IS akzeptiert Treueeid von Boko Haram

Aktualisiert

BündnisIS akzeptiert Treueeid von Boko Haram

«Das Kalifat wird auf Westafrika ausgeweitet», so ein IS-Sprecher zum Treueeid von Boko Haram. Das Bündnis soll in «Not und Erfolg» Bestand haben.

Boko Haram bereits im August 2014 nach dem Vorbild des IS ein Kalifat im Nordosten Nigerias ausgerufen, das etwa die Grösse Belgiens hat.

Boko Haram bereits im August 2014 nach dem Vorbild des IS ein Kalifat im Nordosten Nigerias ausgerufen, das etwa die Grösse Belgiens hat.

Zwei der ruchlosesten Terrorgruppen der Welt haben sich verbündet: Erst schwört Boko Haram dem IS die Treue, dann ruft ein IS-Sprecher ausländische Kämpfer auf, sich Boko Haram anzuschliessen. Die beiden Milizen verbinden Ideologie und Gewaltmuster.

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat laut einem Sprecher den Treueschwur der nigerianischen Extremistengruppe Boko Haram akzeptiert. Damit reiche das Kalifat nun bis nach Westafrika, sagte IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani in einer am Donnerstag veröffentlichten Audiobotschaft. Er rief in der vom Medienarm der Extremisten, Furkan, verbreiteten Nachricht Kämpfer aus aller Welt auf, sich Boko Haram anzuschliessen.

Mehrere militärische Niederlagen

Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau hatte am Samstag ebenfalls in einer Audiobotschaft dem IS Gefolgschaft geschworen, der je rund ein Drittel von Syrien und dem Irak beherrscht. Zuvor hatte Boko Haram bereits im August nach dem Vorbild des IS ein Kalifat im Nordosten Nigerias ausgerufen, das etwa die Grösse Belgiens hat.

Die beiden selbst erklärten Kalifate der islamistischen Extremisten sind rund 4000 Kilometer voneinander entfernt. Beide werden von internationalen Bündnissen bekämpft. Während der IS im Irak unter anderem um die Zurückeroberung der Heimatstadt Saddam Husseins, Tikrit, ringt, wurde Boko Haram im Nordosten Nigerias durch eine multinationale Allianz teilweise zurückgedrängt. Seit dem 8. Februar dieses Jahres wurden nach nigerianischen Angaben mindestens 500 Kämpfer der Terrorgruppe getötet.

Unterstützung für afrikanisches Bündnis

Boko Haram hat im vergangenen Jahr etwa 10'000 Menschen umgebracht und zeigte sich verantwortlich für die Entführung von mehr als 275 Schulmädchen vor etwa einem Jahr. Tausende Menschen sind in den benachbarten Tschad geflüchtet. Der Aufstand der Terrorgruppe in Nigeria dauert bereits seit fast sechs Jahren an.

In diesem Jahr versuchten die Extremisten, ihr Einflussgebiet mit Angriffen an der Grenze zum Nachbarland Kamerun sowie Attacken in Niger und im Tschad auszuweiten. Um im Kampf gegen die Extremisten erfolgreich zu sein, brachten Mitglieder des UN-Sicherheitsrats am Donnerstag einen Vorschlag ein, demzufolge die internationale Gemeinschaft einem afrikanischen Bündnis im Kampf gegen Boko Haram Geld, Ausrüstung, Truppen und Aufklärungsinformationen zur Verfügung stellen soll.

Bündnis unterstreicht neues Risiko

Nigeria räumte am Donnerstag ein, dass das Land im Kampf gegen Boko Haram Hilfe von regionalen Sicherheitsagenten erhalte. Die Erklärung kam nach Berichten, wonach südafrikanische und andere ausländische Unternehmer derartige Unterstützung leisteten. Nigeria habe umfangreiche Erfahrung bei der Koordination mit anderen afrikanischen Militärs und der Leitung von Friedensmissionen auf dem Kontinent, erklärte Regierungssprecher Mike Omeri.

Der Direktor des Afrika-Zentrums der Denkfabrik Atlantic Council in Washington, J. Peter Pham, meinte, das Bündnis zwischen Boko Haram und dem IS unterstreiche ein neues Risiko. So könnten Extremisten, «die es zunehmend schwieriger finden, nach Syrien und in den Irak zu gelangen, (...) sich stattdessen dazu entscheiden, in den Nordosten Nigerias zu gehen und diesen Konflikt zu internationalisieren», schrieb Pham in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur AP.

Pham verwies auch auf das hohe Tempo, mit dem der IS den Treueschwur von Boko Haram akzeptierte. Dies betone, dass beide Terrorgruppen den Propaganda-Schub durch die Verbindung benötigt hätten.

Ist Boko Haram unislamisch?

Die Propaganda von Boko Haram ähnelte zuletzt immer deutlicher derjenigen des IS: Die nigerianische Gruppe folgte dem Beispiel der Terrormiliz, indem sie Videos von Enthauptungen veröffentlichte. Das jüngste davon, verbreitet am 2. März, kupferte verschiedene Elemente aus IS-Produktionen ab, etwa das Geräusch eines schlagenden Herzens und heftiges Atmen vor der Hinrichtung, wie das Online-Aktivitäten von Terrorgruppierungen beobachtende SITE-Zentrum berichtete.

Bereits in Videonachrichten im vergangenen Jahr hatte Shekau Grüsse und Lob an den selbst ernannten Kalifen des IS, Abu Bakr al-Bagdadi, und die Anführer von Al-Kaida gerichtet. Ein Zweig des Terrornetzwerks um Führer Aiman al-Sawahiri war Boko Haram jedoch nie. Manche Beobachter glauben, dies liege daran, dass die rücksichtslosen Massaker der Nigerianer von Al-Kaida als unislamisch erachtet werden. (sda)

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