ChronologieIsraels ausgeklügelte Attacken – eine Übersicht
Israel hat sich bisher nicht zu den Explosionswellen bekannt, doch das Land hat eine lange Geschichte raffinierter Operationen.
Darum gehts:
Bei einer Pager-Attacke im Libanon wurden am Dienstag 12 Menschen getötet und fast 3000 verletzt. Am Mittwoch kam es zu einer zweiten Explosionswelle mit mindestens 20 Toten.
Hisbollah und die libanesische Regierung beschuldigen Israel, hinter den Attacken zu stecken.
Israel hat eine lange Geschichte ausgeklügelter militärischer Angriffe.
Israel hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäussert.
Die Attacken ereigneten sich in einer Zeit erhöhter Spannungen zwischen Israel und der vom Iran gestützten militanten Gruppe. Beide Seiten haben sich seit der Hamas-Attacke am 7. Oktober vergangenen Jahres auf israelischem Boden, die den Gaza-Krieg auslöste, wiederholt gegenseitig unter Beschuss genommen.
Israel hat sich nicht zu den jüngsten Angriffen bekannt, aber tut das in derartigen Fällen generell auch selten. Aber das Land hat eine lange Geschichte von ausgeklügelten Remote-Operationen und komplexen Cyberattacken über Angriffe mit ferngesteuerten Maschinengewehren bis hin zur Zündung von Sprengsätzen in geheimen iranischen Untergrund-Nuklearanlagen.
Chronologie vermeintlich israelischer Operationen
Juli 2024: Zwei hochrangige militante Führer in Beirut und Teheran werden innerhalb von Stunden bei Anschlägen getötet: Fuad Schukr, ein Hisbollah-Kommandeur, in der libanesischen und danach Hamas-Chef Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt. Israel bekennt sich zum Anschlag auf Schukr, aber nicht zu dem auf Hanija, den ihm die Hamas indes anlastet. Ebenfalls im Juli nimmt Israel den obersten Militärbefehlshaber der Hamas, Mohammed Deif, ins Visier. Beim Anschlag im südlichen Gazastreifen sterben mindestens 90 Menschen, nach israelischen Angaben auch Deif.
April 2024: Zwei iranische Generäle werden im iranischen Generalkonsulat in Syrien getötet, Teheran zufolge durch einen israelischen Angriff. Der Iran führt später einen Vergeltungsschlag mit etwa 300 Raketen und Drohnen gegen Israel aus, aber die meisten werden abgefangen.
Dezember 2023: Sejed Rasi Mussawi, ein Langzeit-Berater der iranischen Revolutionsgarde in Syrien, wird nahe Damaskus bei einem Drohnenangriff getötet. Der Iran macht Israel verantwortlich.
2021: Eine Untergrund-Nuklearanlage wird von Explosionen und einer verheerenden Cyberattacke getroffen, die der Iran Israel zuschreibt – ebenso wie mehrere weitere Attacken mit explosiven Drohnen gegen Atomanlagen in folgenden Jahren.
2020: Ein iranischer militärischer Top-Atomwissenschaftler, Mohsen Fachrisadeh, wird während einer Autofahrt ausserhalb von Teheran durch ein fernbedientes Maschinengewehr getötet. Iran macht Israel verantwortlich.
2012: Ahmad Dschabari, Chef des bewaffneten Flügels der Hamas, stirbt bei einem Luftangriff auf sein Auto. Sein Tod löst einen achttägigen Krieg zwischen der Hamas und Israel aus.
2010: Das Stuxnet-Computervirus stört und zerstört iranische nukleare Zentrifugen. Es wird verbreitet angenommen, dass es in israelisch-amerikanischer Zusammenarbeit geschaffen wurde. Mahmud al-Mabhuh, ein ranghoher Hamas-Funktionär, wird in einem Hotelzimmer in Dubai getötet. Viele der 28 mutmasslichen Attentäter werden von Sicherheitskameras erfasst – verkleidet als Touristen. Die Operation wird dem israelischen Geheimdienst Mossad zugeschrieben, aber Israel hat das nie bestätigt.
2008: Hisbollahs Militärchef Imad Mughnijeh, dem unter anderem das Orchestrieren von Selbstmord-Bombenanschlägen während des Bürgerkrieges im Libanon angelastet werden, stirbt in Damaskus durch eine Autobombe. Die Hisbollah beschuldigt Israel der Tat. Mughnijehs Sohn Dschihad wird 2015 bei einem israelischen Luftangriff getötet.
2004: Hamas' geistlicher Führer, Ahmed Jassin, wird in seinem Rollstuhl geschoben, als ein israelischer Hubschrauber ihn unter tödlichen Beschuss nimmt. Der seit einem Unfall in der Kindheit gelähmte Jassin zählte zu den Gründern von Hamas. Sein Nachfolger Abdel Asis Rantissi kommt weniger als einen Monat später ebenfalls bei einem israelischen Luftangriff zu Tode.
2002: Der zweithöchste Militärführer der Hamas, Salah Schehadeh, stirbt bei einem Bombenangriff auf ein Apartmentgebäude in der Stadt Gaza.
1997: Mossad-Agenten mit gefälschten kanadischen Pässen versuchen, Chaled Maschaal, den seinerzeitigen Hamas-Chef, in Amman zu vergiften, indem sie ein dafür präpariertes Gerät nahe seinem Ohr platzieren. Sie werden kurz danach festgenommen, und Jordaniens König droht damit, einen noch frischen Friedensvertrag zu annullieren, sollte Maschaal sterben. Israel schickt am Ende ein Gegenmittel gegen das Gift und die Agenten kehren nach Israel zurück. Maschaal bleibt ein höherrangige Hamas-Persönlichkeit.
1996: Jahja Ajjasch, mit dem Spitznamen «Ingenieur» wegen seiner Fertigkeiten im Bombenbasteln für Hamas, stirbt, als er den Hörer eines präparierten Telefons abhebt. Das Attentat in Gaza zieht eine Reihe tödlicher Anschläge auf Busse in Israel nach sich.
1995: Der Gründer des Islamischen Dschihad, Fathi Schikaki, wird in Malta durch einen Kopfschuss getötet und die Tat verbreitet Israel zugeschrieben.
1988: Der Militärchef der Palästinensischen Befreiungsorganisation, Chalil al-Wasir, stirbt bei einem israelischen Kommandounternehmen in Tunesien. Besser bekannt als Abu Dschihad, war er Stellvertreter von PLO-Chef Jassir Arafat.
1973: Bei einem nächtlichen Kommandounternehmen unter Leitung von Ehud Barak, dem späteren Ministerpräsidenten, werden mehrere PLO-Führer in ihren Wohnungen in Beirut erschossen. Die Aktion war Teil einer Reihe von Attentaten auf hochrangige PLO-Funktionäre als Vergeltung für die Ermordung von elf israelischen Trainern und Athleten bei den Olympischen Spielen 1972 in München.
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