Experte«Israels Armee war miserabel vorbereitet»
Israel hat ein Video des Angriffs auf den Hilfskonvoi veröffentlicht. Es soll beweisen, dass der Angriff gerechtfertigt war. Ein Experte sieht es eher als Beleg dafür, dass die Armee überfordert war.
Das Video ist verwackelt und schwarz-weiss. Es zeigt, wie israelische Soldaten von Helikoptern abgeseilt werden und auf einem Schiff von einer mit Stöcken bewaffneten Meute empfangen werden. Diese prügelt brutal auf die Elitesoldaten ein und wirft einen von ihnen sogar über Bord.
Unklar ist, ob das Video echt ist oder für Propagandazwecke gedreht wurde. Wurde es wirklich während des Angriffs auf den Hilfskonvoi nach Gaza aufgenommen, macht es laut Militärexperte Beni Gafner vor allem eines deutlich: Dass die
israelische Armee – ihres Zeichens die beste der Welt – miserabel auf den Einsatz vorbereitet war. «Die Bilder zeigen, dass die Soldaten von der heftigen Gegenwehr überrascht worden sind.» Ansonsten hätten sie wohl mit Blend- und Rauchgranaten oder Tränengas angegriffen – und mit mehr Soldaten. «Das Video deutet auf eine mangelhafte Vorbereitung hin. Taktisch ist die Militäraktion misslungen.»
Dass die israelische Armee Angriffe aus der Ferne besser beherrscht, machte sie gestern deutlich: Sie tötete mit einer Rakete drei militante Palästinenser und erschoss zwei weitere.
Israel unter internationalem Druck
Israel gerät nach dem Angriff immer stärker in die Isolation. Der Weltsicherheitsrat verurteilte den Einsatz und forderte eine Untersuchung. Nur die USA hätten verhindert, dass Israel in der Resolution als Alleinschuldiger gebrandmarkt worden sei, sagt Roland Popp, Nahostexperte am Center for Security Studies an der ETH Zürich. Diverse Länder Europas und der arabischen Welt haben ihrerseits Kritik an Israel geäussert. «Selbst Staaten, die eine Parteinahme in dem Konflikt bislang vermieden, sind durch das Vorgehen Israels vor den Kopf gestossen», so Popp. Dass Israel nun dem diplomatischen Druck nachgebe, sei aber unwahrscheinlich. «Es ist eher mit einer Verhärtung der israelischen Position zu rechnen.»