Bern/SolothurnIllegale Spielclubs graben Casinos das Wasser ab
In den Kantonen Bern und Solothurn schiessen illegale Spielhöllen wie Pilze aus dem Boden. Den Casinos entgehen Millionenbeträge.

Die Berner Casinobetreiber beklagen Umsatzrückgänge - wegen illegalem Glücksspiel.
Illegale Glücksspiele scheinen in den Kantonen Bern und Solothurn zu florieren. Alleine in Burgdorf führte die Kapo Bern vergangene Woche die mindestens vierte Razzia innerhalb von zweieinhalb Jahren durch.
Und im Kanton Solothurn durchsuchte die Polizei in den vergangenen zwei Jahren rund 30 Lokale mit dem Verdacht auf illegale Glücksspiele. Ein Hotspot für das illegale Zocken ist Olten, wo die Hälfte der Kontrollen stattfand. «Sichergestellt werden in der Regel Glücksspiel- und Wettautomaten und Bargeld, vereinzelt aber auch Waffen oder andere illegale Gegenstände», sagt Bruno Gribi, Sprecher der Kantonspolizei Solothurn, auf Anfrage.
Casinos beklagen massive Umsatzrückgänge
Die wachsende Zahl illegaler Glücksspiellokale spüren die Casinos – sie verlieren Umsatz. Sei früher noch in Hinterzimmern gezockt worden, stünden heute beispielsweise Photoplaykästen in ganz normalen Speiserestaurants hoch im Kurs. «Diese sind legal, denn es wird nur um Punkte gespielt. Illegal wird es dann, wenn der Wirt Geld für diese Punkte auszahlt», sagt Oliver Grimm, Direktor des Casinos Interlaken.
Dies geschehe auf dem Bödeli zuhauf, berichtet die «Jungfrau Zeitung.» Grimm: «Gerade habe ich durch einen Kunden erfahren, dass in Interlaken in einem weiteren Restaurant Glücksspielautomaten aufgestellt wurden – es ist das mittlerweile siebte Lokal.» Und während im Casino Interlaken die Einsätze auf 25 Franken pro Spiel begrenzt sind, wird laut Grimm in den Lokalen mit Einsätzen bis 100 Franken gezockt.
«Wo sich die illegalen Lokale befinden, erfahren wir oft von besorgten Ehefrauen, die ihre Männer bei uns sperren lassen wollen. Dann stellt sich heraus, dass sie gar nie bei uns waren», sagt Grimm. Nach Schätzungen würden dem Casino Interlaken pro Jahr so rund 1,5 Millionen Franken Brutto-Spielertrag entgehen. Oft beklagten sich auch Spieler bei Grimm, sie seien in illegalen Lokalen um ihren Gewinn betrogen worden. «Einer erzählte mir, ein Spielautomatenbetreiber habe ihn bedroht, sollte er im Polizeiverfahren aussagen. Es herrschen kriminelle Zustände in Interlaken.»
Illegales Tun ist schwierig nachzuweisen
Auch in Bern graben die illegalen Spielhöllen den Casinos Geld ab: «Wir schätzen, dass uns jährlich 5 Millionen Franken Umsatz durch illegale Spiellokale entgehen», sagt Christian Aumüller, Direktor des Grand Casinos Bern. Man wisse etwa durch Insider, dass Wirte den Spielern neuerdings Tablets abgeben würden. Gespielt wird online, den Gewinn gibt es an der Theke bar. «Illegale Glücksspiele werden weiter zunehmen, da es durch die technische Entwicklung einfacher wird, sie zu betreiben», sagt Aumüller. Polizeiliche Ermittlungen würden schwieriger: «Für diese sind Datenforensiker nötig und die Untersuchungen dauern lange.»
Dass sich das illegale Glücksspiel Richtung online verschiebt, bestätigt die Eidgenössische Spielbankenkommission. «Die Fälle werden immer komplexer. Wird die Verbindung unterbrochen, kann oftmals der Nachweis nicht mehr erbracht werden, dass illegales Glücksspiel angeboten wurde», sagt Sprecherin Maria Saraceni.
Aus Sicht der Casinobetreiber wächst der illegale Markt auch, weil Spielsüchtige gesperrt werden und dann in die Illegalität abrutschen: «Wir haben den Auftrag, gefährdete Spieler zu erkennen und zu sperren. Der Problemspieler sucht sich dann illegale Angebote – hier sollte gehandelt werden», sagt Casino-Direktor Grimm.