Medienkonferenz: VBS-Flops: Eigenlob, Selbstkritik – und plötzlich ging es um Bananen

Livetickeraktualisiert am Freitag, 31. Januar, 2025

MedienkonferenzVBS-Flops: Eigenlob, Selbstkritik – und plötzlich ging es um Bananen

Die Kritik an Projekten des VBS reisst nicht ab. Selbst die Finanzdelegation hat sich über die Schieflage beschwert. Nun konterten Bundesrätin Viola Amherd, Armeechef Thomas Süssli und Rüstungsboss Urs Loher.

Grüne, unreife oder überreife Bananen? Während der Fragerunde wurden Rüstungsprojekte plötzlich mit dem Reifegrad der Frucht verglichen.

VBS

Darum gehts

  • An mehreren VBS-Projekten ist in den letzten Wochen lautstarke Kritik geäussert worden.

  • Bundesrätin Viola Amherd, Armeechef Thomas Süssli und Rüstungschef Urs Loher nahmen am Freitagmorgen Stellung.

  • Während der Fragerunde sorgten Bananenvergleiche teils für Heiterkeit (siehe Video oben).

Deine Meinung zählt

Freitag, 31.01.2025
12:18

Selbstkritik, Eigenlob und grüne Bananen: Das sagten die Armeechefs zu den VBS-Flops

Am Freitag reagierten die abtretende Verteidigungsministerin Viola Amherd und Armeechef Thomas Süssli mit einer Medienkonferenz auf die anhaltende Kritik an der Armee: «Die Diskussion zeigt, dass wir das Interesse der Öffentlichkeit unterschätzt und zu wenig informiert haben», zeigte sich Amherd selbstkritisch. Die Frage, ob sie zu Unzeiten zurücktrete, verneinte sie: «Ich konnte in den letzten sechs Jahren nie nach Hause gehen und sagen: So jetzt habe ich alles erledigt.»

Seit Wochen sorgen diverse, milliardenteure Rüstungsprojekte, die in Schieflage geraten sind, für Schlagzeilen. Es fing an mit einem Brief der Finanzaufsicht des Parlaments an Amherd. Darin werden sieben Projekte, etwa ein neues System zur Überwachung des Luftraums genannt, bei denen es Probleme gibt. Später doppelte die Finanzkontrolle nach, etwa mit einem Bericht zum Debakel rund um die Beschaffung von israelischen Aufklärungsdrohnen.

Die abtretende Verteidigungsministerin Viola Amherd sprach von einem «spürbaren Kulturwandel» und einer verbesserten Fehlerkultur in ihrem Departement. (Archivbild)

Die abtretende Verteidigungsministerin Viola Amherd sprach von einem «spürbaren Kulturwandel» und einer verbesserten Fehlerkultur in ihrem Departement. (Archivbild)

20min/Stefan Lanz

«Schwierigkeiten in Projekten sind normal – das ist keine Schande», stellte Bundesrätin Amherd klar. Die Grösse, Dauer und Komplexität der betroffenen Projekte, erschwere ihre Führung. Entscheidend sei aber, wie man mit Problemen umgehe. Der eingeleitete Kulturwandel habe zu einer verbesserten Fehlerkultur geführt: «Ich will nicht, dass Probleme unter den Teppich gekehrt werden.» Man habe schon etliche Massnahmen ergriffen.

Zu den einzelnen Projekten äusserte sich vor allem Armeechef Thomas Süssli. Dieser kritisierte die Berichterstattung. Zahlen und Fakten seien in den Medien teils falsch oder aus dem Kontext gerissen dargestellt worden: «Es werden keine Steuergelder verschwendet.» Die Ausgaben seien Teil des regulären Armeebudgets.

Fünf Gründe führen laut Süssli bei den Projekten immer wieder zu Verzug: Zu hohe Erwartungen, unterschätzte Komplexität und falsche Annahmen, die Helvetisierung (gemeint sind Schweizer Sonderwünsche statt Beschaffungen ab Stange), prozessuale und organisatorische Hürden sowie Lieferverzögerungen und die Teuerung. Häufig seinen es die externen Anbieter, welche die Komplexität unterschätzten.

«Das Militär hat ein ureigenes Interesse, dass diese Projekte erfolgreich sind», sagte Armeechef Thomas Süssli an der Medienkonferenz am Freitag. (Archivbild)

«Das Militär hat ein ureigenes Interesse, dass diese Projekte erfolgreich sind», sagte Armeechef Thomas Süssli an der Medienkonferenz am Freitag. (Archivbild)

20min/Stefan Lanz

Neben Selbstkritik war an der Medienkonferenz auch viel Eigenlob zu hören: Die meisten Projekte beim VBS seien gut auf Kurs. Auch Rüstungschef Urs Loher lobte die «hervorragende Arbeit» seiner Mitarbeitenden: «Es kann keine Rede davon sein, dass wir unsere Projekte generell nicht im Griff haben.» Als Beispiele für erfolgreiche Projekte nannten sie die baldige Digitalisierung des Dienstbüchleins sowie der Kauf von Patrouillenbooten.

Rüstungschef Urs Loher übte ebenfalls Selbstkritik. So müsse etwa die Aufsicht der Projekte verbessert werden. Gleichzeitig wies er auf den veränderten Rüstungsmarkt hin: «Schweizer Bestellungen haben keine hohe Priorität für ausländische Rüstungsfirmen. Wir müssen schneller werden, ohne die Risiken zu vernachlässigen.»

«Es kann keine Rede davon sein, dass wir unsere Projekte generell nicht im Griff haben», sagte Rüstungschef Urs Loher. (Archivbild)

«Es kann keine Rede davon sein, dass wir unsere Projekte generell nicht im Griff haben», sagte Rüstungschef Urs Loher. (Archivbild)

Foto: Raphael Moser

Eine spezielle Wendung nahm die Medienkonferenz, als die Rüstungsprojekte mit Bananen verglichen wurden. Rüstungschef Urs Loher nahm die Metapher dankbar auf. Für ein Land wie Israel könne auch der Kauf von «grünen Bananen» Sinn ergeben, wenn dadurch Menschenleben gerettet werden könnten. Um die «Bananen» künftig im richtigen Reifegrad zu kaufen, wolle man vermehrt in Rüstungskooperationen beschaffen.

10:49

Die Medienkonferenz ist zu Ende

Die Medienkonferenz ist zu Ende. In Kürze liest du hier eine Zusammenfassung.

10:46

Amherd stellt sich hinter Armeechef

Personelle Konsequenzen lehnt Bundesrätin Amherd ab. Die Männer, die an der Medienkonferenz neben ihr sässen, würden gute Arbeit leisten und hätten die Probleme erkannt.

10:41

Rücktritt zu Unzeiten?

Die Frage, ob sie angesichts der vielen Probleme zu Unzeiten zurücktrete, beantwortet Amherd so: «In keinem Departement kann man nicht zu Unzeiten zurücktreten. Ich konnte in den letzten sechs Jahren am Abend nie nach Hause gehen und sagen: So jetzt habe ich alles erledigt.» Ratschläge möchte sie ihrer Nachfolge keine mitgeben. Sie selbst habe gelernt, dass sie früher hätte kommunizieren sollen. Sie gehe mit gutem Gefühl trotz schwieriger geopolitischer Lage: «Ich denke, dass wir für den Schutz der Bevölkerung gut vorbereitet sind.»

10:35

«Nicht alle Fakten dargelegt»

Auf ihre Kritik an der Berichterstattung angesprochen, sagt Viola Amherd: «Ich würde mir nie erlauben, die Medien zu kritisieren.» Es seien nicht alle Fakten dargelegt worden, deshalb habe man zur Medienkonferenz geladen, um Details zu geben: «Wir haben die Insights.»

10:29

Reife Bananen

Wann ist die Banane reif? Respektive ein Rüstungsprojekt ausgereift? Urs Loher erklärt, dass die Armee vermehrt wieder in Rüstungskooperationen einkaufen wolle. Das stelle sicher, dass der Zeitpunkt gut respektive die Banane reif ist. Armeechef Süssli ergänzt, dass man vermehrt prüfe, was ist Must-have, was Nice-to-have.

10:25

Schlafen Sie gut, Frau Bundesrätin?

Schlafen Sie ruhig, Frau Amherd? «Ich schlafe ruhig, weil wir die Probleme angehen», antwortet die Verteidigungsministerin. Es sei normal und keine Schande, dass es Probleme gibt: «Eine Schande wäre es, wenn man Probleme nicht erkennen und nicht reagieren würde.»

10:20

Jetzt beginnt die Fragerunde

Die erste Frage an Viola Amherd betrifft die Fehlerkultur im VBS, wonach Informationen nicht nach oben gelangen. «Es ist durchaus möglich, dass in einem Departement mit 12‘500 Mitarbeitenden nicht alles bis ganz nach oben kommt», antwortet die Bundesrätin. Man habe massive Fortschritte gemacht im Kulturwandel: «Ich will nicht, dass Probleme unter den Teppich gekehrt werden, weil irgendwann kommt es sowieso raus», sagt Amherd. Als politisch Verantwortliche wolle sie über Probleme Bescheid wissen.

10:14

Rüstungschef: «Es braucht eine bessere Aufsicht»

Urs Loher ortet Verbesserungspotenzial, etwa bei der Aufsicht. Es brauche eine bessere Projekt-Governance. Dabei nennt Loher explizit VBS-interne Aufsichtsgremien. Diese sollten ihre Aufgaben konsequenter wahrnehmen: «Manchmal ist weniger mehr.» Loher spricht aber auch über den veränderten Rüstungsmarkt: «Schweizer Bestellungen haben keine hohe Priorität für ausländische Rüstungsfirmen. Wir müssen schneller werden, ohne die Risiken zu vernachlässigen.»

10:02

Loher zum Drohnen-Debakel

Auch zum kriselnden Drohnen-Projekt nimmt der Rüstungschef nochmals Stellung. Lesen Sie dazu das 20-Minuten-Interview mit Urs Loher. Man habe den Abbruch des Projekts mehrmals geprüft und aus Kosten-Nutzen-Erwägungen verworfen. Stattdessen habe man mit vertraglichen Änderungen nachgebessert.

09:58

Rüstungschef Urs Loher: «Meine Mitarbeitenden leisten hervorragende Arbeit»

Auch Rüstungschef Urs Loher betont, dass die meisten Projekte gut unterwegs seien: «Meine Mitarbeitenden leisten hervorragende Arbeit.» Diese Erfolge hätten aber keine mediale Aufmerksamkeit erhalten. Etwa die Beschaffung von Flugplatz-Löschfahrzeugen oder der Kauf von Patrouillenbooten zu guten Konditionen. «Es kann keine Rede davon sein, dass wir unsere Projekte generell nicht im Griff haben.»

09:51

Ursachen der Probleme

Nun äussert sich der Armeechef zu einzelnen Projekten. Fünf Gründe würden immer wieder zu Problemen führen: Zu hohe Erwartungen, Komplexität, Lieferverzögerungen, die Teuerungen und Schweizer Sonderwünsche. Man werde spätestens Ende Jahr wieder über den Stand der Projekte informieren.

09:44

Süssli: «Es werden keine Steuergelder verschwendet»

Wie Amherd weist auch Süssli darauf hin, dass das VBS selbst auf die Probleme hingewiesen habe. Zahlen und Fakten seien in den Medien teils falsch oder aus dem Kontext gerissen dargestellt worden. Diese könne man nicht so stehen lassen: «Es werden keine Steuergelder verschwendet.» Die Ausgaben seien im Rahmen des Armeebudgets.

09:42

Armeechef Süssli zählt erfolgreiche Projekte auf

Nun hat Armeechef Thomas Süssli das Wort. Der Aufbau von militärischen Fähigkeiten erfolge primär über Projekte: «Das Militär hat ein ureigenes Interesse, dass diese Projekte erfolgreich sind», sagt er. Die meisten der über 160 Projekte seien erfolgreich, nur höre man davon nie. Er nennt dazu einige Beispiele, darunter das digitale Dienstbüchlein.

09:38

«Spürbarer Kulturwandel»

Die Massnahmen führten laut Amherd zu einem «spürbaren Kulturwandel» im Departement. Es liege aber in der Natur der Sache, dass bei Projekten als einmalige Vorhaben Risiken und Schwierigkeiten auftauchen. Wichtig sei, wie man damit umgehe. Der erste Schritt sei es, diese Risiken zu erkennen und dann zu beheben. «Meine Botschaft ist nicht, dass wir keine Probleme haben. Wir haben Probleme und handeln adäquat.»

09:35

Zum Stand der Projekte

Die Grösse, Dauer und Komplexität der Projekte sei eine Herausforderung. Es gebe Verbesserungspotenzial: «Wir haben das entschlossen an die Hand genommen», so Amherd. Man habe Massnahmen ergriffen, etwa ein zusätzlicher Controllingbericht. Zudem beschaffe man nur noch bestehende Systeme ohne Swiss Finish.

09:33

Die Medienkonferenz beginnt

«Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, zu erfahren, wie diese Projekte geführt werden, da sie mit Steuergeld finanziert werden», sagt Bundesrätin Viola Amherd zu Beginn der Medienkonferenz. Man habe das Interesse der Öffentlichkeit unterschätzt und zu wenig kommuniziert.

Donnerstag, 30.01.2025
14:05

Kritik an VBS-Projekten - die Ausgangslage

«Die Schieflage des Projekts ist das Ergebnis einer Kombination aus zu ambitionierten Zielen, mangelhafter Planung und Steuerung, unzureichendem Risiko- und Qualitätsmanagement sowie unterschätzter Komplexität.» So lautete letzte Woche das Urteil der Finanzkontrolle zur Drohnenbeschaffung.

Bei der Beschaffung von israelischen Drohnen lief vieles nicht nicht nach Plan.

Bei der Beschaffung von israelischen Drohnen lief vieles nicht nicht nach Plan.

Schweizer Luftwaffe

Doch damit nicht genug: Die Finanzdelegation des Parlaments wendete sich jüngst schriftlich an das VBS und listete weitere Projekte auf, die Sorgen bereiten würde. So etwa die Einführung einer Logistik-Software oder einer neuen Luftraumüberwachung. Politiker von links bis rechts äusserten sich kritisch.

Die abtretende Bundesrätin Viola Amherd äussert sich zur Kritik an der Schieflage von Projekten im VBS.

Die abtretende Bundesrätin Viola Amherd äussert sich zur Kritik an der Schieflage von Projekten im VBS.

20min/Matthias Spicher

Nun geht die zuständige Bundesrätin Viola Amherd in die Offensive. Zusammen mit Armeechef Thomas Süssli und Rüstungschef Urs Loher will sie an einer Medienkonferenz persönlich zum aktuellen Stand von «Top- und Schlüsselprojekten im VBS» informieren. 20 Minuten hält dich ab 9.30 Uhr auf dem Laufenden.

266 Kommentare