Synthetische Treibstoffe: Wie E-Fuels Oldtimer retten könnten

Die AMAG Classic hat zusammen mit der Empa über zwölf Monate synthetische Treibstoffe in Realversuchen getestet, unter anderem mit einem VW Golf aus dem Jahr 1978.

Die AMAG Classic hat zusammen mit der Empa über zwölf Monate synthetische Treibstoffe in Realversuchen getestet, unter anderem mit einem VW Golf aus dem Jahr 1978.

Isabelle Riederer
Publiziert

Im FahrtestSind E-Fuels die Rettung für Oldtimer?

Die AMAG Classic und die Empa haben über ein Jahr lang Fahrversuche mit zwei Oldtimern mit synthetischen Treibstoffen gemacht. Es funktioniert. Wir haben es selbst ausprobiert.

Oldtimer und Classic Cars bieten kaum Komfort, haben selten Fahrhilfen und verbrauchen ziemlich viel Benzin – und lassen dennoch Herzen höher schlagen. Sie sind Zeitzeugen, von denen man kaum die Augen lassen kann. Im Zuge der Dekarbonisierung des Verkehrs schien aber ihr letztes Stündchen geschlagen zu haben.

Die Rettung: synthetische Treibstoffe, sogenannte E-Fuels. Das Schweizer ETH Spin-off Synhelion gilt als Vorreiter in der Herstellung von synthetischen Treibstoffe aus regenerativen Energien. Doch können diese auch problemlos in Oldtimern eingesetzt werden? Dieser Frage ging die AMAG Classic zusammen mit der Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) in Test- und Fahrversuchen über zwölf Monate nach.

Problemloser Einsatz in Classic Cars

Die Testobjekte: ein VW Golf von 1978 und ein Chrysler Valiant von 1971. Im Schaulager der AMAG Classic in Schinznach Bad wurden anfangs März die Testergebnisse präsentiert. Bis ins kleinste Detail haben Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme der Empa, und sein Team die Untersuchungen durchgeführt.

Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme der Empa, und sein Team haben die Motoren und zahlreiche Komponenten auf Herz und Nieren geprüft.

Christian Bach, Abteilungsleiter Fahrzeugantriebssysteme der Empa, und sein Team haben die Motoren und zahlreiche Komponenten auf Herz und Nieren geprüft.

Isabelle Riederer

Nebst Fahrversuchen mit beiden Fahrzeugen mit rund 3000 Kilometern wurden auch ausgewählte Komponenten der Motoren sowie zahlreiche treibstoffführende Teile getestet und analysiert. Die gute Nachricht: Synthetische Treibstoffe können problemlos in Classic Cars eingesetzt werden, ohne dass sich die Charakteristik oder das Fahrverhalten verändern. Auch beim Abgasverhalten gab es kaum messbare Unterschiede. Einziger Unterschied: Während der Testfahrten trat bei beiden Fahrzeugen ein leicht anderer Geruch der Abgase auf, der jedoch nicht als störend empfunden wurde.

Erste Ausfahrt mit künstlichem Benzin

Zeit, sich selbst hinters Lenkrad von einem der beiden Testwagen zu klemmen. Ich bin in der Vergangenheit schon zahlreiche Klassiker gefahren, doch noch nie einen Oldtimer, der mit synthetischem Benzin funktioniert. Ob ich einen Unterschied merke? Ich setze mich in den Chrysler Valiant, 53 Jahre hat die olivgrüne Limousine auf dem Buckel. Der 3,7 Liter Benziner mit sechs Zylinder leistet 165 PS und bringt ein Drehmoment von 323 Nm auf die Strasse. Grundsätzlich gibt es kaum was zu beachten, Zündschlüssel gedreht, Handbremse gelöst, Automatikgetriebe auf Drive und los gehts.

Beide Oldtimer legten im Durchschnitt rund 3000 Kilometer zurück. Fazit: Synthetische Treibstoff können problemlos bei Classic Cars eingesetzt werden.
Nebst dem Golf kamen die E-Fuels auch in einem Chrysler Valiant Jahrgang 1971 zum Einsatz. Mit diesem durfte auch Redaktorin Isabelle Riederer eine Spitztour wagen.
Der einzige Unterschied zwischen fossilem Treibstoff und synthetischen Treibstoff war ein anderer Geruch der Abgase, doch seien diese nicht als unangenehm empfunden worden.
1 / 3

Beide Oldtimer legten im Durchschnitt rund 3000 Kilometer zurück. Fazit: Synthetische Treibstoff können problemlos bei Classic Cars eingesetzt werden.

AMAG

Ähnlich einer gemütlichen Gondelfahrt schippern wir vorbei an Bauernhäuser, Wiesen und Waldstücken. Wenn man es nicht wüsste, würde man nicht denken, dass der Ami-Schlitten mit künstlich hergestelltem Benzin fährt. Auch vom veränderten Geruch ist kaum was zu riechen. Kein Stottern, kein Nageln, er fährt. Eine Testfahrt, die zwar wenig beeindruckend ist, aber genau deshalb umso mehr überzeugt.

2040 immer noch zwei Millionen Verbrenner unterwegs

Doch machen E-Fuels überhaupt Sinn? «Der Antrieb der Zukunft im PW-Bereich wird mehrheitlich batterieelektrisch sein», sagt Helmut Ruhl, CEO der AMAG. Gemäss einer Studie der Empa werden 2040 noch zwei Millionen Verbrenner auf den Schweizer Strassen unterwegs sein. Mit E-Fuels könnte man die CO2-Emissionen um rund zehn Prozent senken.

Wie stehst du zu E-Fuels für Oldtimer?

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

43 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen