Iouri PodladtchikovBesuch im Spital: «War kurz davor, das ganze Comeback abzusagen»
20 Minuten hat Snowboard-Olympiasieger Iouri Podladtchikov exklusiv nach seiner Kreuzband-OP besucht. Er träumt weiter von Olympia 2026.
Darum gehts
Iouri Podladtchikov wurde am Kreuzband operiert und träumt von Olympia 2026.
Er entschied sich für eine neuartige OP-Methode mit «Fibertape», um schneller fit zu werden.
20 Minuten besuchte die Legende im Spital.
«Hallo!» Iouri Podladtchikov hat gerade gegessen, als er 20 Minuten in der Hirslanden-Klinik zu einem exklusiven Besuch begrüsst. Der 36-Jährige wurde am Donnerstag am Kreuzband operiert. Er ist bestens gelaunt. «Ich bin mit einem Lachen nach der OP aufgewacht.»
Die letzte Zeit der Schweizer Snowboard-Legende war wild. Ein Rückblick: Am 10. Januar der Donnerschlag. Der Olympiasieger von 2014 verkündete sein Comeback – das grosse Ziel: Olympia 2026 in Mailand/Cortina. Danach lief es gut, doch Ende Februar der Schock. Nachdem er sich an der WM 2017 bereits einmal einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, erwischte es ihn in Übersee im Training vor dem letzten Weltcup der Saison erneut.
Iouri Podladtchikov: «Ich habe vor dieser OP lange gehadert»
Während er vor acht Jahren aber «nicht mehr laufen konnte», fühlte sich sein Knie diesmal stabil an und tat nicht wirklich weh. Eine Odyssee begann für den studierten Philosophen und Fotografen. Eine Odyssee, die fast ein wenig zur Sinnesreise wurde. Operation: ja oder nein? Wenn ja, zu welchem Preis?

Die Verletzung von Iouri Podladtchikov.
20min/Marco Zangger«Ich habe vor dieser OP lange gehadert. Für mich war es wirklich eine 50/50-Entscheidung. Ich bin Hunderte Kilometer durch die Schweiz gefahren, habe mit Vertrauten gesprochen, Meinungen eingeholt – und trotzdem wusste ich am Ende nicht wirklich, was ich machen soll», sagt Podladtchikov zu 20 Minuten: «Es war ein innerer Kampf zwischen Hoffen, Zögern und letztlich der Einsicht, dass ich mich irgendwann entscheiden muss.»
Der Schweizer entschied sich für eine neuartige Methode. Bei dieser wurde ihm ein «Fibertape» in das neue Konstrukt für das Kreuzband eingeflochten und damit das Kreuzband wieder an den Knochen fixiert. «Viele mögen es nicht, wenn Fremdmaterial im Körper ist, doch ich bin überzeugt von dieser Methode.» Der grosse Vorteil: Mit dieser Art der OP soll Podladtchikov ein bis zwei Monate früher fit sein können als im Vergleich zu anderen Kreuzband-Operationen.
Olympia 2026 ist sein grosses Ziel
Die Snowboard-Legende sitzt ruhig auf seinem Stuhl, als er mit 20 Minuten redet. Seine Antworten gleichen oft einer gedanklichen Reise – lang und ausschweifend, bis er schliesslich beim Ziel ankommt. Podladtchikov ist manchmal mehr Philosoph als Sportler. So sagt er auch zum Beispiel: «Ich bin auf der letzten Seite meines Buchs. Doch wenn ich den Schluss nicht ändere, würde ich es selbst nicht noch einmal lesen wollen.»

20-Minuten-Reporter Nils Hänggi im Gespräch mit Iouri Podladtchikov.
20min/Marco ZanggerEr macht eine Pause. Einen guten Schluss zu finden, sei schwierig, sagt er. Er sei noch auf der Suche danach. «Ich war sogar kurz davor, das ganze Comeback abzusagen», gesteht er. «Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich habe es mir nicht überlegt.» Denn: Muss das Ganze wirklich sein? «Nein», sagt er entschieden. Das Buch müsse am Ende nicht zwingend fertig geschrieben werden. «Das letzte Buch Hemingways – das hat er auch nicht zu Ende schreiben können.»
Was sicher ist – und das kommt im Gespräch immer wieder und sehr deutlich raus: Olympia 2026, das ist sein grosses Ziel. «Um es in Kunstsprache zu sagen», meint er: «Ich arbeite an einer Skulptur – Schritt für Schritt, Schlag für Schlag. Und bei Olympia wünsche ich mir, dass sie dann die Form hat, die ich im Kopf hatte, als ich angefangen habe.»
Iouri Podladtchikov: «Ich bin kein Profisportler mehr»
Dass Podladtchikov konkurrenzfähig ist, hat er nach seinem Comeback und vor seiner Verletzung bewiesen. So sagt er auch: «Die Finalqualifikation bei Olympia ist realistisch.» Er sei eine Person, die positiv denke. Das müsse man, erklärt er. «Man stolpert ja sowieso im Leben. Daher muss man einfach immer weiter schreiben im Leben, immer weiter.»

Iouri Podladtchikov will es nochmals wissen.
IMAGO/justpictures.chDann stellt der Schweizer etwas klar. Unmissverständlich. «Ich bin kein Profisportler mehr», sagt der Olympiasieger. Sport sei gerade ein sehr grosses Hobby von ihm – nicht mehr. Podladtchikov schaut aus dem Fenster, die Sonne scheint. Glaubt er an eine Vorbestimmung im Leben?
«Das ist eine sehr gute Frage», sagt er. Er glaube vielleicht zu siebzig Prozent an Schicksal. Man habe zwar oft das Gefühl, selbst etwas bestimmen zu können – «aber das ist nicht immer so.» Das Wort «vorbestimmt» sei vielleicht nicht ganz richtig, räumt er ein, «aber ja, ich glaube immer wieder daran – und dann auch wieder nicht.»
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.