Horror in FlimsInvasion der Tausendfüssler
Sie kommen jeden Abend in Scharen: Ein Flimser Haus wird von Tausendfüsslern heimgesucht. Die Bewohner sind ihnen wehrlos ausgeliefert.

Die Flimserin wischt die Biester von der Hauswand. Foto: srf
Wenn es in der Region Flims einnachtet, geht der Horror beim Haus der Familie Imboden los. Millionen von Tausendfüsslern kriechen hervor und beginnen, ihr Haus in Beschlag zu nehmen. «Immer im Frühling und im Herbst kommen sie. So geht das jetzt schon seit fünf Jahren», sagt die völlig gestresste Annette Imboden, «im September ist High Noon bei uns. So viele wie jetzt waren es aber noch nie.»
Die verzweifelte Mutter zweier Kinder wandte sich zuerst an das Bündner Amt für Natur und Umwelt. Dieses habe dann jemanden vorbeigeschickt, der in einem Behälter ein paar Tausendfüssler mitgenommen habe. Dann habe sie nichts mehr gehört, so Imboden. Um ihr Haus wurde der Tausendfüssler-Terror jedes Jahr schlimmer. «Wenn ich sie herunterwische, wehren sie sich mit übel riechender Blausäure.» Ein bis zwei Kilo der Art der Gemeinen Feldschnurfüsser habe sie da schnell einmal zusammen, so Imboden. Diese leert sie in Kehrichtsäcke und hofft, dass sie verbrannt werden. «Doch am nächsten Abend ist alles wieder voll.»
Wie lange sie und ihre Familie die Plage noch aushalten, weiss sie nicht: «Ich lebe mit ein paar Millionen Tausendfüsslern zusammen, habe sie jetzt auch im Haus und träume schon von ihnen,» erzählt sie. In ihrer Verzweiflung bat sie die Medien um Hilfe. Wie «Einstein» auf SF1 gestern berichtete, suchen selbst internationale Experten seit Jahren nach Lösungen für das unangenehme Phänomen, das in wenigen Gegenden vorkommt. Betroffen ist in Flims ein Gebiet von rund 200 Quadratmetern. Auch Sagogn, ganz in der Nähe, wird seit 2006 regelmässig befallen.
Ein zäher Bursche mit insgesamt 184 Beinen
Bei den in Flims und Sagogn in grossen Mengen einfallenden Tausendfüsslern handelt es sich laut dem biologischen Fachberater Klaus Zimmermann um den Gemeinen Feldschnurfüssler. Er kann mehrere Jahre leben und besitzt 184 Beine auf 46 Körpersegmente verteilt also zwei Beinpaare pro Segment. Zimmermann erzielte im Kampf gegen die Tausendfüssler mit Raubmilben «Scheinerfolge», die Eier und Larven wurden dabei aber nicht vernichtet. Der Österreicher forschte auch mit Diatomeenerde, die Erfolge brachte. Wenn die Tiere diese durchkriechen, trocknen sie aus und gehen zugrunde. Mit flüssiger Diatomeenerde haben die Österreicher Abwehrzäune beschichtet. Die Tausendfüssler konnten dadurch am Überklettern dieser Zäune gehindert werden. Die einfachsten Methoden sind laut Zimmermann Klebebänder an Hauswänden, welche die Tiere nicht überkrabbeln können, weil sie zu rutschig sind. Auch Fallen empfiehlt er. adv