Interlakens erbitterter Kampf um ein Stück Bauland

Sicht aufs winterliche Interlaken.

Sicht aufs winterliche Interlaken.

swiss-image.ch/Jost von Allmen
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Hotel erhitzt die GemüterInterlakens erbitterter Kampf um ein Stück Bauland

An Interlakens bester Lage soll ein neues Hotel gebaut werden. Das sorgt im Berner Oberland für Knatsch.

Am 13. Februar wird Interlakens Stimmvolk zur Urne gebeten. Bei der Konsultativabstimmung geht es um einen Landverkauf für das Hotelprojekt Des Alpes. Entstehen soll ein 4-Sterne-Lifestylehotel, das laut den Initiantinnen und Initianten des Projektes der neue erstklassige «Place to be» werden soll. Und zwar nicht irgendwo, sondern an Interlakens beliebter Promenade, dem Höheweg.

«Ein solches Hotel bringt Dynamik und Wertschöpfung in die ganze Destination», sagt Daniel Renggli, CEO der Revier Hospitality Group, die das Hotel betreiben möchte. Dabei setze man auf die Nahmärkte Schweiz und Europa, sowie den Individualtourismus.

Im Sommer bietet die Region für Outdoor-Fans unzählige Aktivitäten.

Im Sommer bietet die Region für Outdoor-Fans unzählige Aktivitäten.

swiss-image.ch/Fabian von Moos

Aussenstehende könnten nun denken, dass in Interlaken nach den letzten zwei Coronajahren wieder Aufbruchstimmung herrscht. Doch so einfach ist die Lage nicht. Der Konflikt um das Des Alpes Areal schwelt bereits seit Jahren. 

Ebenfalls im Februar, vor acht Jahren, stimmte man in Interlaken bereits einmal über ein Hotelprojekt ab. Damals handelte es sich um eine Kombination von Hotel- und Wohnungsbau. Das Projekt wurde 2014 mit 60,1 Prozent Nein-Stimmen deutlich abgelehnt. 

Tragödie im Restaurant Des Alpes

Im Herbst 2020 dann die schockierende Nachricht: In der Kult-Beiz Des Alpes wurde ein 61-jähriger Schweizer tot aufgefunden. Es handelte sich um den Wirt des Restaurants. Der Verdacht fiel auf die Freundin des Wirts, eine Profiboxerin. Die Frau sitzt bis heute in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat vor wenigen Tagen Anklage wegen Mordes oder vorsätzlicher Tötung erhoben. Wie es mit dem Restaurant weitergeht, kann, aber muss nicht im Zusammenhang mit dem neuen Hotelprojekt stehen. 

Ein neues Projekt für das Des Alpes Areal

Das neue Projekt, um das es am 13. Februar geht, klingt erstmal vielversprechend. Entstehen soll ein schickes Hotel mit Restaurant, Rooftop-Bar, Spa/Wellness und kleineren Seminarmöglichkeiten. Investor und Betreiber wird mit der Fortimo Group ein Schweizer Familienunternehmen sein, das bereits in mehreren Regionen erfolgreiche Hotels eröffnete. Dazu gehören die Revier-Hotels und die Privà Lodges. 

Das «Des Alpes Areal» vom Höhenweg bis zur Aare – das Hotel soll auf der braun gekennzeichneten Stelle am Höheweg erbaut werden.

Das «Des Alpes Areal» vom Höhenweg bis zur Aare – das Hotel soll auf der braun gekennzeichneten Stelle am Höheweg erbaut werden.

zvg

Gegen das Projekt ist die SP Interlaken. Ruedi Simmler, der Präsident der SP Interlaken sagt: «Wir sind nicht grundsätzlich gegen den Bau eines Hotels. Aber was wir hier sehen ist eine Hauruck-Übung.» Es habe keine breite öffentliche Diskussion gegeben. «Dabei handelt es sich um das letzte Stück Bauland an solch prominenter Lage.» Dazu käme, dass beim aktuellen Projekt nicht das gesamte Des Alpes Areal einbezogen wurde, sondern nur der zum Höheweg hinzugewandte Teil. «Wünschenswert wäre jedoch ein stimmiges Gesamtkonzept.»

Der Gemeindepräsident von Interlaken Philippe Ritschard von der FDP hingegen begrüsst das Projekt und ist für den Landverkauf an die Investoren. Er unterstreicht, dass gerade eine gesamtheitliche Lösung 2014 scheiterte. Ein darauf abgehaltener Workshop mit Vertretern aus dem Tourismus, der Wirtschaft und auch der Gegnerschaft habe damals ergeben, dass die Bevölkerung ein Hotel begrüssen würde, den Rest jedoch nicht. «Von einer Hauruck-Übung kann nicht die Rede sein. Die Ausschreibung zum Projekt erfolgte bereits 2017», sagt er. Zudem bewahre man mit diesem Projekt weitere 15’000 Quadratmeter Land vor einer Bebauung, die späteren Generationen zur Verfügung stehen werde. Er freue sich zudem, dass Schweizer Investoren mit an Bord seien und dass diese in einem neuen Hotel Potential für Interlaken sehen. 

Wie geht es nun weiter?

Am 13. Februar wird es eine Konsultativabstimmung über das Projekt geben. Die Bevölkerung wird kundtun, was sie vom Projekt hält. Bei einer Zustimmung, wäre geplant das Hotel 2026 zu eröffnen, sollte alles klappen. Bei einer Ablehnung wird das Kapitel des Des Alpes Areals bestimmt noch nicht fertig geschrieben sein. 

Was denkst du über das Projekt – handelt es sich um eine Hauruck-Übung oder um ein zukunftsweisendes Hotelprojekt?

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