Gefälschtes Zertifikat? – Polizei beschlagnahmt Impfpass von Bremen-Trainer Markus Anfang

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Gefälschtes Zertifikat?Polizei beschlagnahmt Impfpass von Bremen-Trainer Markus Anfang

Zertifikats-Chaos beim deutschen Traditionsclub Werder Bremen. Trainer Markus Anfang soll ein gefälschtes Zertifikat eingesetzt haben – und tritt nun von seinem Amt zurück.

Werder Bremen muss sich einen neuen Cheftrainer suchen. Markus Anfang hat um die Auflösung des Vertrages gebeten.
Hintergrund ist eine Strafanzeige des Gesundheitsamts Bremen gegen Anfang. Der 47-Jährige steht im Verdacht, ein gefälschtes Impfzertifikat benutzt zu haben.
Anfang übernahm den Club erst im vergangenen Sommer, nachdem Werder Bremen dramatisch abgestiegen ist aus der 1. Bundesliga.
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Werder Bremen muss sich einen neuen Cheftrainer suchen. Markus Anfang hat um die Auflösung des Vertrages gebeten.

Daniel Karmann/dpa

Darum gehts

Trainer-Knall beim deutschen Traditionsclub Werder Bremen. «Ich habe aufgrund der inzwischen extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst entschieden, dass ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Werder Bremen mit sofortiger Wirkung beende», teilt Bremen-Trainer Markus Anfang am Samstagmorgen auf der Webseite des Clubs mit. Er habe die verantwortlichen Personen um die umgehende Auflösung seines Vertrages gebeten – «diesem Wunsch haben sie entsprochen.»

Grund für den Rücktritt: Die Staatsanwaltschaft Bremen hat gegen Werder-Coach Markus Anfang ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bremen, Frank Passade, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Hintergrund ist eine Strafanzeige des Gesundheitsamts Bremen gegen Anfang. Der 47-Jährige steht im Verdacht, ein gefälschtes Impfzertifikat benutzt zu haben. Die Staatsanwaltschaft prüft daraufhin automatisch den Sachverhalt. Auch gegen Anfangs Co-Trainer Florian Junge wird laut dem Club ermittelt – auch der 35-Jährige tritt per sofort zurück.

Die Staatsanwaltschaft Bremen hat mittlerweile den Impfpass von Anfang beschlagnahmt. «Inwieweit der Impfausweis tatsächlich falsch ist, das werden wir zeitnah klären können», sagte Staatsanwalt Frank Passade am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuerst hatten Radio Bremen und danach die «Deichstube» über die Beschlagnahme der Impfpässe berichtet. Die Polizei war am Freitagabend bei Anfang mit einem Durchsuchungsbeschluss für dessen Privatwohnung vorstellig geworden. Eine Durchsuchung war aber nicht notwendig. Anfang hätte wie auch Co-Trainer Junge kooperiert, hiess es vom Staatsanwalt.

Anfang: «Impfung in offiziellem Impfzentrum erhalten»

Trainer Markus Anfang hatte die Anschuldigungen am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung des Vereins zurückgewiesen. «Ich habe genau wie jeder andere doppelt geimpfte Bürger meine beiden Impfungen in einem offiziellen Impfzentrum erhalten und dafür die entsprechenden Aufkleber im gelben Impfpass bekommen», hatte Anfang erklärt. «Den habe ich anschliessend in der Apotheke digitalisieren lassen und ging selbstverständlich davon aus, dass damit alles seine Ordnung hat. Ich hoffe sehr, dass sich das Thema schnell aufklärt.» Nun ist Anfang nicht mehr Trainer von Werder Bremen. In der Trennungsmeldung vom Samstagmorgen ist nicht ersichtlich, ob der Trainer mit seinem Rücktritt seine Einstellung zu den Vorwürfen verändert hat.

Die Ermittlungen gegen Anfang platzten mitten in die Vorbereitung der Bremer auf das Heimspiel gegen den FC Schalke 04. Das Topspiel der 2. Bundesliga findet am Samstagabend im Bremer Weserstadion statt. «Der Vorwurf, der im Raum steht, ist massiv», sagte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann am Samstag in einem auf der Club-Homepage veröffentlichten Interview.

Inzwischen hat sich auch die Deutsche Fussball Liga (DFL) mit deutlichen Worten zu Markus Anfang geäussert. «Wir kennen die Fakten nicht. Sollte sich aber der im Raum stehende Verdacht bestätigen, wäre dies ein nicht hinnehmbarer Affront gegenüber allen, die sich in den vergangenen Monaten haben impfen lassen und so ihren Beitrag zur Corona-Eindämmung geleistet haben», teilte die DFL am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.

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(wed/dpa)

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