Mit Jaguar, Lexus und jetzt Lamborghini ging Emil Frey Racing in den vergangenen zehn Jahren mit drei unterschiedlichen Herstellern an den Start. Wie kam es dazu?

Als wir 2011 wieder ein eigenes Racing Team aufbauen wollten, haben wir dafür mehrere Optionen geprüft und dann das Projekt auf der Basis eines Jaguar XK in Angriff genommen. Nach einigen Startschwierigkeiten konnten wir mit dem inhouse entwickelten und aufgebauten GT3-Jaguar sogar gegen alle renommierten Hersteller Rennen gewinnen. Leider stieg Jaguar dann aus und setzte auf die Formel E. Parallel hat uns Lexus angefragt, ob wir ihr neues GT3-Rennfahrzeug auf europäischen Strecken weiterentwickeln und einsetzen möchten. Als wir auch diesen Auftrag erfolgreich abschliessen konnten, haben wir dann Gespräche mit verschiedenen Herstellern geführt und uns für Lamborghini entschieden.

Kommt Lamborghini jetzt auch ins Portfolio von Emil Frey?

Lamborghini war bis heute nie ein Thema in der Geschichte der Emil-Frey-Gruppe. Aber wir sind ein fachmännischer Dienstleister, auch im Motorsport. Wenn unsere Expertise gefragt wird und wir unseren Kunden einen Mehrwert bieten können, dann bieten wir diese sehr gerne an. 

Die Saison 2022 war für Emil Frey Racing ein voller Erfolg. 
Der Triumph im ADAC GT Masters ist ein Erfolg des gesamten Teams.
Im Vergleich zu den Werksteams ist das Schweizer Emil Frey Racing Team ein David gegen Goliath. 
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Die Saison 2022 war für Emil Frey Racing ein voller Erfolg. 

Emil Frey Racing

Wie wichtig ist die Passion für Motorsport der Familie Frey in diesem Zusammenhang?

Im Rennsport versuchen wir, unsere Fachkenntnisse im Automobilbereich unter Beweis zu stellen. Schon mein Grossvater und Vater waren sich einig, dass der Motorsport eine sehr geeignete Plattform darstellt, um unsere Fachkenntnisse in einem kompetitiven Umfeld unter Beweis zu stellen und Emotionen zu transportieren. Unsere persönliche Passion ist zweitrangig. 

Wie ist aktuell denn das Interesse der Kunden an Motorsport?

Das Interesse und die Begeisterung sind deutlich spürbar. Auf einigen Rennstrecken wurden dieses Jahr sogar Zuschauerrekorde verzeichnet. Nichtsdestotrotz steht der Motorsport vor grossen Herausforderungen. Die Elektrifizierung ist gerade für Langstreckenrennen noch nicht ausgereift und die Kosten für Hybridsysteme sind für den Breitensport noch zu komplex und teuer.

Die Autobranche ist im Umbruch. Welche Rolle spielen chinesische Marken für Emil Frey?

Wir beobachten den chinesischen Markt seit langem. Mit DFSK im Bereich der kleinen Nutzfahrzeuge haben wir angefangen, bei den Verbrennern hatten die chinesischen Hersteller aber oft einen Rückstand zu den europäischen Standards. Seit der Elektrifizierung sind sie meiner Meinung nach plötzlich sogar ebenwürdig oder voraus. Zudem gibt es gerade hier verschiedene Vertriebssysteme, die sehr spannend sind. Mit Great Wall Motors starten wir in Deutschland eine Zusammenarbeit. 

Du hast im Familienunternehmen schon vieles gemacht.

Das stimmt. Ich habe in der Firma schon in der Werkstatt, im Verkauf und im Marketing gearbeitet. Heute vertrete ich in der Geschäftsleitung die Bereiche Brand und Innovation. 

Wirst oder wurdest du anders behandelt, weil du der Sohn von Walter Frey bist?

Ich hatte das Glück, dass die Mitarbeitenden immer sehr direkt waren mit mir. Das habe ich sehr geschätzt. Eine Anekdote zeigt dies perfekt: Ich arbeitete damals im Verkauf und hatte mich eines Morgens nicht rasiert. Der Verkaufsleiter kam zu mir, legte einen Rasierer hin und sagte, ich solle mich rasieren oder gleich nach Hause fahren.

Über Lorenz Frey-Hilti

Wie ist die Zusammenarbeit mit deinem Vater?

Er ist mit 79 noch jeden Tag im Büro und mein grosses Vorbild. Ich bin extrem froh, ist mein Büro direkt neben seinem, sodass ich alles mit ihm besprechen kann. Wichtig ist für uns, dass das Unternehmen im Mittelpunkt steht und wie wir uns als Familie für das Unternehmen einsetzen können.

Früher bist du auch selber auch Rennen gefahren.

Richtig, von 2009 bis 2017. Leider musste ich ausgerechnet das letzte Rennen meiner aktiven Karriere als Rennfahrer mit einem Motorschaden beenden. Aber es ist auch sehr spannend jetzt als Teamchef, während der Rennen am Kommandostand in die ganze Strategie involviert zu sein. Ausserdem habe ich immer neben dem Rennsport gearbeitet und durfte in der Firma mehr Verantwortung übernehmen. Irgendwann ging beides zeitlich nicht mehr auf. Handkehrum konnte ich mir durchs Racing ein grosses Fachwissen über Fahrzeugtechnik und Netzwerk in der Automobilbranche aufbauen.

Reizt es dich immer noch, selber Rennen zu fahren?

Wenn man einmal Rennadrenalin gespürt hat, bleibt das Fieber natürlich bestehen. Ich vermisse es enorm und würde sehr gern wieder ins Cockpit steigen. Zusätzlich fand ich gerade die Weiterentwicklung eines Fahrzeugs enorm spannend. Aber auf der anderen Seite muss ich realistisch sein, dass das mit meinem vollen Terminplan nicht möglich ist und meine aktuelle Fitness sicher nur für wenige schnelle konstante Runden reichen würde. Denn wenn ich fahre, will ich bestmöglich vorbereitet sein und vorne mitfahren – sonst mache ich es nicht. 

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