In neuen Gerichtsakten fällt immer wieder der Name Mar-a-Lago

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Prozess gegen Ghislaine MaxwellIn neuen Gerichtsakten fällt immer wieder der Name Mar-a-Lago

Ghislaine Maxwell, die inhaftierte Vertraute des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, streitet jede Beteiligung an einem Sexring mit Minderjährigen ab. Jetzt veröffentlichte Gerichtsdokumente sagen etwas anderes.

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Ghislaine Maxwell (rechts) mit ihrem Partner Epstein und den damaligen Freunden, Donald und Melania Trump.
Epstein brachte sich 2019 in der Haft um. Maxwell wurde rund ein Jahr später festgenommen, in einem abgelegenen Anwesen in Bradford, New Hampshire.
Die 59-Jährige ist in sechs Punkten angeklagt, darunter Verführung Minderjähriger zu illegalen Sexhandlungen und Meineid. Im Fall einer Verurteilung drohen ihr bis zu 35 Jahre Haft.
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Ghislaine Maxwell (rechts) mit ihrem Partner Epstein und den damaligen Freunden, Donald und Melania Trump.

Getty Images 

Es wurde mit Spannung erwartet: Ein Bundesrichter hat am Mittwoch Tausende teils geschwärzter Gerichtsdokumente betreffend Ghislaine Maxwell freigegeben. Dagegen konnten die Anwälte von Maxwell, der Vertrauten des in Haft verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, nichts unternehmen. Der 59-Jährigen wird vorgeworfen, in den 1990er Jahren systematisch Minderjährige für den pädophilen Financier herbeigeschafft zu haben. Sie bestreitet das.

Unter den Dokumenten – sie stammen aus einem anderen Verfahren gegen Maxwell, das 2017 in einem Vergleich geendet hatte – finden sich etwa die Aussagen eines namentlich nicht aufgeführten Zeugens, der vor Gericht angab, Maxwell habe Orgien mit Minderjährigen organisiert.

«Maxwell gab den Mädchen Anweisungen»

Er habe gesehen, wie sie in einem «Raum voller minderjähriger Mädchen Anweisungen gab, dass diese tanzen, sich küssen und gegenseitig intim berühren sollten, während sie und Epstein zusahen.» Der gleiche Zeuge brach gemäss Protokoll in Tränen aus, als er sich daran erinnerte, dass eine 15-Jährige ihm «völlig verstört» berichtete, wie Maxwell ihr den Reisepass abgenommen, sie zu Sex mit ihr und Epstein gedrängt und sie bedroht habe.

Anderen Zeugen zufolge fragte Maxwell immer wieder «wegen Mädchen» an, die sie zu Epstein bringen wollte. Eine Zeugin sagte aus, Maxwell habe sie auf dem High School Campus angesprochen und ihr zugesichert, sie mache sie zu ihrer persönlichen Assistentin, wenn sie Sex mit Epstein habe.

Immer wieder Mar-a-Lago

In den freigegebenen Akten fällt auch immer wieder der Name «Mar-a-Lago», dem Anwesen und Golfclub des ehemaligen Präsidenten Donald Trump. Hier brachte Trump Kandidatinnen von Schönheitswettbewerben unter, im hauseigenen Spa arbeiteten junge Frauen, die sich später in Epsteins Sex-Ring wieder fanden.

Maxwell, Epstein und Trump waren 17 Jahre gut befreundet. Das zeigt schon der Umstand, dass Trump mit insgesamt 16 Telefonnummern in Epsteins schwarzem Adressbuch gelistet war. Dieses wurde von Maxwell geführt und beinhaltete Kontakte zahlreicher Prominenter, Politiker und Wirtschaftsmänner. Immer wieder wurde spekuliert, dass Maxwell mit dem berüchtigten schwarzen Buch einige mächtige Leute, wie etwa der britische Prinz Andrew, in der Hand haben könnte.

«Feuchter Fleck»

In dieser Zeit waren die Parties legendär, die Trump in den Suiten seines damaligen Plaza Hotels in Manhattan schmiss, wie die «Vanity Fair» schreibt. Dort seien älteren Herren junge Mädchen vorgestellt worden, die sich eine Karriere oder Geld erhofften. Ein damaliger Gast erzählt: «Es ging um Männer mit jüngeren Mädchen, um Sex, viel Sex, um Kokain und teuren Alkohol.» Trump sei dabei jeweils «von Zimmer zu Zimmer» gegangen.

Wegen einer Immobilien kam es schliesslich zum Streit, die beiden Freunde sollten nie mehr ein Wort miteinander wechseln. Epstein sei so wütend gewesen, dass er Freunden kompromittierende Fotos von Trump gezeigt habe, so ein damaliger Bekannter Epsteins.

Ein Bild soll Trump mit einem jungen, halbnackten Mädchen zeigen. Auf einem anderen sei er mit zwei Mädchen zu sehen, die lachend auf einen feuchten Fleck auf Trumps Hose in Schosshöhe zeigten. Die erwähnten Fotos sind bislang nicht aufgetaucht.

Maxwell plädiert auf Unschuld

Epsteins Vertraute Maxwell sitzt seit ihrer Verhaftung letzten Juli in Brooklyn, New York, in Haft. Das Verfahren gegen sie wird vermutlich nicht vor dem Sommer beginnen. Neben der Anschuldigung, Epstein Mädchen zugeführt zu haben, wird ihr auch vorgeworfen, sich manchmal am Missbrauch beteiligt zu haben. Sie plädiert auf nicht schuldig.

Die 59-Jährige ist in sechs Punkten angeklagt, darunter Verführung Minderjähriger zu illegalen Sexhandlungen und Meineid. Im Fall einer Verurteilung drohen ihr bis zu 35 Jahre Haft.

Ihr Vertrauter und Ex-Freund Jeffrey Epstein war zunächst 2008 wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt und seitdem als Sexualverbrecher geführt worden. Einen Monat nach seiner erneuten Festnahme wurde er im August 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle gefunden.

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