Laut VW illegaler China-SUV «ID.6» in Zürich gesichtet

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SparpotenzialWie kam der VW-SUV aus China nach Zürich?

In China ist das Fahrzeug erhältlich, in Europa geht VW streng gegen Importeure vor. Nun wurde der günstige Elektrowagen in Zürich gesichtet.

News-Scout Joel Sigrist hat einen VW ID.6 auf den Strassen in Zürich gesehen.
Der XXL-SUV von VW ist vom Autokonzern nur für den chinesischen Markt angedacht. Gegen Importe ging VW in Deutschland vor.
Anfängliche Überlegungen, den XXL-SUV auch in Europa zu vermarkten, hat VW wieder verworfen. Ebenfalls will VW den ID.6 nicht auf dem Schweizer Markt sehen.
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News-Scout Joel Sigrist hat einen VW ID.6 auf den Strassen in Zürich gesehen.

20min/News-Scout

Darum gehts

  • Ein seltener VW ID.6, der eigentlich nur in China verkauft wird, wurde auf den Strassen von Zürich gesichtet.

  • Volkswagen geht rechtlich gegen den Import des ID.6 nach Europa vor, um womöglich Preisunterschiede und Kannibalisierung eigener Modelle zu vermeiden, vermutet eine Auto-Journalistin.

  • Der Besitzer des gesichteten Fahrzeugs, ein Limousinen-Service-Betreiber, wusste nicht, dass der Wagen in der Schweiz offiziell nicht erhältlich ist.

«Als ich die markanten Rücklichter sah, war mir sofort klar, dass ich etwas sehe, das fast unmöglich ist.» News-Scout Joel Sigrist entdeckte auf den Zürcher Strassen eine Seltenheit: einen VW ID.6. Ein Auto, das, wenn es nach Volkswagen geht, gar nicht in Europa fahren dürfte. Gebaut wurde es exklusiv für den chinesischen Markt.

Dass es sich bei dem Fahrzeug um einen ID.6 handelt, bestätigt auch die Auto-Journalistin Isabelle Riederer. Entsprechend überrascht ist daher auch Riederer, dass dieses Auto in der Schweiz gesichtet wurde. «In Europa und der Schweiz wird das Modell offiziell von VW und der AMAG nicht zum Verkauf angeboten.»

Dafür setze sich Volkswagen auch mit allen Mitteln ein, wie der Fall eines deutschen Händlers zeigt. Dieser hat mehr als 20 VW ID.6 auf eigene Kosten aus China importiert und wollte sie in Deutschland verkaufen. «Die Volkswagen Group ging aber rechtlich gegen den Import vor und konnte dank einer einstweiligen Verfügung die Fahrzeuge beschlagnahmen», so Riederer. «Angeblich warten die Fahrzeuge in einer Halle in Deutschland nun auf ihre Verschrottung.»

Kannibalisierung der eigenen Modelle

Ein möglicher Grund, weshalb VW den ID.6 nicht in Europa und der Schweiz zum Verkauf anbietet, könnten laut Riederer die Preisunterschiede und die Gefahr der Kannibalisierung eigener Modelle, wie dem ID.4 und dem ID.7 sein. «Denn während die Durchschnittskosten für neue Elektrofahrzeuge in Europa weiter steigen, führt intensiver Wettbewerb in China zu beachtlichen Rabatten.»

So wird der ID.3 in China für unter 20'000 Franken verkauft, hierzulande koste er das Doppelte, so Riederer. Auch beim ID.7 gebe es massive Preisunterschiede. «Der ID.7 kostet in China umgerechnet knapp 30'000 Franken, in der Schweiz muss man erneut mindestens das Doppelte bezahlen.»

Keine Pläne, den ID.6 nach Europa zu bringen

Auch das Automobilunternehmen Amag, über das der offizielle VW-Verkauf in der Schweiz läuft, will auf Anfrage nichts von dem ID.6 auf dem Schweizer Markt wissen. «Das Fahrzeug wurde für den chinesischen Markt entwickelt. Aktuell sind uns keine Pläne der Volkswagen AG bekannt, den ID.6 auf den europäischen Markt zu bringen.»

Die offiziellen VW-Markenpartner in der Schweiz könnten dazu nach aktuellem Wissensstand an diesen Fahrzeugen weder Serviceleistungen nach Herstellervorgaben noch Garantiearbeiten vornehmen. «Dies, weil sie weder technische Unterlagen haben noch Ersatzteile für diese Fahrzeuge bekommen können», wie die Amag-Medienstelle schreibt.

«Nichts, das ich an diesem Auto aussetzen würde»

Der in Zürich gesichtete ID.6 gehört Abdikarim aus dem Kanton Freiburg. Er hat einen Limousinen-Service und chauffiert mit dem chinesischen VW seine Kunden herum. «Ich habe das Auto gekauft, weil es mir einfach gefallen hat. Ich habe es seit zwei Monaten und bin absolut zufrieden. Es gibt nichts, das ich an diesem Auto aussetzen würde.»

Er wisse zwar schon, dass es ein chinesisches Auto sei, aber nicht, dass es auf dem hiesigen Markt eigentlich gar nicht erhältlich sein sollte. «Bis jetzt wurde ich noch nie darauf angesprochen, dass dieses Auto irgendwie aussergewöhnlich sein soll.» Den importierten Wagen habe er bei einer Zürcher Garage erworben.

Respekt vor dem Verhalten von Volkswagen

Die Zürcher Garage, bei der Abdikarim seinen Elektrowagen gekauft hat, möchte sich auf Anfrage nicht genau dazu äussern. Sie scheint sich der Kontroverse um das Fahrzeug aber bewusst zu sein. «Aufgrund der prekären Situation zu diesen Fahrzeugen und der Vorgehensweise seitens Volkswagen möchten wir in diesem Fall keine weiteren Angriffsflächen bieten.»

Die Angst vor VW wird ebenfalls deutlich bei einer weiteren Garage, die auf ihrer Website damit warb, dass sie als freie Garage den ID.6 in die Schweiz holen könne. Auf Anfrage sagt diese, die Website sei alt und man habe nicht vor, das E-Auto zu importieren. Wenige Tage später wurde die entsprechende Passage auf der Website geändert.

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