Informanten verprügelt – 10 An'Nur-Schläger in Haft

Aktualisiert

Winterthurer MoscheeInformanten verprügelt – 10 An'Nur-Schläger in Haft

Die Polizei hat am Dienstag zehn Personen verhaftet. Sie sollen Gläubige angegriffen haben, die angeblich Informationen über eine radikale Predigt an die Medien weitergaben.

von
wed
Bereits am 2. November führte die Polizei eine Razzia in der umstrittenen An'Nur-Moschee in Winterthur durch. Ein Imam soll damals zu Verbrechen und Gewalttätigkeit aufgerufen haben.
Am Dienstag, 21. Februar, gab es erneut Hausdurchsuchungen und Verhaftungen im Umfeld der An'Nur-Moschee.
Die Verdächtigen im Alter zwischen 17 und 53 Jahren sollen am 22. November zwei Gläubige angegriffen haben.
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Bereits am 2. November führte die Polizei eine Razzia in der umstrittenen An'Nur-Moschee in Winterthur durch. Ein Imam soll damals zu Verbrechen und Gewalttätigkeit aufgerufen haben.

Annette Hirschberg

Die Zürcher Staatsanwaltschaft und die Kantonspolizei Zürich haben am Dienstagmorgen zehn Personen aus dem Umfeld der umstrittenen Winterthurer An'Nur-Moschee verhaftet. Sie sollen in der Moschee zwei Glaubensbrüder angegriffen haben, die interne Informationen an einen Journalisten weitergegeben haben sollen.

In der An'Nur Moschee in Winterthur wurden am 22. November 2016 mutmasslich zwei Personen muslimischen Glaubens von mehreren Personen angegriffen. Hintergrund des Angriffs soll die Berichterstattung eines Journalisten vom 2. November 2016 über eine Predigt in der An'Nur Moschee gewesen sein, in der zu Gewalttätigkeiten gegen andere Muslime aufgerufen worden sein soll.

Ein Dutzend Hausdurchsuchungen

Es besteht der Verdacht, dass die zwei Angegriffenen durch die Gruppe massiv geschlagen, misshandelt und eingeschlossen wurden, weil sie im Verdacht standen, dem Journalisten Informationen über die Predigt weitergegeben zu haben. Zudem sollen sie und ihre Familien mit dem Tod bedroht worden sein.

Gegen die zehn Verdächtigen im Alter zwischen 17 und 53 Jahren wurde ein Verfahren wegen Angriffs, Freiheitsberaubung, Drohung, Nötigung sowie Körperverletzung eröffnet. Sie werden im Anschluss an die polizeilichen Einvernahmen der zuständigen Staatsanwaltschaft Winterthur/Unterland respektive der Jugendanwaltschaft Winterthur zugeführt. Im Zusammenhang mit den Verhaftungen gab es zudem ein Dutzend Hausdurchsuchungen an verschiedenen Orten.

Staatsanwältin: «Moschee hat nichts mit dem Strafverfahren zu tun»

Über die Nationalität der Verhafteten gibt die Staatsanwältin Susanne Steinhauser auf Anfrage keine Auskunft: «Alle Verhafteten haben aber einen festen Wohnsitz in der Schweiz.»

Ob die verhafteten Personen oder die Opfer eine Funktion innerhalb der An'Nur-Moschee haben, sei Gegenstand der Ermittlungen. Auch über die Schwere der Verletzungen und wieso die zehn Personen erst jetzt verhaftet wurden, kann die Staatsanwältin keine Angaben machen. Nur so viel: «Die Verhaftungen wurden aufgrund einer Anzeige durchgeführt», so Steinhauser.

Ausserdem handle es sich bei den verhafteten Personen nicht um dieselben Personen, die bereits im Rahmen einer Razzia Anfang November verhaftet wurden. Trotz der erneuten Ermittlungen im Umfeld der umstrittenen An'Nur-Moschee bleibt diese weiterhin geöffnet. «Die Moschee hat nichts mit diesem Strafverfahren zu tun», sagt Steinhauser.

«Weltwoche» deckte Hasspredigt auf

Auslöser für die Razzia in der An'Nur-Moschee Anfang November und offenbar auch für die Tat gegen die beiden Gläubigen war ein «Weltwoche»-Artikel des Kriegsreporters Kurt Pelda. In der Ausgabe vom 3. November 2016 schrieb er, dass ein neuer afrikanischer Imam der An'Nur-Moschee mit dem Namen Scheich Abdurrahman während einer Predigt zum Mord aufgerufen haben soll.

Er habe vor grösserem Publikum behauptet, dass nur jene Gebete gültig seien, die in einer Gemeinschaft der Muslime gesprochen würden. Wer nur zu Hause und alleine bete, begehe laut dem Prediger einen schweren Fehler und die Sünder sollen gewarnt werden. «Jene aber, die nicht in die Gemeinschaft zurückkehren und nicht dort beten, sollten getötet werden», soll Scheich Abdurrahman gesagt haben. Laut Pelda entspringe dies der Geisteshaltung des IS oder der afghanischen Taliban.

Damit aber nicht genug: Scheich Abdurrahman soll dazu aufgerufen haben, all jene zu denunzieren, die nicht am Gemeinschaftsgebet teilnähmen oder andere Sünden begingen. Zudem würden Menschen, die nicht in der Gemeinde beten, im Diesseits und im Jenseits bestraft werden.

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