ItalienZur Strafe nackt bis zum Slip – neue Details im Turn-Skandal
Nach der Entlassung Italiens Nationaltrainerin in der Rhythmischen Sportgymnastik gibt es Vorwürfe gegen eine weitere Trainerin. Sie soll Mädchen gezwungen haben, sich auszuziehen.
Eines der Opfer in Italien: Sofia Raffaeli hier am World Cup 2024 in Milano.
La7indirettaDarum gehts
Italienischer Turn-Skandal: Trainerin Maccarani wegen Misshandlungsvorwürfen entlassen.
Neue Anschuldigungen gegen Sofia Cantaluppi: Zwang zum Entkleiden bei Fehlern.
Sofia Raffaeli, Bronzemedaillengewinnerin, unter den Betroffenen.
Abhörprotokolle: Turnerinnen in kalten Räumen eingesperrt.
Verbandsfunktionäre äussern sich abfällig über Turnerinnen.
Der Turn-Skandal um Missbrauchsvorwürfe in Italien erreicht eine neue Eskalationsstufe. Nach der Entlassung der langjährigen Nationaltrainerin in der Rhythmischen Sportgymnastik, Emanuela Maccarani, gibt es jetzt auch schwere Vorwürfe gegen die ehemalige Juniorinnen-Nationaltrainerin Sofia Cantaluppi. Diese arbeitet inzwischen für den israelischen Verband.
Nach italienischen Zeitungsberichten soll sie Turnerinnen bei Fehlern im Training gezwungen haben, sich nahezu völlig auszuziehen und niederzuknien. Die «Gazzetta dello Sport» und andere Blätter stützen sich dabei auf Vernehmungs- und Abhörprotokolle aus den Ermittlungen gegen Maccarani.
Auch die Gymnastin Sofia Raffaeli (21), die bei den Olympischen Spielen in Paris die Bronzemedaille gewann, soll darunter gelitten haben.
Abhörprotokoll: Turnerinnen auch eingesperrt
Die ersten Vorwürfe gegen Maccarani kamen bereits vor drei Jahren an die Öffentlichkeit. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die heute 58-Jährige wegen Misshandlung und psychischer Demütigungen. In den Abhörprotokollen findet sich nun auch der Mitschnitt eines Telefonats einer anderen Trainerin, Maccaranis Stellvertreterin Olga Tishina.
Hoher Preis: Sofia Raffaeli musste für ihre Olympia-Bronzemedaille viel Erniedrigung über sich ergehen lassen.
IMAGO/Beautiful SportsDemnach sagte Tishina im November 2022 zu einer anderen Trainerin über Cantaluppi: «Bei ihr ist alles viel schlimmer. Bei ihr gibt es Misshandlungen. Sie hat Raffaeli und Serena Ottaviani den Reifen werfen lassen. Und jedes Mal, wenn sie den Wurf nicht schafften, mussten sie ein Kleidungsstück ausziehen. Und am Ende standen sie in Unterwäsche da.» Zudem seien die Sportlerinnen in einen kleinen, kalten Raum gesperrt worden, wenn sie schlecht trainierten.
Funktionäre sollen sich abfällig geäussert haben
Die beiden genannten Athletinnen waren damals noch minderjährig. Von der früheren Juniorinnen-Trainerin gab es zunächst keine Stellungnahme zu den Vorwürfen. Gegen Cantaluppi wird bislang auch nicht ermittelt. Frühere Ermittlungen gegen Tishina wurden eingestellt.
Dem Bericht der «Gazzetta dello Sport» zufolge sollen sich zudem Verbandsfunktionäre in Telefonaten mehrfach abfällig über Turnerinnen geäussert haben, teils auch mit sexuellem Unterton.
Auch in Deutschland, den USA und in der Schweiz sorgten aufgedeckte Missstände für Aufsehen und Empörung.
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