Zahlen steigen anItalienische Zeitung vergleicht Corona-Situation in der Schweiz mit Bergamo
Die Corona-Fallzahlen schnellen in der Schweiz in die Höhe. Eine italienische Zeitung fragt sich nun, ob die Schweiz bald Patienten wird abweisen müssen – und zieht den Vergleich mit der Krise in Bergamo zu Beginn der Pandemie.
Darum gehts
In der Schweiz steigen die Corona-Fallzahlen rapide an – stärker als in den umliegenden Nachbarländern.
Das wird auch im Ausland registriert. Eine italienische Zeitung vergleicht die Schweizer Situation mit derjenigen in der Krisenregion Bergamo zu Beginn der ersten Welle.
Tatsächlich hat die Schweiz bereits seit März Richtlinien, was passiert, wenn die Betten auf den Intensivstationen knapp werden: Mensch über 85 würden nicht mehr aufgenommen.
Am Freitag meldete das BAG 6592 Neuinfektionen mit dem Coronavirus bei insgesamt 25’061 durchgeführten Tests. Zehn Personen verstarben, 117 mussten hospitalisiert werden. Die Intensivstationen sind zu über zwei Dritteln ausgelastet. Seit Anfang Oktober greift das Virus wieder um sich; die Fallzahlen steigen kontinuierlich und ungebremst an.
Das wird auch in den Nachbarländern registriert. Die italienische Tageszeitung «La Stampa» schreibt, die Schweiz drohe, «von der Pandemie mitgerissen zu werden». Sie zieht den Vergleich mit Bergamo, wo zum Höhepunkt der ersten Welle in Italien im März und April die Spitäler Kranke abweisen mussten: «Die Entscheidungen, die die Schweizer Ärzte möglicherweise bald treffen werden müssen, sind die gleichen, wie sie die Ärzte im März in Bergamo getroffen haben, die von der ersten Welle der Pandemie überwältigt wurden.»
Personen ab 85 würden nicht mehr behandelt
«La Stampa» bezieht sich auf ein Dokument der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften und der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin. Es datiert von Mitte März, ist also alles andere als neu. Es handelt sich dabei um Richtlinien zur «Triage bei intensivmedizinischen Behandlungen bei Ressourcenknappheit». Darin heisst es zwar, dass das Alter grundsätzlich keine Rolle spielen darf bei der Behandlung des Coronavirus.
Trotzdem ist es so, dass ältere Menschen bei einer Ressourcenknappheit an Betten nicht mehr aufgenommen werden – dann nämlich, wenn sie über 85 Jahre alt sind. Auch Patienten über 75 Jahre werden in diesem Stadium der Ressourcenknappheit nicht mehr aufgenommen, wenn sie an Leberzirrhose, chronischem Nierenversagen oder Herzinsuffizienz leiden.
Ob es in der Schweiz tatsächlich so weit kommen wird, dass diese Triage zum Zug kommt, ist nicht absehbar. Franco Denti, Präsident des Tessiner Ärztegesellschaft, hofft, dass Schweizer Ärzte keine solchen Entscheidungen treffen müssen: «Die Entscheidung, wen man wiederbeleben soll und wen nicht, ist schwer, sehr schwer für jeden Arzt», sagt er gegenüber «La Stampa».