Corona-Wörter hoch im Trend – «Impfdurchbruch» zum Wort des Jahres 2021 gekürt

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Corona-Wörter hoch im Trend«Impfdurchbruch» zum Wort des Jahres 2021 gekürt

Die Wörter des Jahres zeigen, worüber die Gesellschaft nachdenkt und was sie bewegt. Auch dieses Jahr war die anhaltende Corona-Pandemie Thema Nummer eins.

Thema Nummer eins in der Schweiz 2021: Die Impfung und damit auch nicht abwendbare Impfdurchbrüche.
Weiter in Atem gehalten haben uns die grossen Wassermassen, die diesen Sommer vom Himmel prasselten.
Impf- und Zertifikatsfragen führten auch in vielen Familien und Freundeskreisen zu heftigen Diskussionen, demnach ist es nicht ganz überraschend, dass «entfreunden» den dritten Platz besetzt.
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Thema Nummer eins in der Schweiz 2021: Die Impfung und damit auch nicht abwendbare Impfdurchbrüche.

Tamedia AG/Christian Pfander

Darum gehts

«Impfdurchbruch» im Deutschen, «iel» im Französischen, «certificato» im Italienischen und «respect» im Rätoromanischen sind die Wörter des Jahres 2021 in der Schweiz. Auf den zweiten und dritten Plätzen folgen «Starkregen» und «entfreunden», «précarité» und «variants», «urgenza» und «exploit» sowie «pazienza» und «tgira».

Wetter und Corona

«2021 haben diese Wörter den Diskurs in der Schweiz geprägt – wissenschaftlich belegt in der Textdatenbank und bestätigt durch die Wahl der vier Jurys aus Sprachschaffenden», erklärt Sprachwissenschaftlerin Marlies Whitehouse, Leiterin der deutschsprachigen Jury in der Mitteilung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, die für die Wahl des Wortes des Jahres verantwortlich zeichnet.

Platz 1: Impfdurchbruch

Die Impfung sollte den Durchbruch bei der Pandemie bringen und die Normalität wieder herstellen. So wurde es uns gesagt. Das Virus lässt sich aber nicht einfach wegimpfen, vielmehr bricht es immer wieder durch – sei es mit neuen Varianten oder eben mit sogenannten Impfdurchbrüchen. Die Menschen reagieren unterschiedlich darauf: Bei vielen beginnt Wut auszubrechen, einigen bricht der Boden unter den Füssen weg und sie geraten in eine Depression, während andere auf den Befreiungsschlag durch den Booster hoffen, der endlich den ersehnten Durchbruch bringen soll.

Platz 2: Starkregen

Auch wer mit wasserfesten Schuhen, funktionaler Regenbekleidung und Schirm unterwegs war, wurde nass in diesem Jahr. Die Meteorologen und Meteorologinnen warnten uns alle paar Tage vor Starkregen, der ganze Landstriche im Wasser untergehen liess. Der Schweizer Sommer war geprägt von ungewöhnlich häufigen, sintflutartigen Regenfällen, während in anderen Teilen Europas täglich Hitzerekorde gebrochen wurden. All dies hat die Debatte um die Klimaerwärmung intensiviert, mit der bei uns, gemäss Voraussagen, vermehrt starker Regen herrschen wird.

Platz 3: entfreunden

Freundschaften wurden durch die Impfdebatte auf eine harte Probe gestellt. Plötzlich taten sich unüberwindbare Gräben auf zwischen Impfwilligen und Impfverweigerern. So unvereinbar und unverhandelbar schienen die Standpunkte in manchen Fällen, dass man sich entfreundete. Das Wort, das mit dem Aufkommen von Social Media geläufig wurde, bezeichnet das Aufkünden der Freundschaft durch Anklicken eines Buttons. Entfreundet hat man sich aber nicht nur im Privaten: Das Virus hat auch im gesellschaftlichen Gefüge zu Brüchen geführt.

Seit 2019 viersprachig

2017 hat das Departement Angewandte Linguistik der ZHAW die Verantwortung für die Wahl des Wortes des Jahres übernommen. Seither erfolgt die Wahl mehrsprachig, forschungsbasiert und interaktiv. In Zusammenarbeit mit der Lia Rumantscha wird seit 2019 das Wort des Jahres Schweiz auch in Rätoromanisch gewählt. Für jede Sprache führt die Wahl über drei Stufen:

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysieren die Schweizer Diskursdatenbank Korpus Swiss-AL und bestimmen pro Sprache die rund 30 Wörter, die im Jahr 2021 häufiger oder deutlich anders verwendet wurden als in den Jahren zuvor. Dann wählt eine Jury von Sprachprofis aus dieser Liste, aus Publikumsvorschlägen und aufgrund eigener Erfahrung die drei markantesten Wörter. Und schliesslich zeigen die Forschenden auf, wie sich diese Wörter 2021 im Sprachgebrauch in der Schweiz entwickelt haben und für welche gesellschaftlichen Veränderungen sie stehen.

Die vier Jurys bestehen aus je rund zehn Sprachschaffenden aus der deutsch-, französisch-, italienisch- und rätoromanischsprachigen Schweiz. Genauere Erklärungen zu den Wörtern des Jahres aller vier Landessprachen gibts hier.

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