Ins Krankenhaus, um krank zu werden?

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Spital-InfektionenIns Krankenhaus, um krank zu werden?

Unsere nördlichen Nachbarn leben gefährlich: In Deutschland sterben mehr Menschen an den Folgen von Spital-Infektionen als im Strassenverkehr. 20 Minuten Online wollte von einem Experten wissen, wie es in der Schweiz um die Infektionsrisiken in Spitälern bestellt ist.

von
Runa Reinecke

Wer geht schon gerne ins Spital? Besonders schaudert es Ärzten in Deutschland - denn die Mediziner wissen um die Gefahren, die ihnen dort drohen: Bei bis zu 40 000 Todesfällen jährlich infolge bakterieller Infektionen dürfte es aber nicht nur Medizinern angst und bange werden.

Infektionsgefahr - auch in der Schweiz ein Problem

Doch wie steht es um die Hygienemassnahmen vor, während und nach einem invasiven Eingriff bei Schweizer Patienten? Der Verband «Prävention der nosokomialen Infektionen im Schweizer Gesundheitswesen» spricht in einer Dokumentation von geschätzten 70 000 Spitalinfektionen jährlich in unserem Land. Rund 2 000 Patienten sterben an den Folgen einer solchen Verunreinigung. Wie bereits erwähnt - bei den genannten Zahlen handelt es sich um Schätzungen, denn die wenigsten Spitäler legen ihre Infektionsstatistiken offen. Aus gutem Grund, wie Dr. Gerhard Eich, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Spitalhygiene und Leiter Infektiologie am Triemlispital in Zürich weiss, denn das Infektionsrisiko ist stark von der Art des Eingriffs abhängig: «Wird ein Patient notfallmässig ins Spital eingeliefert und dort ohne grosse Vorbereitung - zum Beispiel eine Darmreinigung - am Darm operiert, ist die Infketionsgefahr natürlich besonders hoch», erklärt der Experte auf Anfrage von 20 Minuten Online. Spitäler mit Intensivversorgung schneiden in dieser Statistik ungleich schlechter ab als andere medizinische Einrichtungen. «Infektionsraten können nur verglichen werden, wenn gleichartige Patientengruppen und gleiche Operationen untersucht werden», meint Eich.

Selbst ist der Infektionsherd

Andererseits liessen sich andere Infektionen praktisch nicht verhindern: Denn in der Haut des Patienten nisten Keime, die sich selbst durch speditive Desinfektionspraktiken nicht enfernen liessen: «Meistens sind es Bakterien, die vom Patienten selbst in die Wunde gelangen. Dauert eine OP sehr lange, kann der Desinfektionsschutz nachlassen und der Patient infiziert sich an seinen eigenen Keimen», weiss Eich und schätzt, dass maximal ein Prozent aller Infektionen durch fremde Mikroorganismen ausgelöst werden.

Früh erkannt, Gefahr (fast) gebannt

Kommt es - infolge einer bakteriellen Infektion - zu einer Entzündung, ist es wichtig, diese frühzeitg zu erkennen: «Findet während des Heilungsprozesses eine Schwellung, Rötung oder ein ungewöhnlicher Flüssigkeitsaustritt an der Narbe statt, sollte man unbedingt bei einem Arzt vorstellig werden», rät Eich.

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