Hunter Biden verurteilt: Auswirkungen auf Joe Bidens Wahlkampf

Hunter Biden ist in einem Prozess um den Kauf einer Schusswaffe in allen drei Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen sahen es am Dienstag als erwiesen an, dass der Sohn von US-Präsident Joe Biden einen Waffenhändler belogen, und eine Waffe illegal elf Tage lang besessen hat.

Hat das Urteil nun Folgen auf die Präsidentschaftswahlen im November? Die wichtigsten Fragen zum Fall:

In dem ersten Prozess der US-Geschichte gegen das Kind eines amtierenden Präsidenten sprach die Jury den 54-Jährigen den Berichten zufolge in allen drei Punkten schuldig.

Einer der Anklagepunkte bezieht sich auf den kurzzeitigen Besitz des Revolvers im Jahr 2018 – was Hunter Biden nach einem US-Bundesgesetz als damaliger Konsument illegaler Drogen untersagt war. In den beiden anderen Punkten wurde er schuldig gesprochen, beim Ausfüllen eines Dokuments zum Kauf der Waffe über seinen Rauschgiftkonsum gelogen zu haben.

Dem Präsidentensohn droht eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren. Da es jedoch seine erste strafrechtliche Verurteilung ist, kann der frühere Anwalt, Geschäftsmann und Lobbyist auf eine deutlich mildere Strafe hoffen. Häufig gibt es in vergleichbaren Fällen gar keine Haftstrafe.

Der US-Präsident sagte kürzlich, er werde seinen Sohn nicht begnadigen, wenn er in seinem Waffenprozess verurteilt wird. Auch nach dem Schuldspruch erklärte Joe Biden, er werde das Urteil und das weitere Verfahren akzeptieren.

Für US-Präsident Biden bergen die juristischen Probleme seines Sohnes, dem im September auch noch ein Prozess wegen mutmasslicher Steuerhinterziehung bevorsteht, politische Risiken: Er muss Schaden für seine Wahlkampagne für eine zweite Amtszeit befürchten.

Wie «The Washington Post» schreibt, dürfte sich das Urteil jedoch am meisten auf die Psyche des US-Präsidenten Biden auswirken, da er sich um das Wohlergehen seines Sohnes sorgt.

Das Urteil könnte aber auch positive Auswirkungen für den Wahlkampf haben: Während Donald Trump weiterhin behauptet, das Justizministerium habe es aus politischen Gründen auf ihn abgesehen, können die Demokraten nun argumentieren, dass die Justiz unabhängig von der Politik handelt – und zwar so unabhängig, dass sogar der Sohn des Präsidenten verurteilt wurde.

US-Präsident Biden erklärte, er akzeptiere den Ausgang des Prozesses und das juristische Verfahren. «Jill und ich werden immer mit unserer Liebe und Unterstützung für Hunter und den Rest unserer Familie da sein. Nichts wird daran jemals etwas ändern», versicherte er.

Biden äusserte sich kurz nach dem Urteil. Er sagte: «Ich bin heute dankbarer für die Liebe und Unterstützung, die ich in der vergangenen Woche von (Ehefrau) Melissa, meiner Familie, meinen Freunden und meiner Gemeinde erfahren habe, als dass ich über das Ergebnis enttäuscht bin», sagte Hunter Biden. «Genesung ist durch die Gnade Gottes möglich, und ich bin gesegnet, dass ich dieses Geschenk Tag für Tag erleben darf.»

Bidens Anwalt Abbe Lowell teilte mit, er sei natürlich enttäuscht über den Schuldspruch. Die Verteidigung respektiere jedoch die Entscheidung und werde alle rechtlichen Möglichkeiten mit Nachdruck verfolgen. Über das Strafmass gegen Hunter Biden ist noch nicht entschieden.

Ein weiteres Verfahren steht noch an. In Kalifornien ist er angeklagt, weil er Bundessteuern für mehrere Jahre nicht ordnungsgemäss gezahlt haben soll. Der Prozess soll im September beginnen.

Mit Material von DPA/AFP